
Gras bietet sich in Papier als Ersatz für Holz an, da es schneller nachwächst und weniger energieintensiv in der Verarbeitung ist. (Bild: Pixel-Shot – stock.adobe.com)
Graspapier ist Papier, bei dem ein Teil des Zellstoffs, der normalerweise aus Holz und Altpapier stammt, durch Gras ersetzt wird. Ein Papier aus 100 % Gras ist aktuell nicht möglich, verschiedene Quellen sprechen von einem Grasanteil von 30 bis 50 %. Als Rohstoff dient Grasschnitt, also das, was beim Mähen im Beutel des Rasenmähers landet. Dabei stammt das Gras häufig von ökologischen Ausgleichsflächen sowie Brachland und steht nicht in Konkurrenz zur Heuproduktion als Tierfutter.
Herstellung ohne zusätzliche chemische Behandlung
Um Papier aus Gras herzustellen, liefert beispielsweise das Unternehmen Creapaper Papierherstellern Graspellets, die diese dann für ihre Papierproduktion einsetzen können. Damit das Gras für Papier verwendet werden kann, wird es nach dem Mähen mechanisch aufbereitet, im Gegensatz zu Holz benötigt es keine zusätzliche chemische Behandlung. Denn Gras enthält weniger Lignin als Holz, weshalb Grasfasern nicht erst durch Säuren aufgeweicht werden müssen.
Die Grashalme werden luftgetrocknet, gereinigt und zerkleinert, bis sie eine Faserlänge von etwa einem Millimeter haben und im Anschluss zu Pellets gepresst. Die Pellets können dann dem Papierbrei in der Papierfabrik zugegeben werden, eine Umstellung der Maschinen ist dafür nach Angaben des Pelletherstellers nicht nötig. Das entstandene Graspapier hat dieselben Eigenschaften wie herkömmliches Papier und kann genauso verarbeitet und bedruckt werden.

Warum eigentlich Gras statt Holz?
Warum sollte das Holz im Papier denn nun, zunächst in Teilen, von Gras ersetzt werden? Dafür gibt es mehrere Gründe. Holz, welches in Deutschland zu Papier verarbeitet wird, stammt zu rund 80 % aus anderen Ländern. Die Bäume stehen teils in tropischen Regionen wie Brasilien, wo sie in Urwäldern abgeholzt werden. In manchen Regionen werden aufgrund des hohen Holzbedarfs außerdem schnell wachsende Baumarten in Monokulturen angebaut, die unter anderem die Böden schädigen.
Der nächste Punkt ist, dass die Papierherstellung aus Holz sehr ressourcenintensiv ist, es werden große Mengen Chemikalien und Wasser benötigt, um zunächst Zellstoff und dann Papier herzustellen. Weiterhin ist die Produktion energieintensiv: Um eine Tonne Papier aus frischen Holzfasern zu produzieren, wird so viel Energie benötigt wie für eine Tonne Stahl.
Der Einsatz von Altpapier senkt den Ressourcenverbrauch; etwa 70 % weniger Wasser und 60 % weniger Energie werden dann benötigt. Technisch möglich ist bisher ein Anteil von 80 % Altpapier im gesamten Papierkreislauf. Im Jahr 2016 wurden in Deutschland auch bereits 75 % des Papiers aus Altpapier hergestellt. Allerdings ist der Altpapieranteil der in Deutschland verbrauchten Produkte nicht so hoch wie der der produzierten Produkte. Deutschland exportiert über die Hälfte der Recyclingpapier-Produkte und importiert dafür Papier aus Frischfasern.
Gras ist in der Produktion weniger ressourcenintensiv als Holz. Das fängt schon beim Anbau an, es ist anspruchslos und wächst nach dem Mähen nach. Zudem wächst Gras im nahen Umland der Papierfabriken, benötigt also keine weiten Transportwege. Für eine Tonne Graspapier werden zwei Liter Wasser und 137 kWh Energie verbraucht, bei Papier aus Holzfasern sind es 6.000 Liter und 5.000 kWh.

Anwendungsbeispiele von Graspapier im Alltag
Damit die Papierproduktion weniger Ressourcen benötigt, kann ein Teil der Holzfasern durch Gras ersetzt werden. Denn Graspapier kann bei vielen Anwendungen herkömmliches Papier ersetzen, beispielsweise im Bürobedarf, bei Eierkartons oder Schalen für Obst und Gemüse. Einige Anbieter haben bereits Graspapier im Sortiment. Mondi bietet unter dem Namen IQ Grass+Packaging, ein Graspapier für Einkaufstaschen und Verpackungen an. Das Unternehmen Pohl-Scandia hat eine Produktserie von Versandverpackungen aus Grasfasern im Sortiment. In Stuttgart gibt es sogar eine Druckerei, die sich auf Graspapier spezialisiert hat, mit dem passenden Namen “Die Grasdruckerei”. Ratioform hat ebenfalls verschiedene Graspapiere im Angebot von Versandverpackungen bis zum Packpapier.
Nachhaltige Verpackungen: der große Überblick

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Anwendungsbeispiele von Graspapier im Alltag (Kopie)
All diese Angebote würde es nicht ohne eine entsprechende Nachfrage geben. Dazu gehören global agierende Konzerne wie McDonald’s, der seine Burger mittlerweile in Graspapier verpackt und Coca-Cola, welcher das Material für die Etiketten des Eistees Honest-Tea nutzt. Außerdem verwenden Discounter wie Aldi und Lidl Graskarton für Schalen für Obst und Gemüse.
Graspapier ist schon jetzt in vielen Bereichen eine Alternative zu herkömmlichem Papier und Karton. Da der Bedarf für Karton durch den angestiegenen Online-Versandhandel steigt und viele Rohstoffe – unter anderem Holz – knapper und dadurch teurer werden, wären Alternativen sinnvoll. Beispielsweise Karton und Papier mit Grasanteil.
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