„Wir bleiben natürlich Sondermaschinenbauer“
Interview mit Jürgen Welker, Koch Pac-Systeme, auf der Fachpack zur modularen Maschinenbaureihe KMO
Modular, digital, KI-gestützt: Koch Pac-Systeme stellte auf der Fachpack 2025 die neue Maschinenbaureihe KMO vor – flexibel für jedes Verpackungsmaterial, schnell umrüstbar und bereit auch für künftige Anforderungen. Wir sprachen mit Jürgen Welker darüber, welche Möglichkeiten das für die Verpackungsindustrie bedeutet.
neue verpackung: Herr Welker, wir haben uns gerade die neue KMO angesehen. Besonders hervorgehoben wird hier das Thema Modularität. Nun gibt es auch andere Hersteller, die modulare Maschinen anbieten. Was unterscheidet Ihre Lösung von bestehenden Ansätzen?
Jürgen Welker: Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass wir unabhängig vom Verpackungsmaterial flexibel bleiben. Unsere Anlage kann auf neue Materialien angepasst werden, ohne dass sich der Kunde für die nächsten 20 Jahre auf eine starre Konfiguration festlegen muss. Heute fährt er vielleicht Folie, morgen Papier, übermorgen vielleicht ein ganz anderes Material. Das Grundsystem der Anlage bleibt immer bestehen, nur das jeweilige Modul wird ausgetauscht. Natürlich mit einem starken Fokus auf nachhaltigen Materialien.
neue verpackung: Klingt ja fast, als wäre die PPWR für Sie der Ausgangspunkt dieser Entwicklung gewesen.
Welker: Nicht ausschließlich – aber sie war ein wichtiger Teil der Überlegungen. Wir wollten eine Lösung schaffen, die es unseren Kunden ermöglicht, flexibel auf die Verordnung, aber auch andere Marktentwicklungen zu reagieren. Uns war dadurch von Anfang an klar: Das schaffen wir nicht mehr mit herkömmlichem Maschinenbau, sondern nur mit einem völlig neuen Ansatz. Das Ergebnis – unsere modulare Maschinenbaureihe KMO – feierte nun auf der Fachpack in Nürnberg Premiere.
Künftig decken wir die gesamte Prozesskette ab.
neue verpackung: Der Modulwechsel funktioniert sehr einfach – wir haben es gesehen: drei Stecker lösen, Modul entfernen, neues Modul andocken. Wie lange dauert so ein Tausch in der Praxis?
Welker: Unsere Vorgabe an die Konstruktion war: maximal acht Stunden. Das heißt, altes Modul raus, neues Modul rein – und das funktioniert, wie wir in Tests bestätigt haben. Wird die Anlage komplexer, kann es etwas länger dauern, aber grundsätzlich bleibt es bei diesem Richtwert.
Richtig schnell geht vor allem auch der Formatwechsel: Eine Umrüstung dauert gerade einmal zwischen 15 und 30 Minuten und schon kann der Kunde wieder produzieren. Die Formteile entstehen im Übrigen bei uns im 3D-Druck, sodass wir schnell und individuell auf Kundenanfragen reagieren können. Die Teile sind dabei immer leicht und ergonomisch zu handhaben, was den Bedienkomfort noch einmal erhöht. Damit tragen wir nicht zuletzt auch dem Fachkräftemangel Rechnung – die Maschinen sind schlicht einfacher zu bedienen.
neue verpackung: Mit wie vielen Modulen starten Sie und welche Funktionen bieten diese?
Welker: Wir starten mit einer Handvoll Module und erweitern diese stetig. Besonders nachhaltige Aspekte in Verbindung mit Verpackungsmaterialien sind uns wichtig – auf der Interpack folgt auf jeden Fall das nächste Highlight. Sondermodule sind übrigens auch möglich.
neue verpackung: Sind die einzelnen Module – salopp gesagt – eigentlich als Verschleißteile gedacht und ich kaufe als Anwender alle paar Jahre ein neues Modul mit der dann aktuellen Technologie nach, oder sind die Module selbst nachrüstbar und damit auch langfristig nutzbar?
Welker: Beides ist möglich. Die Module haben natürlich alle die Qualität und damit auch entsprechende Lebensdauer, die der Markt von Koch Pac-Systeme gewohnt ist. Ob ein Kunde nach einer gewissen Zeit sein bestehendes Modul auf den neuesten Stand bringen lässt oder gleich ein komplett neues bestellt, ist dann am Ende eine individuelle Entscheidung, abhängig von Faktoren wie der Frage, wie aufwändig ein gewünschtes Upgrade wäre und wie lange und intensiv die bisherige Nutzungsphase war.
Aber egal, ob Upgrade oder neues Modul: Die Gesamtanlage bleibt so immer auf dem aktuellen Stand der Technik.
neue verpackung: Die Modularität könnte auch die Lieferzeiten verkürzen, indem Sie einzelne Module vorproduzieren und bei Bedarf ausliefern, oder?
Welker: Genau. Wir standardisieren und fertigen bestimmte Module vor, sodass Projekte schneller umgesetzt werden können. Gleichzeitig bleiben wir aber natürlich Sondermaschinenbauer und entwickeln bei Bedarf auch maßgeschneiderte Module.
neue verpackung: Bei unserem Rundgang erwähnten Sie, dass es künftig noch weitere Module und Zielbranchen geben soll. Gibt es hier schon einen festen Fahrplan zu den nächsten Meilensteinen?
Welker: Spannende Frage, die ich einmal so beantworten will: Im Mai 2026 wird es auf der Interpack in Düsseldorf eine große Überraschung geben – wie genau die aussehen wird, darüber werden wir heute noch nicht offiziell sprechen. Klar ist: Wir werden die Bandbreite an Verpackungsoptionen erweitern, ganz besonders mit Blick auf nachhaltige Lösungen.
neue verpackung: Dann gehen wir einmal zum Thema Bedienung über. Zusammen mit der KMO haben Sie auch ein neues HMI vorgestellt.
Welker: Genau, wir sind hier neue Wege gegangen: weg von stationären Systemen, hin zu einem mobilen HMI. Es handelt sich um ein Standard-Tablet mit integrierter Kamera. Damit können Kunden bei Bedarf Servicefälle per Bild oder Video dokumentieren und direkt mit unseren Technikern teilen, die den Anwender dann ohne Reisezeit an quasi jedem Ort der Welt unterstützen können, fast als stünden sie direkt neben ihm.
neue verpackung: Kann ich mit einem HMI auch gleich mehrere Anlagen bedienen?
Welker: Ja, die Bedienung ist komplett webbasiert. Man wählt also einfach die entsprechende IP-Adresse an und kann so gleich mehrere Anlagen mit einem HMI steuern.
neue verpackung: Und beim Service gehen Sie in Sachen Digitalisierung noch einen Schritt weiter – Sie setzen KI ein.
Welker: Richtig. Wir haben einen KI-Bot entwickelt, der im Service unterstützt. Kunden können per Kamera ein Bild aufnehmen, und die KI schlägt anhand der Schadensmeldung Lösungsvorschläge vor. Diese bezieht sie aus unserer Datenbank, beispielsweise für den Tausch eines Sensors. Wichtig ist dabei zu erwähnen: Die KI ist bei Koch gehostet und speziell für das jeweilige Projekt freigeschaltet, um jederzeit Datensicherheit zu gewährleisten.
neue verpackung: Was natürlich alle interessieren wird: Wie sieht es mit den Kosten aus – profitieren Kunden von Skaleneffekten?
Welker: Ein Vergleich mit bisherigen Lösungen ist schwierig, da es sich um ein völlig neues Konzept handelt. Die Vorteile sind so groß, dass man Preis und Mehrwert nicht einfach gegeneinanderstellen kann. Wichtig ist: Die KMO ergänzt unser bestehendes Portfolio, sie ersetzt es nicht. Koch bleibt breit aufgestellt und entwickelt parallel weitere Innovationen. Unser Portfolio umfasst Standardanlagen genauso wie komplette Sonderlösungen – aber auch komplette und ganzheitliche Turnkey-Lösungen: Es geht uns auch darum, dass wir mehr als nur die reine Verpackungsmaschinen anbieten: Künftig decken wir die gesamte Prozesskette ab – von der Montage einzelner Produktkomponenten über verschiedene Verpackungsstufen bis hin zur Logistik. Die KMO ist als Bestandteil dazu geradezu prädestiniert.
neue verpackung: Letzte Frage: Wann starten Sie eigentlich mit den Auslieferungen?
Welker: Theoretisch können wir sofort starten. Die Module sind bereit. Natürlich braucht jedes Projekt eine gewisse Vorlaufzeit, aber es spricht nichts gegen einen zeitnahen Einsatz.
Die Fragen stellte Philip Bittermann, Chefredakteur neue verpackung