Die horizontale Schlauchbeutelmaschine Flowpack X

(Bild: SEW)

Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Trend. Vielmehr ist sie in der heutigen Geschäftswelt eine zwingende Handlungsweise, an der moderne Unternehmen nicht mehr vorbeikommen. Gerade im Maschinenbau, wo Energieverbrauch und Effizienz den ökologischen Fußabdruck maßgeblich beeinflussen, steht dieses Thema im Fokus. Hier sind innovative Lösungen gefragt, die Wirtschaftlichkeit mit Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit verbinden. Die Umstellung auf modernere Prozesse, Technologien und neue Denkweisen ist unabdingbar, um die Effizienz zu steigern, den Energieverbrauch zu senken – und somit die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen zu verbessern. Der gezielte Austausch und die Bündelung von Wissen über Unternehmensgrenzen hinweg schaffen hier neue Perspektiven und Raum für Innovationen.

horizontale Schlauchbeutelmaschine Flowpack X
Die horizontale Schlauchbeutelmaschine Flowpack X ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen SEW-Eurodrive und Hugo Beck. (Bild: SEW)

Gemeinsam Lösungen entwickeln

Bei der Schlauchbeutelmaschine wurde Pneumatik komplett durch elektromechanische Antriebstechnik ersetzt.
Bei der Schlauchbeutelmaschine wurde Pneumatik komplett durch elektromechanische Antriebstechnik ersetzt. (Bild: SEW)

Ein gutes Beispiel für solche grenzüberschreitenden Herangehensweisen ist die Partnerschaft der beiden Familienunternehmen SEW-Eurodrive und Hugo Beck. Der Verpackungsmaschinenhersteller Hugo Beck in Dettingen an der Erms, eine halbe Autostunde östlich von Tübingen, schafft durch gezielten Austausch und Kooperationen mit Partnern neue Perspektiven. „Mit SEW-Eurodrive haben wir einen verlässlichen Partner an unserer Seite, der unsere Vision von zukunftsfähigen Maschinen mit uns teilt“, so Curt-Jürgen Raiser, Geschäftsführer von Hugo Beck.

Und auch bei SEW-Eurodrive ist man sich der Verantwortung bewusst, neue Lösungen für eine umweltbewusstere Zukunft zu kreieren: „Wir haben einen Partner gesucht, mit dem wir eine von Grund auf nachhaltige und gleichzeitig effiziente Maschine entwickeln können“, erklärt Alexander Hack, Projektleiter und Strategic Portfolio Manager bei SEW-Eurodrive. „Mit Hugo Beck haben wir diese Vision zum Leben erweckt und konnten gemeinsam eine wegweisende Lösung in Form einer horizontalen Schlauchbeutelmaschine für die Verpackungsindustrie entwickeln – die druckluftfrei und energieeffizient arbeitet.“

Ingenieurskunst trifft Nachhaltigkeit

Ziel der Zusammenarbeit war es, den Energieverbrauch und damit den CO2-Fußabdruck einer horizontalen Schlauchbeutelmaschine zu reduzieren. Das Ergebnis ist die Verpackungsmaschine Flowpack X, ausgestattet mit Antriebs- und Steuerungskomponenten von SEW-Eurodrive. Die horizontale Schlauchbeutelmaschine zeigt, dass ein nachhaltiger Ansatz in der Verpackungstechnik auch große wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt – und dass es sich lohnt, umzudenken. Die Lösung entstand durch den intensiven Austausch zwischen SEW-Eurodrive und Hugo Beck und ist ein gelungenes Beispiel für die organische Verbindung von Ingenieurskunst und Nachhaltigkeit. Beide Familienunternehmen brachten dabei nicht nur ihre jahrzehntelange Erfahrung ein, sondern auch eine gemeinsame Vision: den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und den Status quo zu hinterfragen.

23 Prozent geringerer Energiebedarf

offener Schaltschrank
Die Power and Energy Solutions von SEW-Eurodrive reduzieren Lastspitzen und ermöglichen Kosteneinsparungen bei der Anschlussverkabelung und im Schaltschrank. (Bild: SEW)

Das Ziel des Projekts war, traditionelle Pneumatik durch moderne elektromechanische Antriebstechnik zu ersetzen – und damit Energie und Kosten zu sparen. Mit dem Starterset 616 und den dazugehörenden Erweiterungen von SEW-Eurodrive konnte nicht nur die Pneumatik der horizontalen Schlauchbeutelmaschine substituiert, sondern auch der Gesamtenergiebedarf um 23 % reduziert werden. Zudem sanken die Wartungskosten und der CO2-Fußabdruck.

„Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gehen bei diesem Projekt Hand in Hand“, kommentiert Hack. „Es zeigt, dass umweltbewusstes Handeln weitere positive Effekte mit sich bringt, in diesem Fall eine deutliche Senkung der Energiekosten.“

Synergieeffekte für wegweisende Lösung

Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen erfolgte von Anfang an auf Augenhöhe und vereinte unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungswerte: „Sowohl SEW-Eurodrive als auch Hugo Beck brachten neue Ideen ein. So konnten wir Synergieeffekte schaffen, die letztendlich zu dieser Gesamtlösung führten“, berichtet Geschäftsführer Raiser.

Die erfolgreiche Umsetzung des Projekts hat gezeigt, dass die richtige Kombination aus Technik, Partnerschaft und Vision zu fortschrittlichen Veränderungen und neuen Lösungen führen kann. Der Wissenstransfer und das Engagement der beiden Teams trugen entscheidend dazu bei, in kurzer Zeit die technisch und wirtschaftlich beste Lösung zu schaffen, die die angestrebten Nachhaltigkeitsziele erreicht.

Power and Energy Solutions

... heißen die Lösungen im Bereich Energiemanagement von SEW-Eurodrive. Sie reduzieren Lastspitzen und ermöglichen Kosteneinsparungen bei der Anschlussverkabelung und im Schaltschrank. Sie helfen, die Oberwellenbelastung im Versorgungsnetz zu verringern und einen optimalen Leistungsfaktor zu erzielen. Darüber hinaus ermöglichen sie einen unterbrechungsfreien Betrieb bei kurzzeitigem Netzausfall. Hierfür nutzen sie die Rotationsenergie des Motors als auch einen Kondensatorspeicher im Umrichter-Zwischenkreis.

Flexibler Automatisierungsbaukasten

Ein Blick auf die technologische Seite verdeutlicht: Vom Servomotor über Getriebe, Umrichter, Steuerungstechnik, Speichertechnik bis hin zum Stepper konnte die gesamte Technik der Maschine aus dem Automatisierungsbaukasten Movi-C von SEW-Eurodrive umgesetzt werden. Darüber hinaus ermöglicht das Starterset 616 eine modulare Lösung. Dieses Automatisierungsgrundpaket legt mit seinen enthaltenen Komponenten und den maschinentypspezifischen Movi-C-Softwaremodulen die Basis für die Maschinenautomatisierung. Für den vollständigen Verzicht auf Druckluft wurden alle pneumatischen Komponenten durch effiziente elektrische Aktuatoren ersetzt.

Erweiterungen zum Starterset 616 waren die Power and Energy Solutions sowie Sicherheitstechnik von SEW-Eurodrive. Damit erhielt Hugo Beck eine optimal abgestimmte Automatisierungslösung, mit der die Elek­trifizierung der Maschine schnell umgesetzt werden konnte. „Das Ergebnis ist ein deutlich gesenkter Energieeinsatz. Zudem lässt sich die Verpackungsmaschine Flowpack X sowohl für papierbasierte Packstoffe als auch für Folienverpackungen einsetzen und erfüllt damit flexibel unterschiedliche Kundenanforderungen“, betont Hack. Das ist ein wichtiger Punkt für Hugo Beck in einem schnelllebigen Markt wie der Verpackungsindustrie und den sich ständig ändernden Marktanforderungen.

Curt-Jürgen Raiser, Geschäftsführung Hugo Beck (im Vordergrund links), und Jack Soreck, Vertrieb SEW-Eurodrive, begutachten gemeinsam die Qualität der nachhaltig produzierten Verpackung.
Curt-Jürgen Raiser, Geschäftsführung Hugo Beck (im Vordergrund links), und Jack Soreck, Vertrieb SEW-Eurodrive, begutachten gemeinsam die Qualität der nachhaltig produzierten Verpackung. (Bild: SEW)

Speichersystem stabilisiert Energieversorgung

Das neue und smarte Energiemanagementsystem, das das Starterset ergänzt, ermöglicht die vollständige Energiekontrolle und -steuerung. Dieses System vermeidet Lastspitzen, stabilisiert die Energieversorgung und reduziert die Anschlussleistung der Maschine. Zu den größten Vorteilen dieser Technologie gehört die Möglichkeit, die horizontale Schlauchbeutelmaschine netz- und spannungsunabhängig zu betreiben und selbst Netzausfälle bis 9,5 s zu überbrücken. Bei längerem Stromausfall wird die horizontale Schlauchbeutelmaschine durch einen kontrollierten Halt gestoppt, was die Maschine zusätzlich schützt.

Statt Pneumatik kommen jetzt mit einer Starterset-Erweiterung Schrittmotoren zum Einsatz, die über die neue Busklemme aus dem Movi-PLC-I/O-System C von SEW-Eurodrive angesteuert werden. Die Umstellung führt zu einer erheblichen Reduzierung der Wartungskosten und des CO2-Fußabdrucks. Sie ermöglicht eine flexiblere Integration der Maschine in den Produktionsprozess durch Wegfall der Druckluft. Diese Vorteile und Weiterentwicklungen machen die Maschine zukunftssicher und ermöglichen im täglichen Betrieb signifikante Kosten- und Zeiteinsparungen.

Hugo Beck

... ist ein weltweit tätiger Hersteller von Folien- und Papierverpackungsmaschinen. Das Unternehmen wurde 1955 in Dettingen an der Erms bei Stuttgart gegründet. Es bietet ein breites Produktspektrum für die unterschiedlichsten Branchen – von Pharma und Medizintechnik über Lebensmittel bis hin zu E-Commerce und Haushaltswaren. Neben Verpackungslösungen aus Folie legt Hugo Beck besonderen Wert auf Verpackungslösungen aus Papier, die aktuellen Nachhaltigkeitsanforderungen Rechnung tragen. Ein weiterer Schwerpunkt sind maßgeschneiderte Lösungen, bei denen das Unternehmen mit modernen Projektierungs- und Fertigungsprozessen auf die individuellen Wünsche seiner Kunden eingeht.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

„Wir waren wirklich sehr positiv überrascht, wie schnell das Projekt umgesetzt wurde und mit welchem Einsatz wir von SEW-Eurodrive unterstützt wurden“, resümiert Raiser. „Ich habe bislang keinen Tag bereut, mit SEW-Eurodrive zusammenzuarbeiten.“

Tatsächlich konnte die komplette Maschine mit Lösungen von SEW-Eurodrive automatisiert werden.

Kompetenz, Verantwortung und Innovationsgeist

Die Technologiepartnerschaft zwischen SEW-Eurodrive und Hugo Beck ist ein gutes Beispiel für das Potenzial, das in der Kombination aus Zusammenarbeit, Vision und Engagement steckt. Die horizontale Schlauchbeutelmaschine Flowpack X ist das Ergebnis dieser fruchtbaren Kooperation und zeigt, wie Kompetenz, Verantwortung und Innovationsgeist zu einer zukunftsfähigen Lösung führen können. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit legte den Grundstein für eine effizientere Verpackungstechnik und weist den Weg in eine ressourcenschonende Zukunft.

Packaging Machinery Conference

Logo der Packaging Machinery Conference
(Bild: Hüthig Medien)

Der deutsche Verpackungsmaschinenbau ist Weltklasse und konnte im Jahr 2023 wieder zweistellig beim Export zulegen. Trotzdem steht die Branche unter Druck: Auf nationaler Ebene beschäftigen die Unternehmen steigende Energiepreise und ein sich ständig verschärfender Fach- und Arbeitskräftemangel, global führen Konflikte und Protektionismus zu Investitionszurückhaltungen.

Und dies in einer Phase, in der aller Fokus auf Transformation liegen müsste: Digitalisierung und Nachhaltigkeit führen zu Veränderungen mit teils disruptivem Charakter.

Mit welchen Strategien und Geschäftsmodellen kann der Verpackungsmaschinenbau seine Spitzenposition halten und welche Rahmenbedingungen sind hierfür auf nationaler sowie europäischer Ebene nötig?

Seien Sie mit dabei, wenn Spitzenkräfte der Industrie und Experten am 11. und 12. Juni in München auf der Packaging Machinery Conference diese und weitere Fragestellungen diskutieren: https://www.packaging-machinery-conference.de/

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