verschiedene Verpackungen, Flaschen, Tüten usw.

Die Veranstaltung deckte in ihrer Bandbreite von Bio-Kunststoffen bis zu KI ganz unterschiedliche Aspekte ab. (Bild: Open AI/Dalle 3)

Skalierung des enzymatischen Recyclings über Bioreaktoren.
Skalierung des enzymatischen Recyclings über Bioreaktoren. (Bild: Milk)

Die Veranstaltung brachte Experten aus Industrie, Forschung und Markeninhabern zum vierten Mal zusammen. Karsten Schröder, Initiator und Moderator der Fachtagung, analysierte gemeinsam mit den Referenten die Kernkriterien umweltgerechter Entwicklungen. Vorgestellt wurden Lösungen auf Basis geeigneter Materialauswahl, Recyclingfähigkeit, Minimierung des Materialverbrauchs, Optimierung des Produktionsprozesses und Verbesserung der Produktlebenszyklen.

Dr. Hermann Onusseit von Onusseit Consulting thematisierte in seiner Präsentation „Quo vadis Kunststoffverpackungen“ die Herausforderungen durch den weltweiten Anstieg der Kunststoffverpackungen und betonte die Notwendigkeit radikalerer Maßnahmen, um umweltgerechte Verpackungen zu erreichen. Trotz Bemühungen gelangt ein Drittel der Kunststoffabfälle in Deutschland nicht in Recyclinganlagen.

Peter Niedersüss von Borealis Polyolefine präsentierte den „Einsatz von bio-basierten und recycelten Kunststoffen für flexible Verpackungen“ und hob dabei die Vorteile von Polyolefinen aus nachwachsenden Rohstoffen und mechanisch recycelten Kunststoffen hervor. Sie bieten vergleichbare Materialleistungen wie Neuware bei geringerem CO2-Fußabdruck und sind für Lebensmittelkontakt geeignet.

Chemisches Recycling und digitaler Produktpass

Ben Raven von Sabic Petrochemicals BV stellte das Trucircle-Programm vor, das auf CO2-Neutralität bei Verpackungsmaterialien abzielt und innovative Recyclingmethoden nutzt. Lutz Neugebauer vom Verpackungshersteller Südpack betonte die Bedeutung von recyclingfähigen Einstofflösungen und die Rolle des chemischen Recyclings für die Optimierung der Ökobilanz.

Dr. Hermann Achenbach vom SKZerläuterte den Nutzen des digitalen Produktpasses COPPA, der Transparenz schafft und die Kreislaufwirtschaft unterstützt, indem er detaillierte Informationen über Materialien und Bestandteile der Verpackung bereitstellt.

Dr. Christian Kirchnawy vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik klärte über die Risiken nicht identifizierbarer Schadstoffe im mechanischen Recycling auf und betonte die Bedeutung der Sicherheitsbewertung durch die EFSA. Vor allem bedruckte Folien mit Nitrocellulose-Farben wurden in der Mutagenitätsprüfung stark positiv getestet, weshalb Kirchnawy hier Delabeling- der Deinking-Prozesse empfahl.

Christopher Tuchscherer von Silver Plastics verglich die Barriere- und Recyclingeigenschaften von PET- und PP-Schalen und hob hervor, dass in Europa bisher vor allem PP-Formschalen recycelt werden, während die entsprechenden Möglichkeiten für PET-Formschalen noch entwickelt werden müssten.

Andrea Glawe von Kroenert präsentierte Ansätze zur Steigerung der Energieeffizienz in Beschichtungsanlagen, während Dr. Kenny Saul von SHS plus die Vorteile der Digitalisierung in Extrusionsprozessen beleuchtete.

KI unterstützt enzymatisches Recycling

Eleonore Eisath von Milk erläuterte das Potenzial des enzymatischen Recyclings, bei dem Enzyme die langen Molekülketten von Kunststoffen in Monomere und Oligomere zerlegen, um sie als Rohstoff für neue Materialien zu nutzen. Da die Identifizierung und Optimierung passender Enzyme bisher sehr langwierige und damit teure Prozesse darstellen, erhofft sich Eisath hier künftig Fortschritte durch den Einsatz von KI-Modellen.

Andreas Holt von Today-tomorrow-together zeigte Optimierungspotenziale in der Extrusionstechnik auf, wie die Vorteile gravimetrischer Systeme zur präzisen Dosierung von Mahlgut aus Rezyklaten.

Niklas Möhlmann von Gneuß Kunststofftechnik stellte die OMNI-Recycling-Technologie vor, die eine breite Palette an Kunststoffmaterialien verarbeitet und hochwertige, dekontaminierte Folien produziert, die für Lebensmittelverpackungen zugelassen sind. Für PP gibt es in Asien bereits FDA-Freigaben.

Eco-Fee-Modulation und Papierverpackungen

Julian Thielen von Interzero Recycling Alliance erläuterte das Konzept der Eco-Fee-Modulation, das den Einsatz von schwer recycelbaren Verpackungsmaterialien durch höhere Gebühren bestraft und zeigte anhand von Kaffeeverpackungen Einsparpotenziale in der Materialreduktion auf. Hier konnte der bisherige PET/Alu/PE-Verbundstoff durch eine PE-Monomateriallösung ersetzt werden.

Thomas Lunz von Mondi Functional Paper & Films gab einen Überblick über den Einsatz faserbasierter flexibler Verpackungsmaterialien und die Möglichkeiten von Barrierebeschichtungen, die selbst anspruchsvolle Anwendungen wie Gewürze oder Waschpulver ermöglichen.

Andreas Bergmeier von Felix Schoeller stellte die Möglichkeiten und Grenzen von Papierverpackungen dar und kritisierte dabei, wie ungenau und dehnbar die Materialangabe „95 % Papieranteil“ in der Praxis sei. Damit einhergeht die Herausforderung der korrekten Sammelsysteme, um die Kontamination der Wertstoffkreisläufe zu verhindern.

Felix Bischopink von Siegwerk Ventures ging im letzten Fachvortrag der Veranstaltung auf die Bedürfnisse von KMUs und die Vorteile digitaler Plattformen für nachhaltige Verpackungsinnovationen ein.

Karsten Schröder schloss die Fachtagung mit einer Zusammenfassung praxisnaher Lösungen ab. Er betonte, dass der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und die Weiterentwicklungen von Verpackungsmaterialien, die Reduktion des CO2-Fußabdrucks durch Entwicklungen in der Maschinen- und Steuerungstechnik sowie Verbesserungen im mechanischen und chemischen Recycling wesentliche Rollen in der Nachhaltigkeit spielen. Trotz der großen Herausforderungen könne die Verpackung hier einen Beitrag leisten, indem sie das Füllgut schützt und flexible Verpackungen nachhaltiger macht.

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