Sandra Pechac während ihres Vortrags

Sandra Pechac während ihres Vortrags auf dem Packaging Summit im Juli 2022. (Bild: Redaktion)

neue verpackung: Frau Pechac, da die Plattform Verpackung mit Zukunft bisher vor allem in Österreich aktiv ist: Können Sie für unsere Leser in Deutschland und der Schweiz kurz zusammenfassen, wer hinter der Plattform steht und was ihre Zielsetzung ist?
Sandra Pechac: Als „Plattform Verpackung mit Zukunft“ bündeln aktuell 25 engagierte Unternehmen entlang der gesamten Verpackungswertschöpfungskette ihre Kräfte. Vom Rohstoffverarbeiter bis zum Recycler, vom Verpackungs- bis zum Konsumgüterhersteller. Die Unternehmen, die bei der Plattform dabei sind, sind global agierende Unternehmen, viele davon mit Sitz in Österreich, aber wir haben auch deutsche Mitgliedsunternehmen.

Wir sind der Überzeugung, dass eine ressourcenschonende Nutzung von Verpackungen möglich, sinnvoll und notwendig ist. Deshalb arbeiten wir gemäß den Grundsätzen: Verpackungen vermeiden, verbessern, wiederverwenden und recyceln. Unser Ziel ist die Etablierung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft, in der kein Wertstoff verloren geht. So haben Verpackungen wirklich eine Zukunft. Wir wollen gemeinsam an zukunftsfähigen Lösungen arbeiten und unser Wissen weitergeben.

2 Frauen an Pop-up-Stand vor Supermarkt
Mit Pop-up-Ständen vor Supermärkten schafft die Plattform Kontaktpunkte zu Konsumenten. (Bild: Plattform Verpackung mit Zukunft/Wolfgang Lienbacher)

neue verpackung: Mit der spannendste Teil Ihrer Arbeit ist es sicherlich, mit Pop-up-Ständen beispielsweise vor Supermärkten, direkt in den Kontakt mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu kommen. Was ist die bisher wichtigste Botschaft, die Sie aus diesen Gesprächen für die Verpackungsindustrie mitnehmen konnten?
Pechac: Niemand kann die Herausforderungen, die im Zusammenhang mit Verpackungen stehen, alleine lösen. Auch wir nicht. Es braucht die Industrie, die Politik sowie die Konsumentinnen und Konsumenten. Alle Akteure spielen eine wichtige Rolle. Deshalb fördern wir den offenen Austausch und geben unser Wissen weiter, wo immer es Gehör findet – auf Social Media, bei Vorträgen oder eben bei interaktiven Pop-up-Ständen.

Die Erfahrung, die wir dabei jedes Mal machen, ist, dass die Leute nachhaltig handeln wollen, man es ihnen aber so einfach wie möglich machen muss. Vielen Verbrauchern ist nicht bewusst, wie viel Innovation und fundierte Entscheidungen bereits hinter vielen Verpackungen stecken. Meist arbeiten ganze Teams monate- oder sogar jahrelang an der besten Lösung für ein Produkt. Wenn die Konsumenten erkennen, dass viele Verpackungen sehr gut durchdacht sind, auch aus ökologischer Sicht, stärkt das wieder das zerrüttete Vertrauen in Verpackungen und befreit die Konsumenten von der Verantwortungslast für die Umweltauswirkungen ihrer Kaufentscheidung.

Deshalb ist Aufklärung so wichtig. Die Leute hören zu, aber man muss es verständlich, anhand von Beispielen, manchmal auch spielerisch erklären, damit es verstanden und in Erinnerung behalten wird. Je länger man in der Branche arbeitet, desto schwieriger ist es, das eigene Thema einfach zu erläutern, und je öfter man ein und dieselbe Sache gesagt hat, desto unwichtiger erscheint sie für einen selbst, aber die meisten Konsumenten befassen sich deutlich weniger detailliert mit dem Thema und wollen schnelle, unkomplizierte Antworten.

neue verpackung: Wie reagieren die Konsumenten generell auf das Format? Eher skeptisch, oder spüren Sie Interesse an Verpackungen und ihrem Recycling in der Gesellschaft?
Pechac: Was uns bei allen bisherigen Pop-up-Ständen auffällt, ist das ungebrochene Interesse der Verbraucher für das Thema. Durch das zunehmende Umweltbewusstsein in der Gesellschaft sind viele Konsumenten sehr bemüht, beim Einkauf möglichst nachhaltig zu handeln und Entscheidungen zu treffen, sei es bei der Wahl des Produktes selbst oder der Verpackung.

Verpackungsmythen und Halbwahrheiten sind allgegenwärtig und werden oft durch das undifferenzierte Bild in den Medien unterstützt. Für Konsumenten ist es natürlich nicht einfach, sich hier zurechtzufinden, selbst wenn der Wille da ist.

neue verpackung: Was auffällt: Bisher legt die Plattform einen klaren Fokus auf das Thema Kunststoff, das spiegelt sich auch in den Mitgliedsunternehmen wider. Liegt das daran, dass Glas und faserbasierte Verpackungen beim Verbraucher weniger in der Kritik stehen?
Pechac: Das würde ich so nicht sagen. Bei der Plattform bündeln Unternehmen ihre Kräfte, die in ihren Tätigkeitsbereichen eine gesellschaftliche Verantwortung tragen und die Verpflichtung sehen, verantwortungsvoll mit unseren natürlichen Ressourcen umzugehen.

Als Plattform sind wir davon überzeugt, dass alle Verpackungsmaterialien ihre Daseinsberechtigung besitzen und immer von Fall zu Fall beurteilt werden muss, welche Verpackungslösung die klügste und nachhaltigste ist. Im Zentrum dieser Überlegungen steht dabei immer der geringstmögliche ökologische Fußabdruck.

Der Fokus auf Kunststoff ist entstanden, weil wir speziell in Österreich das Glück haben, eine unglaubliche Expertise und Dichte an global agierenden Unternehmen im Kunststoffsektor zu haben. Recyclingtechnologien und Maschinen aus Österreich werden in der ganzen Welt eingesetzt und auch Materialhersteller und Verpackungsproduzenten sind hier Marktführer. Das Know-how hier zu bündeln, ist deshalb ein ganz logischer Schritt.

neue verpackung: Die Plattform selbst ist erst vor relativ kurzer Zeit entstanden – gibt es bereits konkrete Pläne für die kommenden Jahre?
Pechac: Die Plattform gibt es jetzt seit etwa 2,5 Jahren und hat mit sieben Unternehmen begonnen. 2021 hat die Plattform richtig Fahrt aufgenommen und konnte seitdem einige positive Meilensteine verbuchen. Es gab Aufklärungskampagnen, Events, verschiedene zielgruppengerechte Social Media Formate und Mitgliederzuwachs. Aktuell sind wir 25 Unternehmen und es werden laufend mehr. Darauf sind wir stolz.

Doch es bleibt keine Zeit, uns auf den Lorbeeren auszuruhen, denn Themen wie Kreislaufwirtschaft, Abfallminimierung, Recycling, Müllsammlung und viele mehr, sind in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen präsenter denn je.

2022 konzentriert sich die Plattform auf den ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen der in Umlauf gebrachten Verpackungen. Dabei fokussieren wir uns stark auf die Themenschwerpunkte Innovation und Industrie. Wir arbeiten bereits jetzt an der Umsetzung gemeinsamer Leuchtturmprojekte und werden unsere Bemühungen dahin gehend auch in den kommenden Jahren noch stärker forcieren.

Die Fragen stellte Philip Bittermann, Chefredakteur neue verpackung

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