Ist meine Verpackung nachhaltig?

Wie eine Plattform Unternehmen bei der Verpackungswahl unterstützt

Grafik: Ein Klemmbrett mit einer Liste und zwei Flaschen.
Mit dem Elbpackguide will der BFSV keine bestehenden Bewertungsmodelle ersetzen, sondern Entscheidungsträgern Impulse geben.

Welche Verpackung ist wirklich nachhaltig? Der Elbpackguide des BFSV hilft Unternehmen und Verbrauchern mit fünf Kriterien, Verpackungen transparent zu bewerten – praxisnah, kostenlos und auf Basis aktueller Vorgaben.

Die zunehmende Sensibilisierung für Umweltfragen und die steigende Nachfrage nachhaltiger Produkte führen dazu, dass Unternehmen verstärkt bestrebt sind, ihre Geschäftspraktiken und Produkte umweltfreundlicher zu gestalten und auszuloben. Eines der zentralen Aspekte dieser Bemühungen betrifft die Verpackung, die nicht nur das Erscheinungsbild eines Produkts prägt, sondern auch einen maßgeblichen Einfluss auf die Umweltauswirkungen haben kann. Doch wie kann man erkennen, welche Verpackungen wirklich nachhaltig sind?

Tabelle: Vorgegebenes, zur Bewertung auswählbares Nachhaltigkeitsprofil des Elbpackguides.
Vorgegebenes, zur Bewertung auswählbares Nachhaltigkeitsprofil des Elbpackguides.

Mit fünf Kriterien zur Verpackung

Der BFSV hat mit der Plattform elbpackguide.de ein Werkzeug entwickelt, das Verbraucher und Unternehmen dabei unterstützen soll, Verpackungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit besser zu verstehen. Das Herzstück der Plattform ist ein Bewertungsmodell, das auf den Prinzipien einer Nutzwertanalyse basiert und darauf abzielt, die Anwender aktiv zum Nachdenken über ihre Verpackungsentscheidungen anzuregen.

Im Modell können Verpackungen anhand klar definierter Kriterien wie Verpackungsgewicht, Mehrweg, Materialursprung, Verwertung und der Erkennbarkeit der Entsorgung bewertet werden. Diese fünf Kriterien orientieren sich am bewährten 3R-Konzept – Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln – sowie an den Anforderungen des aktuellen Verpackungsrechts.

Die Anwendung des Bewertungsmodells erfolgt in zwei Schritten: Zuerst wird ein individuelles Nachhaltigkeitsprofil erstellt, das die persönliche Gewichtung der Kriterien widerspiegelt. Um den Einstieg zu erleichtern, stellt der Elbpackguide zudem alternativ ein vorgefertigtes Profil zur Auswahl bereit, das ohne weitere Anpassungen verwendet werden kann. Dieses wurde vom Elbpackguide-Team auf Basis aktueller europäischer und nationaler Vorgaben zu nachhaltigen Verpackungen entwickelt. Diese Funktion ist vor allem für diejenigen gedacht, die eine fundierte Grundlage suchen, oder sich zunächst orientieren möchten. Anschließend werden die Verpackungen anhand dieser Gewichtung bewertet und erhalten eine Gesamtpunktzahl. Einfache Bewertungsbeispiele, Erklärvideos und weiterführende Informationen auf der Plattform machen das Modell nicht nur praktisch anwendbar, sondern regen auch dazu an, sich intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Bewertungsergebnisse der beiden Verpackungsbeispiele.
Bewertungsergebnisse der beiden Verpackungsbeispiele, eigene Darstellung.

Glas vs. PET: Welche Flasche ist nachhaltiger?

Wie das Tool in der Praxis funktioniert, soll im Folgenden ein Beispiel aus der Getränkebranche zeigen: Der Vergleich einer Kunststoff-Einwegflasche mit einer Glas-Mehrwegflasche, basierend auf realen, im Markt verfügbaren Verpackungen für Wasser, macht Unterschiede in der Verpackungsbewertung deutlich:

Bewertet werden beide Beispiele unter Berücksichtigung des vorgegebenen Elbpackguide-Nachhaltigkeitsprofils, siehe Tabelle 1. Unter welchen Annahmen dieses Profil entstanden ist, wird auf der Elbpackguide-Website ausführlich aufgeschlüsselt. Auch können User an diesem Punkt stattdessen ihr eigenes Nachhaltigkeitsprofil erstellen und auswählen.

Im Vergleich zur Kunststoff-Einwegflasche (2) erreicht die Glas-Mehrwegflasche (1) eine deutlich bessere Elbpackguide-Nachhaltigkeitsbewertung (74 % vs. 49 %) – siehe Grafik 2. Das liegt vor allem an ihrer Wiederverwendbarkeit im Pfandsystem sowie der guten Recyclingfähigkeit. Auch in den Kriterien „Ursprung“ (= Materialursprung) und „Entsorgung“ (= Erkennbarkeit der Entsorgung) erzielt die Glasverpackung volle Prozentpunktzahlen. Lediglich beim Gewicht schneidet sie schwächer ab, da das eingesetzte Verpackungsmaterial Glas schwerer ist – hier hat die Kunststoffflasche Vorteile im Hinblick auf Transportemissionen.

Die Kunststoffflasche hingegen bleibt eine klassische Einweglösung und verliert insbesondere deshalb viele Punkte im Profil. Zwar punktet sie beim geringen Gewicht und in der Erkennbarkeit der Entsorgung durch das Pfandsystem, allerdings fehlt eine Angabe auf der Verpackung zum Einsatz von PET-Rezyklat. Das führt nicht nur zu einer schlechten Bewertung im Bereich „Ursprung“, sondern bedeutet auch, dass ein Potenzial zur Verbesserung ungenutzt bleibt. Hinzu kommt: Kunststoff unterliegt beim Recycling in der Regel einem stärkeren Downcycling als Glas – das heißt die Wiederverwertung führt meist zu Produkten geringerer Qualität, während Glas nahezu ohne Qualitätsverlust erneut verwendet werden kann.

Grafik: Zur Bewertung erforderliche Verpackungsdaten.
Zur Bewertung erforderliche Verpackungsdaten, eigene Darstellung.

Warum eigene Daten wichtig sind

Auf beiden Verpackungsvarianten wird das gleiche Füllvolumen von 750 ml Wasser deklariert, daher weist die Glas-Mehrwegflasche mit ihrem höheren Verpackungsgewicht einen größeren Verpackungsaufwand pro 100 ml Füllvolumen auf. Eine Reduktion des Glasgewichts wäre sinnvoll, um auch im Kriterium „Gewicht“ besser abzuschneiden – vorausgesetzt, die Flasche bleibt stabil genug für den Mehrwegeinsatz. Insgesamt ist die Glasflasche im vorliegenden Vergleich klar die nachhaltigere Option und zeigt, dass strukturell wiederverwendbare Systeme Kunststoff-Einwegverpackungen in nahezu allen relevanten Kategorien im Elbpackguide überlegen sind.

Wichtig: Die dargestellten Bewertungsergebnisse basieren auf konkreten Annahmen zu ausgewählten, im Markt verfügbaren Verpackungslösungen und der Verwendung des standardisierten Elbpackguide-Nachhaltigkeitsprofils.

Die Beispielverpackungen dienen ausschließlich als Anwendungsbeispiel zur Veranschaulichung der Bewertungslogik und sind nicht als generelle Aussage über die Nachhaltigkeit aller Mehrweg-Glas- oder Einweg-Kunststoffverpackungen zu verstehen. Die Bewertungsergebnisse können je nach konkreter Ausgestaltung der Verpackung, Materialeinsatz, Nutzungsszenario oder Gewichtung der Nachhaltigkeitskriterien im individuellen Profil variieren.

Daher empfiehlt es sich, jede Verpackungslösung auf Grundlage eigener Daten und Zielsetzungen separat zu bewerten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Denkanstoß zur Entscheidungsfindung

Die Plattform des Elbpackguides soll keinen Ersatz zu bestehenden Bewertungsmodellen darstellen, sondern möchte vielmehr mit seinen Inhalten zum Nachdenken, zum Ausprobieren, Hinterfragen und Verstehen von nachhaltigen Verpackungen anregen. Er macht die Nachhaltigkeit von Verpackungen in nur wenigen Schritten und simplen Daten quantifizierbar, um so über das Bauchgefühl hinaus den Weg zu nachhaltigeren Verpackungen zu ebnen. Verpackungen sollen hinterfragt und ihr Optimierungspotenzial bewertet werden. Entscheidungsträger können die gewonnen Informationen als Impulse für ihre Entscheidungsfindung nutzen. Auch Studierende, Vertreter aus vor allem kleinen- und mittelständischen Unternehmen und weitere Interessierte sind eingeladen, die komplett kostenlose Plattform zu erkunden und von ihren Inhalten zu profitieren.