
Im Verpackungsbereich sind immer mehr Private-Equity-Investoren aktiv. Warum eigentlich? (Bild: Open AI/Dall-E)
HQ Equita ist ein Finanzinvestor, der aus dem Umfeld der Bad Homburger Unternehmerfamilie Harald Quandt hervorgegangen ist. Im Grunde opportunistisch unterwegs, widmet man sich etablierten, profitablen Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 20 und 150 Mio. Euro mit Hauptsitz im DACH-Raum, einem guten Management, aktiv in Märkten, die Wachstumspotenzial bieten, sei es organisch oder anorganisch durch Zukäufe zu erschließen. Dabei ist die TPG nicht das erste Investment im Verpackungsumfeld. Auch bei Walsroder Casings (inzwischen Teil von Viskase), Kolbe-Coloco (2018 von H. O. Persiehl erworben) und Rovema (heute eine Beteiligung der Haniel) war HQ Equita „Investor auf Zeit“.
„Verpackung und Verpackungsmaschinenbau sind meines Erachtens ganz unterschiedliche Branchen“, so Moock, der erläutert, dass man in den letzten 30 Jahren etwa die Hälfte der Beteiligungen über M&A-Berater vorgestellt bekommen hat, die andere Hälfte selbst proaktiv angesprochen habe. „Dabei haben wir nie gezielt nach Verpackungsunternehmen gesucht. Aber wenn wir in einer Branche investiert sind, dann sind wir auch auf den relevanten Messen, suchen dort das Gespräch mit Lieferanten, Kunden, Wettbewerbern und möglichen Partnern, um uns als neue Gesellschafter vorzustellen. Und manchmal kann ein Unternehmen aus dem Marktumfeld ja auch ein geeignetes Zielunternehmen für den Ausbau unserer Gruppe sein – oder auch ein späterer Käufer.“
Der Einstieg in die Verpackungswelt

Den Grundstein zur Packaging Group hat HQ Equita 2018 mit dem Erwerb von Fawema und HDG Verpackungsmaschinen gelegt, beides Sondermaschinenbauer für das Abpacken von Trockenprodukten in der Lebensmittel-, Tierfutter- und Chemieindustrie. „Als vermögensverwaltende Beteiligungsgesellschaft greifen wir nicht direkt in unsere Beteiligungen ein. Was wir typischerweise tun, ist einen Beirat zu initiieren, in dem auch wir eine oder zwei Positionen einnehmen, die Mehrheit aber immer von Industrieexperten besetzt wird, die Branchen-know-how beisteuern oder auch eine spezifische Expertise, die das jeweilige Unternehmen benötigt, sei es ein Werk in China aufzubauen, oder auch durch einen Zukauf in den USA zu wachsen“, stellt Moock heraus.
Nach dem Erwerb der beiden Verpackungsspezialisten hat HQ Equita gemeinsam mit Beirat und Management einen Fünfjahresplan für die Packaging Group erstellt wie auch eine Liste mit möglichen Zielunternehmen, die die junge Gruppe bereichern würden. Relativ weit oben auf der Liste stand die Wolf Verpackungsmaschinen GmbH aus Mittelhessen, die der HQ Equita kurze Zeit später von einem M&A-Berater als Akquisitionsmöglichkeit vorgestellt wurde. Der Finanzinvestor nutzte die Gelegenheit, auch die Eigentümerfamilie Wolf von der Packaging Group zu überzeugen und damit einerseits das Portfolio um Produktionsmaschinen für Schlauchbeutelverpackungen abzurunden, andererseits einen Produktionsstandort in China hinzuzugewinnen, der auch für die Internationalisierung der Fawema und der HDG genutzt werden sollte. Wenige Monate nach dem Zukauf brach jedoch die Coronapandemie aus, schwächte mit den Reisebeschränkungen das Service- und Wartungsgeschäft der Gruppe und bremste den Ausbau der chinesischen Produktionsmöglichkeiten aus. „Durch den Ausbruch der Pandemie stehen wir heute da, wo wir eigentlich schon vor drei Jahren hätten stehen wollen“, kommentiert Moock.
Dabei ist das Erreichte beachtlich: Die TPG erwirtschaftet heute mit rund 435 Mitarbeitern in drei profitablen Unternehmen einen Umsatz von über 110 Mio. Euro, hat mehr als 7.500 Maschinen weltweit installiert und erzielt rund 27 % seines Umsatzes mit Service, Ersatzteilen und Umbauten. Dazu hat man die letzten sieben Jahre dafür genutzt, um eine valide Kalkulation aufzubauen, ein transparentes Reporting und ein einheitliches ERP-System einzuführen wie auch einen übergreifenden Einkauf. „Auf diesem Weg stehen wir dem Management als Sparringspartner zur Seite, haben damit die historisch sehr eigentümergeprägten Unternehmen wachstumsbereit und internationalisierungsfähig gemacht, die Strategie geschärft und haben nicht zuletzt als Gesellschafter mit tiefen Taschen auch die Möglichkeit, kostenintensive Veränderungsprozesse zu unterstützen oder eine Buy&Build-Strategie umzusetzen“, unterstreicht Moock.
Markenidentitäten bleiben bestehen
Im Laufe des letzten Jahres hat Peter Räde als CEO der TPG auch das Management ausgebaut, hat Verantwortung an Geschäftsführer der einzelnen Gruppenunternehmen übertragen und eine zweite Führungsebene etabliert. „Auch wenn wir eine TPG sind und eine gemeinsame Unternehmenskultur genießen, so ist es mir doch wichtig, die einzelnen Marken zu bewahren, die in den verschiedenen Märkten, die wir bedienen, langjährig verwurzelt sind. Die Mitarbeiter sollen auch stolz darauf sein, bei Fawema oder der HDG zu arbeiten, oder auch zu den Wölfen zu gehören“, so Räde.
Das Erfolgsrezept klingt dabei vermeintlich lapidar: Mit Fawema, HDG und Wolf habe man drei erfolgreiche Unternehmen in einer Gruppe zusammenführen können, für die man kein neues Konzept erfinden müsse. Man müsse nur konsequent das machen, was man kann. Dazu zählen für Räde Produktqualität, Zuverlässigkeit, Liefertreue und eine intuitive Bedienbarkeit der Produktionsmaschinen. „Denn letztlich bewegen wir uns in der Investitionsgüterindustrie und das bedeutet, dass wir mit dem Verkauf einer Maschine die Basis für eine langfristige Partnerschaft legen, die 20, 30 oder bei einigen Fawema-Maschinen auch mal 40 Jahre andauern kann.“
Dabei begegne einem als Mittelständler manchmal die Frage großer Industriekunden, ob es einen denn im nächsten Jahr noch gäbe. Einen starken Finanzinvestor als Gesellschafter zu haben, sieht Räde hier eindeutig als Vorteil, denn für die Kunden der TPG ist Liefersicherheit ein wesentlicher Entscheidungsfaktor. „Überhaupt habe ich in der Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren bisher nur gute Erfahrungen gemacht“, so Räde. „Natürlich ist einem Finanzinvestor die Rendite wichtig, aber das ist sie eigentlich jedem Gesellschafter.“ Auf die Frage, was Moock und Räde einem Unternehmer raten würden, das auf der Suche nach einem Investor oder Käufer ist, sind beide sich einig: Transparente, gut aufbereitete Finanzdaten, eine valide detaillierte Mittelfristplanung, eine Vision für das Unternehmen mit Wachstumsansätzen und -ideen sowie gut vorbereitete Due-Diligence-Unterlagen. Einige Prozesse scheitern daran, dass der Unternehmer sich nicht in die Karten schauen lässt“, so Moock, „dabei ermöglichen erst gute Unterlagen, ein gutes Angebot abzugeben.“
Auch in die Zukunft geblickt teilen sich der Finanzinvestor und der CEO eine Vision. „Wir sind sehr zufrieden mit der Unternehmensentwicklung, haben bei der TPG ein volles Auftragsbuch und die Maschinen werden uns aus der Hand gerissen. Das hebt den Verpackungsmaschinenbau aktuell vom allgemeinen Maschinenbau ab. Zudem ist es ein Umfeld, in dem Nachhaltigkeit eine immer stärkere Rolle spielt, und wir glauben an die Renaissance von Papier, für die wir in der Gruppe die passenden Lösungen haben“, erklärt Moock. „Dazu sollte man auch sehen, dass Verpackung ein wachsender Markt ist. Alles wird verpackt, und gerade im Lebensmittelbereich machen sich kleinere Haushalte bemerkbar, Verpackungsgrößen werden kleiner, Haltbarkeit ist von zentraler Bedeutung und dafür ist eine gute Verpackung die richtige Antwort“, ergänzt Räde. „Und wir können fast alles verpacken – wirtschaftlich für unsere Kunden, für die am Ende der Stückpreis zählt.“
Wachstum im Service- und Wartungsgeschäft
Fragt man Peter Räde nach einem Mittelfristausblick, so sieht er die TPG überproportional wachsen, rechnet mit einem weiteren deutlichen Ausbau des Service- und Wartungsgeschäftes, und dass die Packaging Group sich als starke marktmitbestimmende Einheit beweist, dabei kundenorientiert wie auch technologisch mit der Zeit geht. Auf diesem Weg kann sich Räde durchaus vorstellen, dass auch das Unternehmens-, Marken- und Produktportfolio einer TPG weiter wächst. Wie lange die HQ Equita Mehrheitsgesellschafter bleibt, mag sich bei einem „Investor auf Zeit“ schwer vorhersehen lassen, aber Hans Moock fühlt sich unverändert wohl im Verpackungsmaschinenbau. „Und mit dieser Einschätzung sind wir nicht allein. Man muss sich nur mal die führenden Verpackungsmaschinenhersteller anschauen, sei es Syntegon, Duravant, Promach oder I. M. A., bei vielen sind Private-Equity-Investoren engagiert“, schließt Moock. Verpackung ist wohl einfach eine geile Branche.
Über Knox
Knox ist eine Unternehmens- und Personalberatungs-Gesellschaft, deren Engagement der Verpackungs- und Druckindustrie gilt, sei es in der Produktion, im Handel oder im Dienstleistungsbereich. Das Team von Knox berät seit nahezu 20 Jahren in Deutschland, Europa und darüber hinaus Unternehmen in diesem Branchenumfeld bei strategischen Herausforderungen, insbesondere auch durch die umfängliche Betreuung und den erfolgreichen Abschluss von Unternehmenstransaktionen.