Die im Mai dieses Jahres entstandene Studie namens „Der Beitrag kreislauffähiger Verpackungen zum Klimaneutralitätsziel 2045“ prognostiziert die Entwicklung von Recyclingquoten, Rezyklateinsatz, Verpackungsoptimierung und Verpackungsaufkommen. Dabei wurden die Lebenswegabschnitte der Rohstoff- und Packmittelproduktion, der Distribution sowie der Entsorgung und Verwertung für die durchschnittlichen deutschen Verhältnisse bilanziert.
CO2-Emissionen sinken kontinuierlich
„Die Ergebnisse der ökobilanziellen Untersuchung zeigen, dass die mit dem Verpackungsaufkommen verbundenen Treibhausgasemissionen kontinuierlich sinken und bis 2045 eine Reduzierung um 94 Prozent möglich ist. Dies entspricht einer Einsparung von 18.025 kt CO2-Äquivalenten“, so Benedikt Kauertz, Fachbereichsleiter Industrie und Produkte des Ifeu-Instituts.
„Die Einsparungen gehen zu 39,3 Prozent auf Faktoren aus dem Handlungsfeld „Verpackungsmarkt und Kreislaufwirtschaft“ zurück. Dazu gehören beispielsweise leichtere Verpackungen, Mehrwegeinsatz, verpackungssparendes Konsumverhalten, steigender Rezyklateinsatz und nicht zuletzt die stark verbesserte Kreislaufführung von Verpackungen“, erklärt Kurt Schüler, geschäftsführender Gesellschafter der GVM. „Die übrigen 54,4 Prozent stammen aus dem Handlungsfeld „Klima- und Energiewende sowie Prozessoptimierung“. Stichworte sind hier beispielsweise Dekarbonisierung der industriellen Produktionsprozesse, grüne Energiequellen sowie Energieeinsparungen in Produktion und Transport“, so Schüler.
Verpackungsnutzung 2021 auf dem Höhepunkt
Referenzpunkt der Studie ist das Jahr 2021. Modellierungen wurden für das Jahr 2030 sowie 2045 vorgenommen. Die Studie berücksichtigt bereits beschlossene Lenkungseingriffe der Bundesrepublik Deutschland und/oder der Europäischen Union. Geplante oder erwartete konkrete Regulierungen wie die neue Europäische Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation) sind dagegen nicht in die Prognosen eingeflossen.
Die Studie prognostiziert, dass der Verpackungsverbrauch seinen Peak bereits 2021 erreicht hat und in den kommenden Jahren kontinuierlich rückläufig sein wird. Lag der Verpackungsverbrauch (ohne Holz) 2021 noch bei 16 Mio. t, sinkt er nach Berechnungen der Studie bis 2030 auf 14 Mio. t sowie bis 2045 auf 11,7 Mio. t.
Nachhaltige Verpackungen: der große Überblick
Sie wollen alles zum Thema nachhaltige Verpackungen wissen? Klar ist, dass der Bedarf an nachhaltigen Verpackungen in den kommenden Jahren stark steigen wird. Aber das Thema ist komplex: Wann gilt denn überhaupt eine Verpackung als nachhaltig und welche Kriterien müssen dabei künftig erfüllt sein? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.
Acht Verbände, acht Kommentare: So sehen die Auftraggeber die Ergebnisse
Die Studie entstand im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt e.V. (AGVU), des Bundesverbands Glasindustrie e. V. (BV Glas), des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (DVI), des Fachverbands Faltschachtel Industrie e. V. (FFI), der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. (IK), des Industrieverbands Papier- und Folienverpackungen e. V. (IPV), der Pro-S-Pack Arbeitsgemeinschaft für Serviceverpackungen e.V. und des Verbands Metallverpackungen e. V. (VMV).
Entsprechend ihrer Tätigkeitsfelder kommentierten die Vertreterinnen und Vertreter der acht Branchenverbände die Studienergebnisse wie folgt:
Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt e.V. (AGVU)
„Die Studie legt dar, dass die Verpackungs- und Recyclingbranche einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität Deutschlands leisten kann. Insbesondere zeigt dieser Blick in die Zukunft, wie die Kreislaufwirtschaft – etwa durch gesteigerten Einsatz bereits recycelter Rohstoffe – in den kommenden Jahrzehnten ihre volle Wirkung entfaltet“ (Carl Dominik Klepper, Vorstandsvorsitzender)
Bundesverband Glasindustrie e. V. (BV Glas)
„Glas ist seit jeher dank seiner Eigenschaften ein kreislauffähiges Material. Die Studie zeigt, dass wir unser hohes Niveau in punkto Recyclingquote und Scherbeneinsätze noch verbessern können. Ziel muss daher sein, Verbraucher weiter dafür zu sensibilisieren, Glasverpackungen in den dafür vorgesehenen Glascontainern zu entsorgen. Denn jede Glasverpackung zählt, um den Kreislauf zu schließen und THG-Emissionen weiter zu senken“ (Sheryl Webersberger, Leiterin Hauptstadtbüro, Leiterin Produktpolitik)
Fachverband Faltschachtel Industrie e. V. (FFI)
„Hohe Recyclingquoten und ein hoher Rezyklateinsatz sind schon seit Jahrzehnten Beleg für das erfolgreiche PPK-Kreislaufsystem. Mit der Dekarbonisierung der Papierherstellung kann PPK einen weiteren wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der THG-Emissionen der Verpackungswirtschaft liefern“ (Christian Schiffers, Geschäftsführer)
Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. (IK)
„Die Studie zeigt erstmalig in konkreten Zahlen die geteilte Verantwortung von Politik, Industrie und Gesellschaft bei der Reduktion der Treibhausgase durch Verpackungen. Neben der essenziellen Energiewende können auch veränderte Parameter nah an der Verpackung selbst, wesentliche Potenziale erschließen. Für Verpackungen aus Kunststoff bedeutet das bis spätestens 2045 auch eine Rohstoffwende. Das heißt, dass Kunststoffe zukünftig ohne fossiles Erdöl auskommen werden, und das Recycling, Biomasse und CO2 die klimaneutralen Rohstoffe liefern werden“ (Mara Hancker, Geschäftsführerin)
Industrieverband Papier- und Folienverpackungen e. V. (IPV)
„Verpackungen, die sowohl die verpackten Produkte sicher schützen, alle weiteren notwendigen Funktionen erfüllen und deren damit verbundenen Treibhausgasemissionen gleichzeitig deutlich sinken, stellen eine sehr große Herausforderung dar. Die Studie zeigt aber, dass das möglich ist, wenn alle relevanten Beteiligten eng zusammenarbeiten. Als Branche stellen wir uns diesen Herausforderungen. Wir sind uns sicher, dass wir für flexible Verpackungen aus Papier und Kunststoff die richtigen und nachhaltigen Lösungen finden“ (Karsten Hunger, Geschäftsführer)
Pro-S-Pack Arbeitsgemeinschaft für Serviceverpackungen e.V.
„Wichtig ist, dass bestehende Sammelsysteme weiter ausgebaut werden, auch im öffentlichen Raum, um den begehrten Rohstoff für das Recycling verfügbar zu machen. Die Agilität und Innovationskraft der Food-Service Branche hat und wird auch weiterhin zur Reduktion des CO2-Ausstoßes von Verpackungen führen“ (Thorsten Plutta, Geschäftsführer)
Verband Metallverpackungen e. V. (VMV)
„Dank seiner Eigenschaften verbleibt Stahl in aufeinanderfolgenden Nutzungs- und Recyclingszyklen in einem geschlossenen Kreislauf. Für Stahlverpackungen ist die Verfügbarkeit des Schrottes – signifikant beeinflusst durch die Recyclingzuführungsquote (Recyclingquote) – wesentlich für das CO2-Reduktionspotential, denn der Einsatz von Schrotten reduziert den Einsatz von Primärstahl. An dieser Stelle möchten wir betonen, dass die Recyclingquoten seit langem schon sehr hoch sind“ (Jörg Höppner, Geschäftsführer)
Deutsches Verpackungsinstitut e. V. (DVI)
„Die Studie von GVM und Ifeu zeigt, welchen Beitrag Verpackungen auf Deutschlands Weg zur Klimaneutralität darüber hinaus bis 2045 leisten können. Viel ist möglich, wenn alle Beteiligten von Wirtschaft über Politik bis hin zu den Konsumierenden ihren Beitrag leisten und gebrauchte Verpackungen im Kreislauf halten“ (Kim Cheng, Geschäftsführerin)
Tag der Verpackung: eine Initiative des DVI
Anlass der Studie war der 9. Tag der Verpackung am 15. Juni 2023. „Mit dem Tag der Verpackung wollen wir einmal im Jahr für alle sichtbar auf die Leistungen der Verpackung und der Menschen, die sie möglich machen, hinweisen“, erklärt Cheng die 2015 vom DVI ins Leben gerufene Initiative. Gemeinsam mit Unternehmen und Verbänden der Branche werden im Kontext des Tags der Verpackung beispielsweise Informationsveranstaltungen, Ausstellungen oder Werksbesichtigungen durchgeführt.
Cheng sieht Verpackungen als „unverzichtbar, wenn wir die tägliche Versorgung von Bevölkerung und Unternehmen mit allen benötigten Produkten und Rohstoffen sicherstellen wollen – vom Lebensmittel und dem Medikament über das industrielle Bauteil bis hin zu Baustoffen, Elektronik und Textilien. Ohne Verpackung gibt es keinen Schutz der Produkte vor Schaden und Verderb und keine Möglichkeit für Lagerung oder Transport. Das gilt erst einmal unabhängig davon, aus welchem Material die Verpackung ist oder ob sie als Ein- oder Mehrweglösung eingesetzt wird“.