Fertigungshalle mit Insolvenz-Schild

Auch in der Verpackungsindustrie gab es in den vergangenen eineinhalb Jahren etliche Firmen, die sich aus eigener Kraft nicht mehr halten konnten. (Bild: Open AI/Dalle 4)

Die Verpackungsbranche steht unter massivem Druck. In den vergangenen 15 Monaten häufen sich Meldungen über Unternehmen, die Insolvenz anmelden mussten – darunter nicht nur kleinere Betriebe, sondern auch etablierte Mittelständler. Der wirtschaftliche Abschwung trifft eine Branche, die ohnehin mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert ist. Energiekrise, Rohstoffknappheit, geopolitische Unsicherheiten und ein forderndes regulatorisches Umfeld bringen viele Betriebe an ihre Grenzen. Der Anstieg der Insolvenzen ist dabei kein isoliertes Phänomen, sondern das Ergebnis eines tiefgreifenden Strukturwandels.

Wir haben eine Galerie mit ausgewählten Firmen zusammengestellt, die seit Ende 2023 Insolvenz angemeldet haben. Etliche davon konnten oder können weitermachen. Weil sie einen Investor oder einen Käufer fanden oder weil das Verfahren noch läuft und weiter produziert werden kann.

Doch was hat sich zuletzt verändert und verschärft?

  • Energiepreise und Inflation

Die Energiepreise in Europa sind seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sprunghaft gestiegen. Auch wenn sich die Lage 2024 teilweise stabilisiert hat, sind die Energiekosten auf hohem Niveau geblieben – ein besonders kritischer Faktor für energieintensive Branchen wie die Kunststoffverarbeitung oder metallverarbeitende Verpackungsindustrie. Hinzu kam eine teils hohe Inflation, die die Betriebskosten weiter steigen lässt, etwa durch teurere Löhne, Materialien und Logistik.

  • Überkapazitäten und schwache Nachfrage

Während der Pandemie haben viele Unternehmen ihre Kapazitäten erhöht, um gestiegene Nachfragen bedienen zu können – etwa durch den Boom im E-Commerce. Mit dem Rückgang des Konsums seit 2023 stehen diese Kapazitäten nun vielerorts ungenutzt bereit. Die Branche leidet unter einem Nachfrageeinbruch, etwa im Bereich Konsumgüterverpackungen, begleitet von Preisverfall und wachsendem Wettbewerb.

  • Investitionsstau bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Zugleich steigen die Anforderungen an Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Die EU-Verpackungsverordnung (PPWR) sowie nationale Regularien fordern mehr Rezyklatanteile, Rücknahmeverpflichtungen oder Design-for-Recycling. Für viele Unternehmen sind die dafür nötigen Investitionen jedoch kaum zu stemmen – besonders, wenn finanzielle Polster fehlen oder Banken sich bei der Kreditvergabe zurückhalten.

Gründe für die wachsende Zahl an Insolvenzen

  • Margenverfall bei hohem Preisdruck

Die Gleichzeitigkeit aus hohen Kosten und sinkenden Absatzpreisen setzt die Margen unter Druck. Gerade kleinere Unternehmen können dies nicht mehr auffangen – sie arbeiten oft mit geringen Rücklagen und verfügen über weniger Verhandlungsmacht gegenüber Zulieferern und Kunden.

  • Kreditvergabe restriktiver

Zudem beobachten Marktteilnehmer eine Zurückhaltung bei Finanzinstituten: Banken reagieren auf das konjunkturelle Umfeld mit restriktiverer Kreditvergabe. Wer Investitionen finanzieren oder Liquiditätsengpässe überbrücken will, trifft häufig auf verschlossene Türen.

  • Regulatorischer Mehraufwand

Neue Berichtspflichten und regulatorische Auflagen, beispielsweise zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), binden personelle Ressourcen und erzeugen zusätzlichen Aufwand – insbesondere für mittelständische Verpackungshersteller, die keine eigenen Nachhaltigkeitsabteilungen unterhalten.

  • Mangelnde Resilienz und Spezialisierung

Unternehmen mit engem Produktfokus oder hohem Anteil an konjunkturabhängigen Kundenbranchen, wie zum Beispiel Bau, Möbel oder Einzelhandel, sind besonders anfällig. Wer keine Diversifizierungsstrategien entwickelt hat, gerät schneller ins Straucheln.

Eine Branche im Wandel

Die gestiegenen Insolvenzen sind Ausdruck einer strukturellen Transformation. In den kommenden Monaten ist mit einer weiteren Marktbereinigung zu rechnen. Zugleich entstehen neue Chancen für Unternehmen, die finanziell solide aufgestellt sind, gezielt investieren und ihre Geschäftsmodelle anpassen. Auch bieten der Trend zur Kreislaufwirtschaft, die Notwendigkeit effizienterer Prozesse und die Suche nach nachhaltigen Lösungen Innovationspotenzial.

Sie möchten gerne weiterlesen?