Dr. Natalie Brandenburg, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts (DVI)

Dr. Natalie Brandenburg, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts (DVI). (Bild: dvi / André Wagenzik)

neue verpackung: Was hat Sie dazu bewogen, die Position als Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts zu übernehmen; mit welchem Eindruck vom DVI und der Branche starten Sie Ihre Tätigkeit?

Dr. Natalie Brandenburg: In meiner Arbeit als Beraterin habe ich über die Jahre intensiv an Strategie- und Organisationsentwicklungsprozessen gearbeitet. Eine zentrale Erkenntnis dabei war, wie entscheidend es ist, über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu denken und zu handeln. Es ist ein enormer Hebel, wenn die richtigen Akteure und Organisationen gemeinsam Lösungen entwickeln. Genau das lebt das DVI, das als einziges Netzwerk der Branche Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette vereint. Ich bin fest davon überzeugt, dass das DVI heute mehr denn je gebraucht wird, um gemeinsam mit seinen Mitgliedern die Zukunftsthemen der Branche mitzugestalten.

Die Verpackungswirtschaft ist als sechstgrößte Branche bedeutend für den Wirtschaftsstandort Deutschland und spielt auch international eine führende Rolle. Ich erlebe die Verpackungswirtschaft als sehr vielfältig und hochinnovativ: Sie verbindet ökonomische, ökologische und soziale Interessen und muss dabei täglich Antworten auf neue Fragen finden. Am besten funktioniert das nach meiner Überzeugung in einem starken Netzwerk, in dem man sich kennt und gemeinsam an Lösungen arbeitet.

neue verpackung: Welche Prioritäten setzen Sie sich für die ersten Monate in Ihrer neuen Rolle?

Brandenburg: In den ersten Monaten möchte ich die Herausforderungen unserer Mitglieder im Detail verstehen – wie wirkt sich das derzeitige wirtschaftliche Umfeld, Bürokratie und Regulierung bis hin zu Fachkräftemangel und Nachhaltigkeitsanforderungen konkret für die Mitglieder des DVI aus. Ich starte dabei aus einer komfortablen Situation heraus: Die jüngste Mitgliederbefragung zeigt, wie viel Mehrwert wir bereits schaffen. Jetzt geht es darum, Zukunftsthemen zu identifizieren und gezielt weiter auszubauen.

Für mich persönlich gibt es viele neue Eindrücke, Gesichter und Gespräche. Ein Highlight wird die zweitägige Jurysitzung des Deutschen Verpackungspreises sein, bei der ich tief in die Innovationskraft unserer Branche eintauchen kann. Zudem nehme ich an den Expertenforen des DVI teil, in denen wir den Austausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette und zwischen verschiedenen Materialfraktionen ermöglichen – ein großartiges Format für Innovationsimpulse. Demnächst dann die Fachpack und der Student Day… also viele Begegnungen und Input, auf die ich mich freue und die ich zum Nutzen der Verpackungswirtschaft und unserer Mitgliedsunternehmen einsetzen werde.

neue verpackung: Die Verpackungsbranche steht unter zunehmendem politischem und gesellschaftlichem Druck. Wie kann sich das DVI hier positiv einbringen? Und welche Rolle spielt für Sie speziell die Kommunikation mit der Öffentlichkeit, um das Image der Verpackung zu verbessern?

Brandenburg: Der gesellschaftliche und politische Druck ist nicht neu – schon seit den 1990er-Jahren prägen politische Anforderungen und gesellschaftliche Erwartungen die Verpackungswirtschaft. Das DVI hat damals wie heute branchen- und materialübergreifend die Themen der Verpackungswirtschaft vorangetrieben. Wir bringen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft auf unseren Veranstaltungen regelmäßig an einen Tisch. Denn gute Entscheidungen brauchen Wissen, Verständnis und Dialog auf Augenhöhe.

Ein weiterer Eckpfeiler ist dabei der Tag der Verpackung, den wir seit 2015 jährlich im Juni organisieren. Hier richten wir uns ganz bewusst an die breite Öffentlichkeit. Unser Ziel: mit Fakten und verständlicher Kommunikation den Nutzen und die Leistungen von Verpackung sichtbar machen – jenseits von Vorurteilen und ideologisch geprägten Debatten. Diesen Ansatz will ich weiter verstärken und ausbauen.

neue verpackung: Auch aufgrund ihres Imageproblems in der Gesellschaft, hat die Verpackungsindustrie eine große Herausforderung, junge Talente für sich zu begeistern. Wo sehen Sie die Stellhebel, hier entgegenzuwirken?

Brandenburg: Wir müssen den gesellschaftlichen Wert und die unverzichtbare Funktion von Verpackung viel stärker in den Vordergrund rücken. Verpackung schützt, informiert, ermöglicht Transport – und sie ist ein zentraler Hebel für mehr Nachhaltigkeit. Um junge Talente zu gewinnen, braucht es ehrliche Kommunikation, Sichtbarkeit und Angebote, die neugierig machen. Außerdem müssen wir zeigen: Verpackung ist kein Problem, sondern Teil der Lösung. Sie bietet Raum für Kreativität, Technologie, Nachhaltigkeit und unternehmerisches Denken, ist Hightech, Kreislaufwirtschaft und Gestaltungsspielraum.

Deshalb haben wir beim Thema Nachwuchsarbeit eine ganze Reihe von Initiativen: Seit 2018 veranstalten wir beispielsweise den Student Day, bei dem wir Studierende aus dem Verpackungsbereich, aber auch aus Studiengängen wie Lebensmittel, Design oder Technologie mit Profis aus der Industrie vernetzen. Dabei vermitteln wir den jungen Leuten einen Eindruck von der Vitalität und Vielfalt der Verpackungswirtschaft und geben ihnen die Möglichkeit, sich frühzeitig ein Netzwerk aufzubauen.

Ein ähnliches Format ist Packvision. Hier arbeiten Studierende ein Semester lang gemeinsam mit einem Unternehmen an einer konkreten Verpackungslösung. Das ist Praxis pur. Beim Deutschen Verpackungspreis geben wir jungen Talenten mit einer eigenen Nachwuchskategorie eine Bühne mit Strahlkraft. Und bei der Dresdner Verpackungstagung ermöglichen wir Studierenden seit mehr als fünfzehn Jahren eine kostenfreie Teilnahme.

Mir ist es ein besonderes Anliegen, junge Menschen noch früher und stärker für das Thema Verpackung zu begeistern. Unsere Branche hat viel zu bieten – und das wollen wir künftig noch deutlicher zeigen.

Über Dr. Natalie Brandenburg

Dr. Natalie Brandenburg ist seit dem 1. April 2025 Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (DVI), das als einziges Netzwerk der Verpackungswirtschaft Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette verbindet.

Brandenburg hat einen Bachelor of Arts in Deutscher Philologie, Geschichte und Anthropologie und einen Master of Public Policy (MPP). Sie hat an der University of Kent in Konfliktforschung promoviert und war in der Folge als Beraterin und Mediatorin sowie später als Senior Projektmanagerin und Leiterin des Kompetenzteams Nachhaltigkeit für die systemische Unternehmensberatung S&P Consulting SE tätig.

Sie verfügt über besondere Expertise in Netzwerkarbeit, Sustainability, Leadership und Change Management. Brandenburg ist verheiratet, Mutter zweier Kinder und lebt in Berlin.

Sie möchten gerne weiterlesen?