Biopolymere: Von der Nische zur tragfähigen Materialoption
Neue Chancen für die Verpackungsindustrie
Biokunststoffe sind der Schlüssel für nachhaltige Verpackungen und bieten vielfältige Anwendungen – von kompostierbaren Frischeverpackungen bis zu Biopolymeren aus nachwachsenden Rohstoffen. Neue EU-Regeln und wachsendes Umweltbewusstsein eröffnen Chancen für Hersteller, die Materialunterschiede verstehen.
Biobasierte und biologisch abbaubare Polymere sind in der Verpackungsindustrie kein Neuland mehr. Ihr Marktanteil ist im Vergleich zu fossilen Kunststoffen zwar noch klein, wächst aber schneller als der Gesamtmarkt. Das globale Produktionsvolumen liegt bei mehr als 4 Mio. t, so eine Prognose des Nova-Instituts. Das entspricht derzeit etwa 1 % des Gesamtproduktionsvolumens fossilbasierter Polymere. Dafür ist aber die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate mit 13 % deutlich höher als das Gesamtwachstum der Polymere von 2-3 %. Wer sich frühzeitig mit dem Markt vertraut macht, verschafft sich Vorteile. Denn auch wenn biobasierte Materialien teilweise noch schwerer verfügbar sind als fossile Polymere, lassen sich mit Erfahrung und dem richtigen Netzwerk zuverlässige Quellen und Qualitäten identifizieren: auch für industrielle Maßstäbe. Fakt ist: Markenartikler, Einzelhändler und Gesetzgeber verlangen nachhaltigere Verpackungslösungen. Die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR) macht klare Vorgaben, etwa zu Umweltauswirkungen, zur Recyclingfähigkeit und zum Einsatz von Rezyklaten in bestimmten Verpackungsarten. Biopolymere allein erfüllen diese Anforderungen zwar nicht in vollem Umfang, können aber eine wertvolle Ergänzung sein: etwa dort, wo Recycling nicht praktikabel ist, kompostierbare Lösungen gefragt sind oder biobasierte Materialien helfen, CO2-Emissionen zu reduzieren.
Biobasiert, biologisch abbaubar – oder beides?
Die Begriffe „Biopolymer“ und „Biokunststoff“ werden in der Alltagssprache so gut wie nie differenziert verwendet. Mal sind biobasierte, mal biologisch abbaubare Materialien gemeint. Für Verpackungshersteller ist dieser Unterschied jedoch entscheidend. Nicht alle biobasierten Materialien sind automatisch biologisch abbaubar. Zum Beispiel sind Bio-PE und Bio-PET chemisch mit ihren fossilen Pendants identisch und damit in der Regel recyclingfähig. Umgekehrt müssen biologisch abbaubare Werkstoffe nicht zwingend biobasiert sein. Polybutyratadipat-Terephthalat (PBAT) und Polycaprolacton (PCL) sind Beispiele für abbaubare Polymere auf fossiler Basis, die etwa in kompostierbaren Folien für Frischware oder in medizinischen Verpackungen zum Einsatz kommen. Die Differenzierung ist entscheidend für Materialwahl, Produktdesign und Entsorgungspfad.
Zertifikate und verbindliche Standards spielen eine zentrale Rolle, wenn es um regulatorische Konformität, Glaubwürdigkeit und Vermarktung von Verpackungen aus Biokunststoffen aller Art geht. Gerade Verpackungshersteller mit wenig Erfahrung im Biopolymer-Einsatz tun sich zu Beginn oft schwer, relevante Zertifikate zu prüfen, richtig zu interpretieren und zertifizierte Materialien zu beschaffen.
Das Interesse an Biopolymeren und nachhaltigen Verpackungslösungen ist groß.
Orientierung im Label-Dschungel
Biobasierte Kunststoffe lassen sich über Siegel wie „TÜV Austria OK biobased“ oder „USDA Certified Biobased Product“ hinsichtlich ihres Anteils an nachwachsenden Rohstoffen klassifizieren. Für biologisch abbaubare Materialien gelten Standards wie DIN EN 13432 (EU) oder ASTM D6400 (USA), die die Abbaubarkeit unter definierten Bedingungen nachweisen. Beide fordern einen Nachweis der biologischen Abbaubarkeit innerhalb von 180 Tagen – allerdings verlangt die EN 13432 einen Abbaugrad von mindestens 90 %, die ASTM D6400 nur 60 % jeweils bezogen auf eine Referenzsubstanz. Auch Vorgaben zu Schwermetall-Grenzwerten und geforderte Nachweismethoden unterscheiden sich.
Gerade kleinere Unternehmen oder Biopolymer-Einsteiger, die kein eigenes Lieferantennetzwerk haben, profitieren von der Zusammenarbeit mit erfahrenen Distributoren. Diese können nicht nur den Zugang zu geeigneten Biopolymeren ermöglichen, sondern auch gleichbleibende Qualitäten sichern und Beschaffungsprozesse beschleunigen. Geprüfte Materialeigenschaften bieten nicht nur regulatorische Sicherheit. Verlässliche Kennzeichnungen durch eindeutige Label stärken auch die Kommunikation entlang der Lieferkette und erhöhen die Glaubwürdigkeit gegenüber Partnern, Handel und Konsumenten. Sie ermöglichen eine klare Positionierung im Markt. Gerade für mittelständische Verpackungshersteller ist das eine Chance, sich frühzeitig zu differenzieren – bevor ausschließlich große Anbieter den Ton angeben und Nachhaltigkeit zu einem reinen Marketinginstrument wird.
Worauf es in der Praxis ankommt
Die meisten Biopolymere bringen andere Verarbeitungseigenschaften mit als fossile Kunststoffe. Unterschiede zeigen sich etwa bei Temperaturprofilen, Trocknung, Werkzeuggeometrie oder Additivrezepturen. Das gilt besonders bei biologisch abbaubaren oder stärkehaltigen Compounds, da sie oft empfindlicher auf Feuchtigkeit, Temperatur oder Scherung reagieren als konventionelle Werkstoffe. Mit einer klugen Materialauswahl, den richtigen Additiven und abgestimmten Prozessparametern lassen sich viele Biopolymere dennoch problemlos in bestehende Anlagen integrieren. Vorausgesetzt, die technischen Anforderungen werden frühzeitig berücksichtigt.
Auch die spätere Verwertbarkeit sollte bereits im Design mitgedacht werden. Denn ist das Design for Recycling nicht zu Ende gedacht, können auch Biopolymere ihr Nachhaltigkeitspotenzial nicht richtig entfalten. Materialkombinationen müssen systematisch geprüft werden. Beispielsweise sollten kompostierbare Biopolymere wie PLA oder PBAT nicht gemeinsam mit recyclingfähigem PE in einer Verpackung kombiniert werden – etwa in mehrlagigen Folien oder Verbundlösungen. Solche Materialkombinationen lassen sich in der Praxis meist nicht sortenrein trennen und stören dadurch die Sortierung oder Verwertung des PE-Stoffstroms. Das kann dazu führen, dass das PE nicht recycelt wird oder die Qualität des so gewonnenen Rezyklats beeinträchtigt ist. Ein weiteres Anwendungsfeld stellen Lebensmittelverpackungen dar. Gerade hier können Biopolymere eine attraktive Alternative darstellen, insbesondere dort, wo der Einsatz von Rezyklaten aus regulatorischen oder hygienischen Gründen nicht in Frage kommt oder wirtschaftlich schwer darstellbar ist. Strenge Anforderungen für Verpackungen mit Lebensmittelkontakt müssen auch Biopolymere erfüllen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Migrationsverhalten und der Konformität mit EU-Verordnungen wie (EU) Nr. 10/2011. Gerade bei neuen oder wenig verbreiteten Biokunststoffen ist der Nachweis durch spezialisierte Prüfinstitute Pflicht – etwa im Hinblick auf Grenzwerte, Zusatzstoffe oder potenzielle Abbauprodukte.
Mit Partnern zur nachhaltigen Lösung
Viele Verpackungsunternehmen stehen an einem ähnlichen Punkt: Das Interesse an Biopolymeren und nachhaltigen Verpackungslösungen ist groß – ebenso wie der Druck durch Markt und Regulierung. In der Praxis fehlt es noch häufig an Ressourcen und Know-how. Doch nicht jedes Unternehmen muss alles allein lösen. Wer auf erfahrene Partner setzt, spart Zeit und reduziert Risiken bei der Auswahl geeigneter Biopolymere sowie vertrauenswürdiger Lieferanten.
Kunststoff-Distributoren wie Meraxis verbinden Materialversorgung mit technischem Verständnis: Wir unterstützen Verpackungshersteller bei der Auswahl geeigneter Biopolymere, beraten zu Verarbeitung und Zertifizierung und liefern geprüfte Qualitäten. In Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen wie dem Institut für Kreislaufwirtschaft der Biopolymere der Hochschule Hof entwickeln wir neue Lösungen zudem praxisnah weiter.
Diese Scharnierfunktion zwischen Hersteller, Verarbeiter und Forschung ermöglicht es, Innovationen schneller und sicherer zur Marktreife zu bringen. Distributoren kennen Markttrends und Kundenanforderungen ebenso wie technische Spezifikationen und regulatorische Rahmenbedingungen. Gemeinsam lässt sich herausfinden, wo der Einsatz von Biopolymeren technisch und wirtschaftlich möglich und sinnvoll ist. Aber auch wo dies nicht der Fall ist. Neben Biopolymeren gibt es genügend weitere nachhaltige Materialalternativen. Letztlich geht es uns darum, passgenaue, nachhaltige Lösungen zu finden und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Echte Chancen für die Packaging Industry
Biopolymere bieten der Verpackungsindustrie echte Chancen. Aber sie entfalten ihr Potenzial nur dann, wenn Materialwahl, Verarbeitung und Verwertung von Anfang an durchdacht sind. Erfolgreich ist, wer mit fundierter Strategie, erfahrenen Partnern und dem nötigen Know-how vorgeht.