Ein Schritt mit Signalwirkung: Kürzlich führte Aldi in Großbritannien Wein in Flaschen aus 94 % recycelter Pappe ein, die einen lebensmitteltauglichen Beutel enthalten. Die Initiative des Einzelhändlers folgt auf die Entscheidung von Absolut Vodka. Die Marke hatte im Juni 2023 Single-Mold-Papierflaschen auf den Markt gebracht. Laut dem Daten- und Analyseunternehmen Data Global sind Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz und die Unterbrechungen bei der Versorgung mit Glas in den letzten Jahren die Hauptfaktoren für diesen Wechsel.
Neralla Rama Ravi Teja, Consumer Analyst kommentiert: "Nachhaltigkeit ist für Hersteller und Verbraucher gleichermaßen zu einem wichtigen Thema geworden. Laut einer kürzlich von Global Data durchgeführten Verbraucherumfrage sind nachhaltige/umweltfreundliche Produkte für 65 % der Verbraucher in Großbritannien wichtig oder wünschenswert. Frugalpac beispielsweise, ein Hersteller von Pappflaschen, behauptet, dass seine Flaschen einen Kohlenstoff-Fußabdruck haben, der etwa sechsmal kleiner ist als der von herkömmlichen Glasflaschen."
Obwohl Glas im Gegensatz zu Kunststoff biologisch abbaubar ist, ist der Verbrauch von Sand in großen Mengen für die Glasherstellung ein Problem. So kann der Sandabbau in großem Maßstab zu schwerwiegenden ökologischen Problemen wie Bodenerosion und Landverödung führen. Infolgedessen gewinnt die Umstellung auf Alternativen zu Glas im Sektor der alkoholischen Getränke zunehmend an Dynamik.
Ein weiterer Aspekt: Glas ist schwerer als Pappe und verbraucht mehr Kraftstoff für den Transport. Der Russland-Ukraine-Krieg ließ die Kraftstoffpreise im Vereinigten Königreich stark ansteigen und löste eine Krise bei den Lebenshaltungskosten aus. Nach der Eskalation des Konflikts und den damit verbundenen Unterbrechungen der Treibstofflieferkette rückte die Senkung der Treibstoffkosten auf der Prioritätenliste der Hersteller nach oben.
Teja: „Eine Strategie zur Senkung der Treibstoffkosten besteht darin, das Gewicht der Verpackung zu reduzieren, um den Treibstoffverbrauch pro Einheit während des Transports zu senken. Aufgrund ihres geringeren Gewichts im Vergleich zu Glas ist Pappe für die Hersteller alkoholischer Getränke eine attraktive Option geworden. Mit dem zunehmenden Trend, alkoholische Getränke nach Hause zu liefern, sind zudem leichtere Verpackungen das Gebot der Stunde.“
Darüber hinaus habe die die instabile Glasversorgung die Getränkehersteller gezwungen, nach alternativen Verpackungslösungen zu suchen, heißt es bei Global Data weiter. So hätten russische Luftangriffe Anfang 2022 die ukrainischen Glasproduktionsanlagen schwer beschädigt, was zu einer Verknappung des Materials und in der Folge zu Preissteigerungen in Europa geführt habe. Vetropack, einer der führenden Glashersteller in Europa, habe seine Tätigkeit in der Ukraine erst im Mai 2023 wieder aufnehmen können. Teja: „Der russisch-ukrainische Konflikt hat alle vom Glas abhängigen Branchen im Vereinigten Königreich beeinträchtigt und sie zu Innovationen gezwungen."