Verpackungsdesign: Relaunch des Thomy-Senfglases

Warum das Senfglas von Thomy jetzt nachhaltiger ist

Links das alte Senfglas von Thomy, rechts die neue Version mit Schraubverschluss.
Links das alte Senfglas von Thomy, rechts die neue Version mit Schraubverschluss.

Die Verpackung ist das Gesicht der Marke im Supermarktregal. Weshalb Markenartikler ein Verpackungsdesign mit Wiedererkennungswert meist nur in Details ändern – wenn überhaupt. Die Nestlé Marke Thomy war Ende 2022 deutlich mutiger.

„Thomy hat das Senfglas abgeschafft“ titelte die Bild, „Aus für einen Klassiker“ die Stuttgarter Zeitung und Fans starteten Petitionen auf change.org: Als die Thomy Senfgläser im neuen Design den Point of Sale erreichten, wurde wieder einmal klar, welche Bedeutung die Verpackung in der Beziehung zwischen Marken und ihren Kunden spielt.

Die Senfgläser erhielten ihren Kultstatus vor allem durch ihr zweites Leben. Denn einmal geleert und gespült, dienten sie als Trinkgläser, die in vielen Haushalten hierzulande einen festen Bestandteil der Geschirrausstattung darstellen. Nun also das veränderte Verpackungsdesign.

Die Redaktion von neue verpackung griff sogleich zum Hörer und hatte die Gelegenheit, Michael Gassert, Business Manager bei Thomy, Fragen zum Re-Design zu stellen.

Michael Gassert, Business Manager bei Thomy
Michael Gassert, Business Manager bei Thomy

neue verpackung: Das Thomy-Senfglas mit seiner Doppelfunktion als Trinkglas hat einen gewissen Kultfaktor und findet sich in fast allen Geschirrschränken Deutschlands. Da würde man beim Design ja eher Evolution statt Revolution erwarten. Warum nun dieser quasi-disruptive Schritt?

Michael Gassert: Wir aktualisieren das Erscheinungsbild unserer Marken in regelmäßigen Abständen. So geht der Markenauftritt von Thomy jetzt wieder mit der Zeit. Im Zuge der Aktualisierung des Thomy-Markenauftrittes haben wir auch unseren Thomy-Senfvarianten „scharf“ und „mittelscharf“ im Glas ein neues, zeitgemäßes Erscheinungsbild gegeben.

Bei den Thomy-Senfvarianten „scharf“ und „mittelscharf“ ersetzt jetzt ein Schraubglas die bisherige Trinkglas-Form. Das neue Senfglas fließt seit Anfang Oktober 2022 schrittweise in den Handel ein. Was uns bei der Verpackungsgestaltung neben dem modernen Aussehen wichtig war: Das neue Glas ist einfacher zu handhaben. Dank des Schraubverschlusses lässt es sich viel einfacher öffnen und wiederverschließen als die Vorgängerversion. Die Thomy-Senfvarianten „scharf“ und „mittelscharf“ im Glas enthalten unverändert 250 ml Senf.

neue verpackung: Die Reaktionen der Konsumentinnen und Konsumenten auf die Änderung des Designs fielen teilweise recht emotional aus, selbst Petitionen wurden im Internet initiiert – wie reagiert man als Markenartikler in so einem Moment?

Gassert: Bei der Gestaltung der neuen Glasverpackung hat eine Rolle gespielt, dass wir über die Jahre wiederholt den Wunsch von Verbrauchern nach einer Glasverpackung mit einer einfacheren Handhabung beim Öffnen und Wiederverschließen erhalten haben. Auf diesen Wunsch sind wir eingegangen.

Unser bisheriges Senfglas war sehr bekannt. Wir verstehen, dass es Thomy-Senfkristall-Fans gibt, die die alte Trinkglasform vermissen. Seit der Umstellung haben wir wiederum auch die positive Rückmeldung von Verbrauchern erhalten, dass die neuen Gläser jetzt einfacher wiederverschließbar sind.

Wir möchten gleichzeitig unterstreichen, dass die neue Glasverpackung nachhaltiger ist. Durch die Umstellung auf das Schraubglas reduzieren wir den CO₂-Fußabdruck. Die neuen Thomy-Senfgläser haben weniger Gewicht im Vergleich zum alten Senfkristall. Wir konnten zudem die Recyclingfähigkeit verbessern: die alte Glasform hat „neues Glas“ bei der Produktion benötigt. Jetzt bestehen die neuen Varianten rund zur Hälfte aus Altglas. Wir haben auch die Transportverpackung nachhaltiger gestaltet. Auch den Transportweg des Glases haben wir verkürzt. Wir setzen jetzt auf Glas, das aus Essen kommt und somit hat es lediglich einen Weg von circa 60 km aus der Produktionsstätte bis zum Thomy-Werk in Neuss.

neue verpackung: Wie beschrieben, war es vor allem die Doppelfunktion als Trinkglas, die das bisherige Design so beliebt machte. Waren darum die Möglichkeiten eines zweiten Lebens für die Verpackung ein von Beginn an relevanter Aspekt beim Re-Design?

Gassert: Neben der guten Recyclingfähigkeit ist das Tolle an einer Glasverpackung, dass sie meistens vielfältig wiederverwendbar ist. Auch unser neues Senfglas mit dem Schraubverschluss kann wiederverwendet werden, zum Beispiel als Einmachglas für selbstgemachte Marmelade.

neue verpackung: Wie sieht es mit dem Rest der Thomy-Portfolios aus? Planen Sie auch hier in naher Zukunft einen oder auch mehrere Verpackungs-Relaunches?

Gassert: Wir haben 2022 unsere Thomy-Verpackungen deutlich angepackt – sowohl im Design als auch bei den Materialien. Wir haben zum Beispiel die bisher verwendeten Styropor-Trays ganz abgeschafft und bei den Thomy Senf-, Mayonnaise- und Remouladen-Tuben auf Papier umgestellt. Unsere Squeeze-Flaschen im Thomy-Sortiment enthalten 20 % recyceltes Material. Unser Ziel ist es, den Anteil an recyceltem Material bei den Squeeze-Flaschen auszubauen.

Darüber hinaus haben wir für das ganze Thomy-Portfolio ein neues, zeitgemäßes Verpackungsdesign gegeben. Das animiert Verbraucher im Regal oder am Display, zuzugreifen. Wir haben auch neue Claims auf den Verpackungen eingeführt. So informieren wir jetzt über die enthaltenen natürlichen Zutaten, Freilandeiern in den betroffenen Produkten (beispielsweise Thomy Natürlich Leichte, Thomy Les Sauce Range und Hollandaise-Sauce, Remoulade) und geben auf unseren neuen Verpackungen Recycling-Hinweise für Verbraucher. Für mehr Transparenz über die Nährwerte unserer Produkte sorgt im gesamten Thomy-Sortiment der Nutri-Score.

Bildergalerie: Auch PET-Flaschen haben oft mehr als ein Leben

PET-Flasche wird zu Lego-Steinen
Ein Team von mehr als 150 Mitarbeitern arbeitet daran, nachhaltige Lösungen für Lego Produkte zu finden. In den letzten drei Jahren haben Materialwissenschaftler und Ingenieure über 250 Variationen von PET-Materialien und hunderte anderer Kunststoffformulierungen getestet. Das Ergebnis ist ein Prototyp, der mehrere ihrer Qualitäts-, Sicherheits- und Spielanforderungen erfüllt – einschließlich der Kupplungsleistung.
Tasche aus recyceltem PET
Der Taschen- und Zubehörhersteller Dicota, Schweiz, treibt die Umstellung seiner Produkte auf ein nachhaltiges, umweltfreundliches Herstellen voran. Auch die Notebooktaschen, Sleeves und Rucksäcke der Base-Kollektion werden jetzt als Eco Base aus recycelten Kunststoffflaschen gefertigt. Dabei finden je nach Produkt bis zu 19 PET-Flaschen ein zweites Leben.
Beginnend 2022 will Continental Kunststoff aus recycelten PET-Flaschen für die Produktion von Pkw-Reifen verwenden. Wie der Autozulieferer angekündigte, sollen zuvor herkömmlich produzierte Polyester-Verbindungen dabei komplett durch ein nachhaltiges Polyester-Garn ersetzt.
Beginnend 2022 will Continental Kunststoff aus recycelten PET-Flaschen für die Produktion von Pkw-Reifen verwenden. Wie der Autozulieferer angekündigte, sollen zuvor herkömmlich produzierte Polyester-Verbindungen dabei komplett durch ein nachhaltiges Polyester-Garn ersetzt.
Grafik PET-Recycling
Der PET-Flaschenkreislauf ist bereits ausgesprochen effizient: Durch das Pfandsystem konnten 97 % des PET eingesammelt und wieder aufgearbeitet werden. Dieses Recycling-Material ist sortenrein und lässt sich auch als Lebensmittel-Verpackung wieder einsetzen. Doch aufgrund seiner Eigenschaften ist das Material auch ein begehrtes Produkt auf den Sekundär-Kunststoffmärkten. Rund 55 Prozent des Recycling-PET kaufen die Hersteller von Folien, Textilien und Verpackungen für Putzmittel oder Kosmetik und verwenden es für ihre Produkte.
Frau springt durch Flaschen
Bereits zum zweiten Mal brachte Kaufland im März 2021 eine exklusive nachhaltige Sportkollektion aus recyceltem Polyester auf den Markt. Die Produkte entstehen aus gebrauchten PET-Flaschen, Fischernetzen und Kunststoffabfällen und sind komplett nach dem Global Recycling Standard (GRS) zertifiziert.
Taucheruhr mit Ziffernblatt aus rPET
Bei der Aquis Date Upcycle handelt es sich um eine Version einer bereits erhältlichen Taucheruhr von Oris mit einem farbenfrohen Zifferblatt aus rezyklierten PET-Kunststoff, der aus aus dem Meer gesammelten PET-Flaschen stammt. Jede Uhr der Sonderedition ist ein Unikat, da das Recylingverfahren zufällige Muster erzeugt und darum keine zwei Zifferblätter gleich sind.
weißer und schwarzer Druckkugelschreiber auf einem Buch,
Grässlin Kunststoffe, Sax Polymers und Schneider Schreibgeräte haben aus rPET eine Druckkugelschreiber entwickelt, der als erstes Schreibgerät mit dem Blauen Engel ausgezeichnet wurde. Der Schaft, der in drei Farben gefertigt wird, besteht zu 92 % aus Rezyklat. Das Minenröhrchen der nachfüllbaren Großraummine wird ebenfalls aus PCR-Rezyklat hergestellt.
Schuhe am Strand
Einen ökologischen Fußabdruck hinterlassen – Lidl nimmt das wörtlich: Im Rahmen der von der Schwarz Gruppe initiierten Plastikstrategie „Reset Plastic“ launcht Lidl Deutschland Schuhe, für deren Obermaterial recycelte PET-Flaschen aus Asien eingesetzt werden.
Waldarbeiter in Arbeitskleidung
Die Fristads Green High Visibility-Kollektion wird aus Bio-Baumwolle und Polyester aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Sie besteht aus einer breiten Palette von Kleidungsstücken, die es Berufstätigen in den Bereichen Straßenbau, Bauwesen, Transport und Logistik ermöglichen, sich von Kopf bis Fuß in hoch sichtbarer Kleidung mit geringerer Umweltbelastung zu kleiden - ohne dabei Kompromisse bei Sicherheit und Qualität einzugehen. Mit nachhaltigem 4-Wege-Stretch und Rippstrick-Einsätzen an der Taille bieten diese Kleidungsstücke viel Komfort bei geringerer Umweltbelastung als normale Warnschutzkleidung.
Invilus ist ein junges Familienunternehmen, mit Hauptsitz in Heidelberg, welches vor allem Rucksäcke aus recycelten Plastikflaschen konzipiert und vertreibt.
Invilus ist ein junges Familienunternehmen, mit Hauptsitz in Heidelberg, welches vor allem Rucksäcke aus recycelten Plastikflaschen konzipiert und vertreibt.
Tesa, Hamburg, entwickelt ein neues Verpackungsklebeband mit Trägermaterial aus recyceltem Post-Consumer-PET (rPET). Der Träger des Klebebandes besteht zu 70 % aus rPET, der verwendete Acrylatklebstoff ist wasserbasiert. Der Produktionsprozess ist komplett lösungsmittelfrei, für die Herstellung werden gebrauchte PET-Produkte, einschließlich Flaschen, recycelt und als Rohstoff für das Trägermaterial verwendet.
Tesa, Hamburg, entwickelt ein neues Verpackungsklebeband mit Trägermaterial aus recyceltem Post-Consumer-PET (rPET). Der Träger des Klebebandes besteht zu 70 % aus rPET, der verwendete Acrylatklebstoff ist wasserbasiert. Der Produktionsprozess ist komplett lösungsmittelfrei, für die Herstellung werden gebrauchte PET-Produkte, einschließlich Flaschen, recycelt und als Rohstoff für das Trägermaterial verwendet.
In der vierten Generation des Audi A3 setzt der Automobilhersteller Audi erstmals auf Sitzbezüge aus Sekundärrohstoffen. Bis zu 89 % des verwendeten Textils bestehen dem Hersteller zufolge aus recycelten PET-Flaschen, die zu Garn verarbeitet werden. Die Stoffe sollen dabei sowohl optisch als auch haptisch die gleichen Qualitätsstandards wie klassische Textilbezüge gewährleisten. Insgesamt werden pro Sitzanlage bis zu 45 PET-Flaschen à 1,5 Liter verwertet. Hinzu kommen weitere 62 PET-Flaschen, die für den Teppich im Fahrzeug recycelt wurden. Auch weitere Komponenten des Interieurs bestehen vermehrt aus Sekundärrohstoffen, so zum Beispiel Dämmstoffe und Dämpfungsbauteile, die Seitenverkleidung des Kofferraums, der Ladeboden und die Einlegematten. Die Sitzbezüge sind jedoch noch nicht voll und ganz aus recyclingfähigem Material gefertigt.
In der vierten Generation des Audi A3 setzt der Automobilhersteller Audi erstmals auf Sitzbezüge aus Sekundärrohstoffen. Bis zu 89 % des verwendeten Textils bestehen dem Hersteller zufolge aus recycelten PET-Flaschen, die zu Garn verarbeitet werden. Die Stoffe sollen dabei sowohl optisch als auch haptisch die gleichen Qualitätsstandards wie klassische Textilbezüge gewährleisten. Insgesamt werden pro Sitzanlage bis zu 45 PET-Flaschen à 1,5 Liter verwertet. Hinzu kommen weitere 62 PET-Flaschen, die für den Teppich im Fahrzeug recycelt wurden. Auch weitere Komponenten des Interieurs bestehen vermehrt aus Sekundärrohstoffen, so zum Beispiel Dämmstoffe und Dämpfungsbauteile, die Seitenverkleidung des Kofferraums, der Ladeboden und die Einlegematten. Die Sitzbezüge sind jedoch noch nicht voll und ganz aus recyclingfähigem Material gefertigt.
Gemeinsam mit Amut hat Erema die erste Extrusionsanlage für lebensmitteltaugliche PET-Folien in Albany, Neuseeland, für Alto Plastic Packaging in Betrieb genommen. Zum Einsatz kommt hier Eremas Vacurema PET-Recyclingtechnologie, kombiniert mit der Amut Inline Sheet Produktionstechnologie. Die Schmelze kommt direkt von der Vacurema 1716 T Basic ohne den Umweg über die Granulierung in die Amut-Anlage. Das Post-Consumer-PET-Material wird or der Extrusion im Vakuumreaktor der Erema-Anlage dekontaminiert und vorgetrocknet, bei einem Durchsatz von bis zu 1.500 kg pro Stunde. Nach der Hochleistungsfiltration durch einen Erema SW-RTF Rückspülfilter und eine Online-IV-Messung gelangt die Schmelze direkt in die Inline Sheet Anlage von Amut. Dort wird sie zu einschichtigen rPET-Tiefziehfolien von 0,15 bis 1,2 mm Dicke verarbeitet. Die Folien sind nicht nur 100 % lebensmittelkonform, sie erfüllen auch die Vorschriften der FDA für Lebensmitteltauglichkeit. Die rPET-Tiefziehfolien werden dann zu Schalen und Lebensmittelbehältern weiterverarbeitet.
Gemeinsam mit Amut hat Erema die erste Extrusionsanlage für lebensmitteltaugliche PET-Folien in Albany, Neuseeland, für Alto Plastic Packaging in Betrieb genommen. Zum Einsatz kommt hier Eremas Vacurema PET-Recyclingtechnologie, kombiniert mit der Amut Inline Sheet Produktionstechnologie. Die Schmelze kommt direkt von der Vacurema 1716 T Basic ohne den Umweg über die Granulierung in die Amut-Anlage. Das Post-Consumer-PET-Material wird or der Extrusion im Vakuumreaktor der Erema-Anlage dekontaminiert und vorgetrocknet, bei einem Durchsatz von bis zu 1.500 kg pro Stunde. Nach der Hochleistungsfiltration durch einen Erema SW-RTF Rückspülfilter und eine Online-IV-Messung gelangt die Schmelze direkt in die Inline Sheet Anlage von Amut. Dort wird sie zu einschichtigen rPET-Tiefziehfolien von 0,15 bis 1,2 mm Dicke verarbeitet. Die Folien sind nicht nur 100 % lebensmittelkonform, sie erfüllen auch die Vorschriften der FDA für Lebensmitteltauglichkeit. Die rPET-Tiefziehfolien werden dann zu Schalen und Lebensmittelbehältern weiterverarbeitet.