Capri-Sun hat offenbar ein nachhaltiges Problem mit seinen Trinkhalmen. Der Hersteller des fast schon kultigen Fruchtgetränks erntet seit Jahren kritische Kommentare, seitdem er die Plastikröhrchen für die Trinkbeutel durch eine Alternative aus Papier ersetzt hatte. Das war 2021. Im Frühjahr 2024 machte die Nachricht die Runde, Capri-Sun habe das Röhrchen nochmals optimiert – als Reaktion auf die Kunden, die vor allem die Stabilität des Halms bemängelten, aber auch eine negative Beeinflussung des Geschmacks kritisierten.
Das Unternehmen, das seinen Sitz im Schweizer Zug hat, zeigte sich optimistisch. Seit einigen Monaten kommt ein neuer Papphalm zum Einsatz: Er bietet nach einem Bericht der Zeitschrift „Packaging Europe“ eine um 36 % höhere Biegekraftfestigkeit, hält einem um bis zu 18 % stärkeren Druck stand und wurde auch bei der vertikalen Druckfestigkeit deutlich verbessert.
Doch das scheint nicht zu reichen. Das räumt Capri-Sun-Boss Roland Weening in einem Artikel der Schweizer Sonntagszeitung mehr oder weniger ein. Offenbar haben sich die Verkaufszahlen nicht so entwickelt, wie geplant. Man arbeite daher darauf hin, zumindest in der Schweiz wieder ein rezyklierbares Plastikröhrchen zu verwenden, wird Weening zitiert. In der EU sind Plastikröhrchen bereits seit 2021 verboten. Nicht so bei den Eidgenossen.
Damit nicht genug: Auch in anderen Ländern will Weening wieder auf Kunststoff setzen. Die EU-Kommission, heißt es in der Sonntagszeitung, solle dafür eine Ausnahme machen. „Das Plastikröhrli-Verbot ist zwar gut gemeint, doch in unserem Fall macht es überhaupt keinen Sinn“, so der Manager in dem Blatt.
Inwieweit derlei Bestrebungen Erfolg haben, darf angesichts der strengeren EU-weiten Regularien der PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) bezweifelt werden. Nicht nur, weil ab 2030 alle Verpackungen recycelbar sein müssen. Ziel ist es, den Ressourcenverbrauch generell zu senken und die Abfallmenge zu reduzieren. Das gilt auch für Capri-Sun, die weltweit jährlich 6 Mrd. Trinkbeutel verkauft, vor allem in Deutschland und in den USA.
Was sagen die Kunden zur Rückkehr des Plastikröhrchens?
Im Internet hingegen kommen Weenings Gedankenspielereien gut an. „Bitte in Deutschland auch, dann werden wir sie auch wieder kaufen!“, schreibt beispielsweise Anke Piepenbrink-Ceelen. Jessica Bianchi kommentiert kurz und knapp: „Endlich mal was vernünftiges“ – und erhält dafür mehrere hundert Likes.
Bei der Capri-Sun-Presseabteilung hält man den Ball flach. Man prüfe diverse Optionen für eine sinnvolle Lösung, heißt es auf Anfrage der neuen verpackung. Momentan sei es zu früh, von einer Rückkehr des Plastikhalms zu sprechen, so die PR-Leute.
Ein Dementi klingt anders. Wobei der Trinkhalm nicht die einzige Herausforderung darstellt, die das Unternehmen meistern muss. Der noch immer eingesetzte Alubeutel, der aus einer Mischung von PE, PET und Aluminium besteht, ist so gut wie nicht zu recyceln. Daher hat Capri-Sun damit begonnen, sukzessive auf PP als Monomaterial umzustellen.