Verpackungen werden zu digitalen Schnittstellen

GS1 Germany und Google: Pilotphase für Native Scanning

Rund 16 Mrd. Medikamentenverpackungen in der EU und den USA nutzen bereits den Code.

Nach dem erfolgreichen Proof of Concept startet GS1 Germany gemeinsam mit Google ab Januar 2026 die Pilotphase für „Native Scanning“. Ziel ist es, GS1 Data Matrix-Codes künftig direkt mit Google Lens und später auch mit IOS-Geräten scannen zu können.

Ein Schritt, der vor allem für Hersteller von Pharma-, Medizinprodukte- und Healthcare-Verpackungen interessant ist. Nutzer erhalten so verifizierte digitale Informationen zu Arzneimitteln oder Medizinprodukten, ohne dass eine spezielle App erforderlich ist.

Warum die Pilotphase wichtig ist

Die Pilotphase ist entscheidend, um die Grundlage für einheitliche, global akzeptierte Standards zu schaffen. Bislang existieren im Gesundheitsmarkt zahlreiche individuelle Lösungen für digitale Informationen auf Verpackungen. Das Projekt von GS1 und Google setzt hier an und testet erstmals unter realen Bedingungen, wie der bestehende GS1 Data Matrix zum universellen digitalen Zugangspunkt werden kann. Verpackungshersteller erhalten damit Planungssicherheit, da sie ihre Investitionen in Codierung, Artwork und Serialisierung auf eine weltweit einheitliche Struktur ausrichten können.

Ebenso wichtig ist der Praxistest der technologischen Umsetzung. Die Pilotphase untersucht, wie gut bestehende Codes auf Verpackungen mit Smartphones gescannt werden können und welche Anforderungen an Druck, Platzierung oder Kontraste bestehen. Gerade in der Pharma- und Medizintechnikbranche, in der Serialisierungslinien hochstandardisiert sind, liefert dies wertvolle Erkenntnisse. Auch die Datenqualität steht im Fokus: Interoperable Informationsmodelle müssen abgestimmt, Metadaten harmonisiert und digitale Informationsketten aufgebaut werden, um digitale Packungsbeilagen oder Sicherheitsinformationen zuverlässig ausspielen zu können.

Der GS1 Data Matrix als Schlüsseltechnologie

Der GS1 Data Matrix ist im Gesundheitswesen seit etwa 20 Jahren etabliert und gilt als „Platzwunder“, da er große Datenmengen auf kleinsten Flächen verschlüsselt. Seriennummern, Chargenkennungen, Verfallsdaten und weitere sicherheitsrelevante Angaben gehören längst zum Standard. Aktuell tragen mehr als 16 Mrd. Medikamentenverpackungen in der EU und den USA diesen Code. Mit dem Native Scanning wird das bislang primär industrielle Identifikations- und Rückverfolgungsinstrument für den Endnutzer nutzbar. Verpackungen werden so zu digitalen Schnittstellen, die Pflegekräfte, Apotheken oder Patienten mit verlässlichen Informationen versorgen.

Bedeutung für Hersteller, Marken und Verpackungsentwickler

Durch das Native Scanning entstehen klare Anforderungen an Artwork, Druckqualität und Codierungsprozesse. Hersteller müssen prüfen, ob bestehende Druckverfahren ausreichend stabile Codes erzeugen, ob Größen- und Kontrastvorgaben erfüllt sind und wie der Code optimal in das Verpackungsdesign integriert wird. Zusätzlich eröffnet das Projekt neue Perspektiven für elektronische Packungsbeilagen. Digitale Informationen können schneller aktualisiert werden, und nachhaltige Verpackungskonzepte kommen ohne umfangreiche Beipackzettel aus.

Auch für Rückverfolgbarkeit und Fälschungssicherheit ergeben sich Vorteile: Da der Data Matrix bereits Serialisierungsinformationen enthält, lässt sich Native Scanning beispielsweise mit bestehenden Unique Device Identification-Systemen verbinden.

Was die Ergebnisse für die Zukunft bedeuten könnten

Wenn die Pilotphase erfolgreich verläuft, könnte sich Native Scanning zu einem globalen Standard entwickeln. Verpackungen werden so zu einem zentralen Kommunikationsmedium zwischen Herstellern, Gesundheitssystemen und Anwendern. Sie könnten künftig Hinweise zu Anwendung, Dosierung oder Rückrufen direkt zugänglich machen und damit einen Beitrag zur Patientensicherheit leisten.

Zudem kann die Technologie die Effizienz der gesamten Lieferkette verbessern. Digitale Prozesse wie Wareneingangskontrollen, Bestandsmanagement oder Rückrufabwicklungen lassen sich automatisieren und weiter vereinfachen.