Paket auf Rollband.

Allein in Deutschland gingen 2023 rund 4,18 Mrd. Pa­kete in den Versand. (Bild: Tung Lam auf Pixabay)

Grafik: Das Potenzial beim E-Commerce ist noch nicht ausgeschöpft.
Das Potenzial beim E-Commerce ist noch nicht ausgeschöpft. (Bild: Statista)

0nline-Shopping ist zu einem festen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden. Der Sektor ist enorm gewachsen. Im Jahr 2023 wurden allein in Deutschland 4,18 Mrd. Pakete durch die KEP-Branche (Kurier-, Express- und Paketdienste) verschickt.

Zu den bedeutenden Trends in diesem Bereich gehört der Einsatz von Verpackungen, die ihren Zweck erfüllen, das Produkt schützen und gleichzeitig keinen unnötigen Platz verschwenden oder zu viel Verpackungsmaterial verbrauchen. In Zukunft werden darüber hinaus auch personalisierte Verpackungen und ein besseres Ausschöpfen ihres Marketingpotenzials weiter an Bedeutung gewinnen.

Im vergangenen Jahr wurden bereits rund 20 % des weltweiten Einzelhandelsumsatzes online getätigt. Vorreiter im E-Commerce ist China, wo bereits mehr als 45 % des gesamten Einzelhandels online abgewickelt werden. In Westeuropa liegt der Online-Anteil bei annähernd 13 %, in den Vereinigten Staaten bei etwa 15 %. „Das Wachstum des elektronischen Geschäftsverkehrs stieg bereits vor Corona an und erreichte während der Pandemie seinen Höhepunkt. Solche Wachstumsraten werden sich möglicherweise nicht wiederholen“, sagt Anna Keinänen, Market Intelligence Manager bei Metsä Board. „Das Wachstum verlangsamte sich im Jahr 2022, als die Verbraucher in den stationären Handel zurückkehrten. Das war besonders in Europa zu beobachten, wo die hohe Inflation und die wirtschaftliche Unsicherheit die Kaufbereitschaft der Verbraucher verringert haben.“

Der Trend zum Online-Shopping wirkt sich stark auf die Verpackungsindustrie aus. Denn im Vergleich zu Verpackungen in Ladengeschäften haben E-Commerce-Pakete eine längere Lieferkette mit mehr logistischen Berührungspunkten, sodass die Verpackungen wesentlich haltbarer sein müssen.

Das Problem der Überverpackung

Die größte Herausforderung im Online-Handel ist dabei Überverpackung. Sie resultiert aus der Absicht, sicherzustellen, dass das Produkt unversehrt an seinem Bestimmungsort ankommt. Liro Numminen, Verpackungsdesigner bei Metsä Board: „Die handelsüblichen Verpackungen waren nie für den Versand gedacht. Als sich der Online-Handel durchsetzte, mussten sie daher durch eine zusätzliche Verpackung geschützt werden.”

Frühere Verpackungslösungen trugen ebenfalls zu diesem „Overpacking“ bei. Es waren nur Verpackungen in bestimmten Größen verfügbar, aus denen die am besten geeignete Option ausgewählt werden musste – ein individuelles Anpassen war nicht möglich. Dabei bedeutet der Einsatz einer zu großen Verpackung nicht nur zusätzlichen Abfall und Kosten: Der Transport von Leerraum verursacht auch Emissionen, da übergroße Verpackungen anderen Verpackungen in der Logistikkette Platz wegnehmen. Das Problem und die damit einhergehenden Emissionen werden dadurch vervielfacht.

Verpackungen im Kreislauf

Metsä Board verpflichtet sich zur Einhaltung des Leitfadens „Circularity by Design“ der Allianz 4-Evergreen, der darauf abzielt, die Recyclingrate von faserbasierten Verpackungen in Europa bis 2030 auf 90 % zu erhöhen. Er betont, dass der Ausgangspunkt für das Verpackungsdesign die Recyclingfähigkeit beziehungsweise Wiederverwendbarkeit der Verpackung sein muss. 4-Evergreen bringt Mitglieder aus der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette zusammen. Metsä Board ist ein Gründungsmitglied dieser Allianz.

„Grundlage des Verpackungsdesigns ist ein umfassendes Verständnis der Wertschöpfungskette. Designer und Designerinnen müssen den Rohstoff kennen, mit dem sie arbeiten“, sagt Ilkka Harju, Packaging Services Director, EMEA & APAC bei Metsä Board.

In der Entwurfsphase wählen sie die besten Materialien und Herstellungsmethoden für den Zweck der Verpackung aus. Die Wahl der Materialien wirkt sich auch darauf aus, wie die Verpackung später recycelt wird und welchen CO2-Fußabdruck die Herstellung des Produkts hinterlässt.

„Der Designprozess ist für jede Verpackung einzigartig und beinhaltet verschiedene Entscheidungen, die im Hinblick auf den Produktschutz und die Umweltauswirkungen getroffen werden müssen. Dabei müssen die Auswirkungen der Materialien bei größeren Volumina verstanden werden“, sagt Iiro Numminen, Packaging Designer bei Metsä Board.

Er betont, wie wichtig es ist, den Lebenszyklus der Verpackung im Blick zu haben. Wiederverwendbare Verpackungen haben noch immer einen geringen Marktanteil, sind aber ein heiß diskutiertes Thema. Laut den Marktforschern von McKinsey müsste eine wiederverwendbare Kunststoffverpackung für den Online-Handel 20 Mal verwendet werden, damit sie aufgrund des erheblich höheren Transportaufwands für die Rücksendung der Verpackung eine bessere Option für das Klima darstellt als Wellpappe.

Gestiegener Kostendruck

Für diese Herausforderung der Überverpackung werden aktuell überall auf der Welt verschiedene Lösungen entwickelt. Eine davon kommt von Jomet, einem finnischen Familienunternehmen, das Automatisierungslösungen für Verpackungen anbietet, und eine automatische Verpackungsmaschine als Lösung für das Problem der Überverpackung entwickelt hat. Diese kann die Verpackungsgröße für das zu versendende Produkt anhand der senkrechten und waagerechten Fläche der Verpackung skalieren.

„Früher waren die Unternehmen nicht so kosteneffizient wie heute. Angesichts der Verschärfung des Wettbewerbs in der Verpackungsindustrie und der steigenden Fracht- und Logistikkosten ist es inzwischen notwendig, effizientere Verpackungslösungen zu entwickeln und den Transport von Leerraum zu vermeiden“, sagt Kari Järvinen, Geschäftsführer von Jomet. „Unsere Maschine eignet sich zum Verpacken kleinerer und größerer Pakete, wodurch der Transport unnötiger Luft verringert wird.“

Person packt Ware aus Paket.
Überverpackung bedeutet nicht nur unnötigen Ressourcenverbrauch, auch die Umweltauswirkungen sind beträchtlich. (Bild: Metsä Group/Metsä Board)

Die Wahl des Materials

Im E-Commerce kommen die Anforderungen an die Verpackung aus mehreren Richtungen. In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt auf dem Verringern von Verpackungsabfällen und Plastik sowie auf Recycling-Lösungen und Materialien mit geringeren Umweltauswirkungen.

„Der Designer muss bereits auf der vorgelagerten Seite tätig werden und Lösungen entwerfen, die sich positiv auf die CO2-Bilanz und den durch das Produkt entstehenden Abfall auswirken. Die Wahl des richtigen Materials spielt dabei eine Schlüsselrolle“, sagt Numminen.

Neben dem Verpackungsmaterial wirken sich auch die Füllmaterialien, das Gewicht der Verpackung sowie verschiedene Verklebungslösungen auf die Gesamtemissionen aus. Metsä Board hat verschiedene faserbasierte Lösungen für Füllmaterialien entwickelt, die Kunststoff ersetzen, leichter zu recyceln sind und einen geringeren CO2-Fußabdruck haben.

Neben der Reduzierung der Umweltauswirkungen ist die wichtigste Aufgabe der Verpackung  nach wie vor der Schutz des Produkts. „Die Versandverpackung für den Online-Handel muss so gestaltet sein, dass die Logistiker mit dem Paket Fußball spielen können, ohne das Produkt zu beschädigen“, sagt Numminen schmunzelnd.

Deshalb tragen Designer und Designerinnen eine große Verantwortung, denn ihre Arbeit wirkt sich auf den gesamten Lebenszyklus der Verpackung aus. Neben dem Material müssen sie auch die Funktionen im Zusammenhang mit der Rücksendung der Ware berücksichtigen, ohne dabei zu vergessen, dass die Verpackung den Verbraucher beeindrucken soll und für ihn leicht zu recyceln sein muss sowie eine mühelose Rücksendung des Produkts ermöglicht. „Wenn die Verpackung aus einem einzigen Material besteht, ist sie leichter zu recyceln, als wenn sie mehrere Materialien enthält“, so Keinänen.

Person packt Ware aus Paket.
Bei allen Schutzfunktionen muss das Unboxing ein Erlebnis bleiben. (Bild: Metsä Group/Metsä Board)

Paketwerbung wirkt

Keinänen betont, dass die Minimierung der Umweltauswirkungen von Verpackungen eine entscheidende Rolle spielt und von den Verbrauchern auch eingefordert wird: „Es ist unsere Pflicht, dies zu berücksichtigen.“ Darüber hinaus muss das Paket zudem auch optisch ansprechend sein und beim Empfänger einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

„Im Online-Handel ist die Verpackung das beste Marketinginstrument. Sie ist oft der erste Kontakt des Verbrauchers mit dem Produkt und der Marke“, so Keinänen. „Deshalb kommt es darauf an, dem Verbraucher ein unvergessliches Unboxing-Erlebnis zu bieten. Kunden, die zufrieden sind und ein großartiges Unboxing-Erlebnis hatten, kaufen mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder bei demselben Online-Shop oder empfehlen das Produkt weiter. Manche posten sogar Unboxing-Videos in den sozialen Medien.“

Sie verweist auf eine Kantar-Studie, aus der hervorgeht, dass Werbung von Drittanbietern, die in einem E-Commerce-Paket enthalten ist, 4,1 Mal effektiver ist als traditionelle Medienkampagnen. Dennoch fristet dieser Marketing-Kanal bis heute ein Schattendasein. E-Commerce-Werbung hat ein enormes Potenzial, da von den Online-Kunden viel mehr Daten gesammelt werden können, mit denen wirksamere Marketingmaßnahmen möglich sind.

Die Bedeutung intelligenter Verpackungen nimmt zu. Augmented Reality beispielsweise bietet der Verpackung völlig neue Dimensionen, um das Kundenerlebnis mit digitalen Inhalten wie Videos und interaktiven Spielen zu verbessern.

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