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(Bild: Seeberger)

In der Corona-Krise hamstern viele Verbraucher Lebensmittel. Und das beschert auch der Verpackungstiefdruck-Branche volle Auftragsbücher, wie James Siever, Geschäftsführer des Europäischen Tiefdruckverbands (European Rotogravure Association, ERA), zu berichten weiß. „Die Verpackungsdrucker sind gut beschäftigt, das dringend benötigte Verpackungsmaterial sowohl für große Markenartikler als auch für Nahrungsmittelproduzenten zu drucken. Und da besonders große Auflagen gefragt sind, erlebt der Tiefdruck derzeit eine Art Renaissance“, so Siever weiter. Da der Tiefdruck gerade bei hohen Auflagen eine gleichbleibend hohe Qualität ermögliche, sei er das ideale Druckverfahren, um der stark gestiegenen Nachfrage zuverlässig nachzukommen. Häufige Designwechsel wegen Sonderaktionen im Zusammenhang mit Großereignissen wie der Fußballeuropameisterschaft oder den Olympischen Spielen seien dagegen derzeit nicht gefragt.

Tiefdruck erste Wahl bei Verpackungsmaterial

Für die Verantwortlichen der in Ulm ansässigen Seeberger GmbH ist der Tiefdruck nicht erst seit Corona erste Wahl. Laut Marketingleiter Joachim Mann lässt der Trockenfrucht- und Nuss-Spezialist seine Verpackungsmaterialien fast ausschließlich in diesem Verfahren bei langjährigen Partnern bedrucken. „Hauptgrund ist vor allem die sehr hohe und konstante Druckqualität. Mit brillanten Farben und komplexen Farbtiefen sowie -verläufen lassen sich Naturprodukte wie Nüsse und Früchte realistisch, appetitlich und damit verkaufsfördernd abbilden“, erklärt Mann. Der Tiefdruck ergebe zwar erst ab einer gewissen Menge an Laufmetern Sinn. Zudem seien die Druckvorkosten zunächst höher im Vergleich zu Flexo, was sich aber über entsprechend hohe Auflagen und konstante, reproduzierbare hochwertige Druckergebnisse wieder rechne.

Deutschlands führender Maultaschen-Hersteller, die Bürger GmbH in Ditzingen nordwestlich von Stuttgart, bevorzugt ebenfalls bereits seit Jahren den Tiefdruck. Das Unternehmen erwirtschaftete mit frischen schwäbischen Teigwaren 2019 einen Umsatz von mehr als 220 Mio. Euro. „Wir hatten spezielle Wünsche an unsere Verpackungen, die damals mit anderen Druckverfahren nicht umsetzbar waren, zum Beispiel eine partielle Mattlackauftragung für unser gesamtes Sortiment und eine goldene Farbe für unser Premiumsegment“, bringt Nikita Czotscher, Projektmanagerin Verpackungstechnik im Unternehmen, den Entscheidungsprozess rückblickend auf den Punkt. Bürger druckt zudem meist hohe Auflagen, sodass der Einsatz von Tiefdruck auf der Hand liegt. Die Vorteile des Tiefdruckverfahrens liegen laut Czotscher eindeutig in der Druckqualität. „Man erreicht eine höhere Leuchtkraft bei geringerem Reproaufwand. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, was Veredelungen angeht, beispielsweise den Einsatz von Metallicfarben oder einen partiellen Lackauftrag“, so die Projektmanagerin. Ihrer Ansicht nach sind gute Druckergebnisse insbesondere im Bereich des Serviervorschlags wichtig, damit die Darstellung attraktiv und realitätsgetreu ist.

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Für Bürger sind es Möglichkeiten wie der Einsatz von Metallicfarben oder der partielle Lackauftrag, die das Tiefdruckverfahren attraktiv machen. (Bild: Bürger)

Auch komplizierte Druckbilder kein Problem

Bei der in Hamburg ansässigen Gottfried Friedrichs KG kommt dagegen die gesamte Palette der Druckverfahren zum Einsatz. Der Spezialist für Fischfeinkost und Marktführer im Segment Räucherlachsprodukte setzt bei Faltschachteln und Etiketten vor allem auf Offset. „Bei Musterprodukten und Aktionspackungen ist der Digitaldruck erste Wahl. Hier stehen Schnelligkeit, kleine Auflagen und Flexibilität im Vordergrund“, berichtet Kathrin Runge, Leitung Marketing und PR im Unternehmen. Für Folienverpackungen nutzt Gottfried Friedrichs Flexo- und Tiefdruck. „Dabei ist der Tiefdruck das aufwendigste Verfahren, dafür bietet er aber Top-Qualität“, konstatiert Runge. Ein Argument für den Tiefdruck seien komplizierte Druckbilder, bei denen der Flexodruck an seine Grenzen stoße. „Das ist zum Beispiel bei dem hohen Weißanteil der bedruckten Folien unserer Marke Stührk der Fall.“

Nach Ansicht von Dieter Meyer, Leiter Werbung und Öffentlichkeitsarbeit beim Tiernahrungshersteller Vitakraft in Bremen, müssen Verpackungsdesign und Druckqualität stets der Produktpositionierung entsprechen. „Beide Faktoren stehen oft in engem Zusammenhang, zum Beispiel wenn das Design eine hohe Zahl separat zu druckender Farben vorsieht“, so Meyer.

Auch die Beschaffenheit der Verpackungsoberfläche sei ein wichtiges Kriterium, wenn etwa zusätzlicher Glanz oder ein Mattdruck die Verbraucherwahrnehmung verstärken soll. Vitakraft bevorzugt nach Aussage von Meyer kein spezielles Druckverfahren, sondern macht die Entscheidung von der Komplexität des Druckbilds, der Auflagenhöhe und dem verwendeten Verpackungsmaterial abhängig. „Das Tiefdruckverfahren hat einen klaren Vorteil bei detailreichen Druckbildern, da auch sehr feine Druckraster bei hoher Geschwindigkeit realisiert werden können“, erklärt Meyer und ergänzt: „Diese Qualität hat auch ihren Preis. Die Druckvorkosten sind beim Tiefdruck höher als beim Flexodruck.“

Allerdings hat die Tiefdruck-Branche laut James Siever die Effizienz und Flexibilität sowohl in der Vorstufe als auch beim Druck stetig verbessert. „Wenn wir die Sache objektiv betrachten, dann haben sich in den vergangenen Jahren die Kosten in der Druckvorstufe bei Tiefdruck und Flexodruck nahezu angeglichen, schon allemal dann, wenn es Folgeaufträge vom gleichen Motiv zu drucken gibt“, so Siever. Im für Markenartikler relevanten hohen Qualitätsbereich habe der Tiefdruck gegenüber dem Flexodruck mittlerweile sogar Kostenvorteile. „Erreicht wird dies unter anderem durch die Farbprofilierung der Drucker, die bereits bei der Reproherstellung integriert wird und eine zunehmende Automatisierung bei der Zylinderherstellung.“

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Gerade bei komplizierten Druckbildern kann der Tiefdruck punkten. (Bild: Gottfried Friedrichs)

Nachhaltigkeit – auch beim Verpackungsdruck

Was den Verpackungsdruck angeht, haben die Markenartikler klare Vorstellungen, wohin die Reise in Zukunft geht. „Bei der Verpackungsgestaltung gibt es einen Trend hin zu mehr Minimalisierung. Durch die ruhigere Gestaltung werden die Drucke weniger aufwendig. Gleichzeitig sind Matt- und Paper-Effect-Lacke, die die Verpackungen auch haptisch aufwerten, gefragt“, so Bürger-Projektmanagerin Nikita Czotscher. An vorderster Stelle stehe im Verpackungsbereich jedoch die Entwicklung nachhaltiger Lösungen bezüglich Materialien und Druckverfahren.

Ins gleiche Horn stößt Kathrin Runge von Gottfried Friedrichs. „Seit 2016 haben wir die Folienstärke bei unseren Verpackungen um bis zu 50 Prozent verringert. So konnten wir seitdem bereits bis zu 30 Tonnen Folie pro Jahr sparen. Zusätzlich wird die Unterfolie, die wir verwenden, bis zu 44 Prozent aus recyceltem Material hergestellt.“

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