Beumer Paletpac

Der Beumer Paletpac lässt sich an die unterschiedlichen Anforderungen der chemischen Industrie anpassen. (Bild: Beumer Group)

Am Ende der Prozesskette ist die Verpackungslinie. „Und steht diese still, weil eine Maschine defekt ist, müssen oft auch andere Anlagen abgeschaltet werden, beispielsweise die Extruder“, weiß Rafael Imberg, Head of Sales Petrochemie bei der Beumer Group. „Jede Stunde, in der die Produktion stillsteht, kann ein Unternehmen mehrere 100.000 Euro kosten – am Tag kann der Betrag in die Millionen gehen.“

Dazu kommen Kosten, um das Problem zu beseitigen, etwa für Betriebsmittel, Ersatzteile und Instandhaltung. Nicht zu unterschätzen sind entgangene Geschäftsgelegenheiten und ein geschädigtes Kundenvertrauen. „In der Petrochemie wird eine robuste und zuverlässige Arbeitsweise der Maschinen immer wichtiger“, erklärt Imberg. „Wir haben deshalb das Design unserer Verpackungsanlagen überarbeitet und sie modular aufgebaut.“

Komplette Verpackungslinien im Programm

Auf der Achema 2022 in Frankfurt am Main zeigte der Komplettanbieter für Verpackungslinien seinen Beumer Fillpac FFS. Die Anlage formt Säcke aus einer vorgefertigten PE-Schlauchfolie und füllt diese zuverlässig und schonend ab. Anschließend werden sie automatisch verschweißt. Bis zu 2.800 Säcke pro Stunde kann die Maschine auf diese Weise handhaben. „Auf der Messe haben wir die Maschine auf einer verfahrbaren Plattform installiert“, berichtet Imberg. „Damit konnten wir unseren Besuchern zeigen, wie sie in der Praxis bei Betreibern, die mehrere Silos im Einsatz haben, flexibel und gleichzeitig mit Höchstleistung ihre Produkte abfüllen können.“

Nach dem Verschließen werden die Säcke für den Transport sicher und zuverlässig auf einer Palette gestapelt. Hierfür eignet sich besonders der Beumer Paletpac. Auch dieses System lässt sich an die unterschiedlichen Anforderungen der chemischen Industrie anpassen. Die Anlage erreicht einen Durchsatz von bis zu 3.200 Säcken pro Stunde. Für die Endverpackung hat der Systemanbieter die Hochleistungs-Verpackungsanlage Beumer Stretch Hood im Programm. Die dehnbare Stretchfolie passt sich an jeden Stapel an und fixiert das Material sowohl durch die horizontalen als auch die vertikalen Rückstellkräfte auf der Palette. Dies ermöglicht eine hohe Ladungsstabilität.

Beumer Fillpac FFS
Der Beumer Fillpac FFS formt Säcke aus einer vorgefertigten PE-Schlauchfolie und füllt diese schonend ab. (Bild: Beumer Group)

Modularität vereinfacht Bedienung

„Wir haben alle diese Baureihen nicht nur robust gestaltet, mit der neuen modularen Bauweise sind in den Anlagen auch gleiche oder ähnliche Komponenten und Module verbaut, und – wo immer machbar – haben wir eine möglichst gleiche Bauweise umgesetzt“, beschreibt Imberg. Das reduziert die Anzahl der Ersatzteile, beschleunigt deren Lieferzeiten und erleichtert dem kundenseitigen Personal die Wartung. Alle Baureihen in der Verpackungslinie besitzen zudem das gleiche Look-and-feel. Damit kann der Mitarbeitende ganz leicht einen Beumer Paletpac bedienen, obwohl er beispielsweise bisher nur mit der Handhabung des Beumer Stretch Hood vertraut war. Das Personal lernt so auch die verschiedenen Maschinen schneller kennen.

Die modulare Bauweise schafft noch weitere Vorteile. „Fordert der Anwender mehr Leistung, können wir diese bei den Maschinen nachträglich relativ einfach steigern. Dazu müssen wir nur in den Baukasten greifen“, beschreibt Imberg. Und ob die Anlage nun nachgerüstet oder ein Schaden behoben werden muss – mit der neuen Bauweise profitiert der Anwender von einer deutlich reduzierten Stillstandzeit.

Vernetzt und intelligent

„Wir können auf Wunsch auch alle Maschinen und Komponenten mit einer übergeordneten Steuerung – der BG Software Suite – vernetzen“, berichtet Imberg. Mit der Visualisierung BG Fusion steht dem Bediener zudem eine webfähige Benutzeroberfläche für Konfiguration, Monitoring und Reporting zur Verfügung. Mit diesem Modul und den Dashboards lassen sich alle Informationen, die der Systemanbieter mittels Data Analytics in der Maschine sammelt, transparent darstellen. Maschinendaten, Störmeldungen sowie Hinweise zum Betrieb und zur Wartung werden so aufbereitet, dass der Anwender sie einfach nutzen kann – beispielsweise für eine vorausschauende Wartung.

Frau mit Smart Glasses
Mit den Smart Glasses sieht der Customer Support das Gleiche wie der Träger vor Ort und kann den Kunden die richtigen Handgriffe direkt vorgeben. (Bild: Beumer Group)

Wissen, wann die Maschine ausfällt

Denn die Frage lautet: Wie lässt sich die Wartung so planen, dass wir einen plötzlichen Stillstand ausschließen können? Der Kunde möchte beispielsweise einmal im Monat eine Wartungsschicht. Das heißt, er setzt die Maschinen bewusst still, will aber sichergehen, dass diese danach störungsfrei arbeiten. Bei einem ungeplanten Ausfall hat er nicht immer das erforderliche Werkzeug oder Personal parat, um die Anlage wieder instand zu setzen.

Mit der Datenanalyse lässt sich auch die Einsatzdauer der Komponenten verlängern. „Immer wieder kommen unsere Kunden auf uns zu und fragen, wann eine bestimmte Komponente, etwa ein Motor, ausgetauscht werden müsste“, so die Erfahrung Imbergs. „Nach 10.000 Betriebsstunden? So pauschal sagen können wir das selten. Das hängt immer von den Umgebungsbedingungen ab. Wie ist die Maschine eingestellt, wie ist sie gewartet?“

Besteht die Möglichkeit, etwa Motoren, Sensoren und Zylinder im Betrieb zu überwachen und Schwachstellen elektronisch festzustellen, lässt sich der Austausch auf den optimalen Zeitpunkt festlegen. Ein Beispiel: Wird der Motor ungewöhnlich warm, können die Servicetechniker daraus auf seinen Zustand schließen. Mit dieser Information kann ein plötzlicher Ausfall vermieden werden, denn die Software gibt rechtzeitig Alarm.

Vernetzt vom Silo bis zum Lager

Der Lieferumfang des Systemanbieters beginnt beim Kunden unterhalb des Silos. Das Produkt fällt in den Sack, dieser wird palettiert und der gesamte Stapel mit einer Stretchfolienhaube überzogen. Über die Beumer-Software lässt sich zudem das Warehouse-Management-System (WMS) der Beumer Group anbinden. Dieses kann für die Einlagerung etwa über Barcode, RFID oder QR-Code die Waren eindeutig zuordnen. Mit Lesegeräten ausgestattete Gabelstapler „wissen“, wohin sie die Paletten transportieren müssen und geben die Informationen über die Einlagerung zurück ans System. „Wir können mit unserer Software das Gesamtsystem vom Silo bis zum Lager vernetzen“, erklärt Imberg. „Unser Ziel ist es, Schnittstellen zu minimieren und dem Kunden alles aus einer Hand bieten zu können.“

Noch ist die Petrochemie eine eher konservative Branche und reagiert trotz hoher Datensicherheit sehr zögerlich auf die Digitalisierung. „Wir sprechen diese Möglichkeit bei den Anwendern natürlich an“, berichtet Imberg. „Und wir merken, dass das Interesse wächst.“

Mit Intelligenz die Arbeit erleichtern

„In Sachen Bedienung und Wartung wollen wir unseren Kunden so viele Aufgaben wie möglich abnehmen – Stichwort Smart Factory“, kommentiert Imberg. „Daran arbeiten wir intensiv.“ Denn je nach Einsatzort kann der Kenntnisstand des Personals erheblich schwanken. Dazu kommt, dass immer häufiger auch in Schwellenländern Mitarbeitende keine sich immer wiederholenden Aufgaben mehr übernehmen wollen. Damit sind auch immer weniger Arbeitskräfte verfügbar.

„Mit unserer Software BG Fusion können wir unsere Kunden dabei schon sehr gut unterstützen und ihnen die Arbeit erleichtern. Das Thema ist aber noch lange nicht ausgereizt“, so Imberg. „Bei der Beumer Group nutzen wir unsere Erfahrungen und Entwicklungen aus den Geschäftsfeldern Airport und Logistics wie intelligente Service- und Visualisierungskonzepte und prüfen, ob wir diese auf unsere Verpackungslösungen übertragen können.“

Service mit Smart Glasses

Doch was, wenn trotzdem eine Störung eintritt oder die Maschine komplett ausfällt? „Um Betreiber zu unterstützen und längere Ausfallzeiten zu verhindern, schicken wir unsere weltweit lokalisierten Techniker zum Kunden“, erläutert Imberg. Dazu bietet der Customer Support eine Hotline, die rund um die Uhr und an jedem Tag im Jahr erreichbar ist. Häufig ist es jedoch nicht möglich, ein komplexes Problem am Telefon schnell und eindeutig zu beschreiben. Für solche Fälle hat das Unternehmen die Beumer Smart Glasses entwickelt.

„Wir blicken damit virtuell dem kundenseitigen Servicetechniker über die Schulter und gehen gemeinsam mit ihm über Bild und Ton auf Fehlersuche, um diesen zu beheben“, beschreibt Imberg. Mit den Smart Glasses kann der Kunde schnell ein Bild zum Beumer-Experten schicken, der wiederum auch ein Bild zurücksenden kann. Diese digitale Lösung reduziert zeitaufwendige Anreisen und hohe Zusatzkosten. „Next Level of remote diagnostic– Früher war es das Telefon, heute ist es voice and picture“, kommentiert Imberg.

Für Green- und Brownfield-Projekte

Die Beumer Group entwickelt ihre Lösungen nicht nur für Greenfield-, sondern auch für Brownfield-Projekte. Das ist wichtig, da der Systemanbieter weltweit zahlreiche bereits installierte Anlagen betreut. Viele Kunden entscheiden sich nach Jahren oft für einen Retrofit. Meist ist dies auch unumgänglich wegen der Ersatzteilsituation oder Prozessänderungen. Dabei tauschen die Beumer-Techniker nicht nur Komponenten, sondern erhöhen über die Software auch die Leistung.

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