Product Carbon Footprint und strategisches Produktdesign im Maschinenbau

Wie Uhlmann Pac-Systeme Nachhaltigkeitskennzahlen nutzt

Das Parenteral Tray Center PTC 200.
Bei Uhlmann Pac-Systeme müssen für die Ermittlung des PCF Daten für rund 30.000 als relevant identifizierte Bauteile und Funktionsbaugruppen erfasst werden.

Wie lässt sich die CO₂-Bilanz von Pharmaverpackungsmaschinen verbessern? Uhlmann Pac-Systeme setzt auf den Product Carbon Footprint (PCF) – mit 30.000 analysierten Bauteilen, strategischem Design und einer klaren Vision für nachhaltige Maschinen.

Nachhaltigkeit gehört beim Pharmaverpackungsspezialisten Uhlmann Pac-System bereits seit Jahren zum Kern der Produkt- und Unternehmensstrategie. Das Unternehmen konzipiert seine Maschinen und Anlagen für eine lange, ressourcenschonende Lebensdauer. Durch gezielte Performance-Upgrades und technologische Modernisierungen lassen sich auch bestehende Anlagen für neue Anforderungen zukunftsfähig machen. Das ermöglicht es verpackenden Unternehmen, ihre Anlagen ressourcenschonend immer auf dem neuesten technologischen Stand zu halten und deren wirtschaftliche Nutzungsdauer zu maximieren. Das reduziert auch die CO2-Bilanz der Anlage über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg.

Optimierung der CO2-Bilanz

Aktuell geht Uhlmann Pac-Systeme den nächsten Schritt: Ziel ist es, die CO2-Bilanz der Maschinen und Anlagen kontinuierlich zu optimieren – von der Materialauswahl über die Maschinenkonzeption bis hin zur Produktion. Dafür nutzt Uhlmann Pac-Systeme das CO2-Bilanzierungsmodell des PCF.

Wer sich mit Klimabilanzierung beschäftigt, stößt schnell auf Begriffe wie Scope 1, 2 und Scope 3 – oder eben auf Product Carbon Footprint. Diese Begriffe stammen aus dem internationalen Standard für Treibhausgasbilanzen, dem Greenhouse Gas Protocol (GHG). Das GHG-Protokoll ermöglicht es Unternehmen, ihre Emissionen systematisch zu erfassen, mit Werten anderer Unternehmen oder ihrer Branche zu vergleichen und die Bereiche zu identifizieren, in denen man Emissionen reduzieren kann und muss. Uhlmann Pac-Systeme konzentriert sich bei der Erstellung seiner Product Carbon Footprints auf den komplexesten Bereich der Klimabilanzierung, den Scope 3. In Scope 3 fallen alle indirekten Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung über Lieferketten bis hin zur Nutzung und Entsorgung der Produkte. Der Maschinenbauer strebt damit eine umfassende und ganzheitliche CO2-Bilanzierung an.

Grafik: Product Carbon Footprint als Kriterium für Materialauswahl und Gestaltung einer Komponente.
Product Carbon Footprint als Kriterium für Materialauswahl und Gestaltung einer Komponente.

Strategische Potenziale erkennen und nutzen

Uhlmann Pac-Systeme legt für seine Ermittlung des Product Carbon Footprint den vom Greenhouse Gas Protocol (GHG) und der ISO 14067 definierten Umfang und Tiefe der Erfassung zugrunde. Ganz abstrakt formuliert, erfasst der PCF die Kohlenstoffemissionen (CO2e) eines Produktes über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg. CO2e steht für CO2 equivalents, also CO2-Äquivalente. Es handelt sich um eine Maßeinheit, die es ermöglicht, unterschiedliche umwelt- und klimaschädliche Treibhausgase in einem Wert zusammenzufassen. Im PCF-Wert werden also die Treibhausgas-Emissionen (THG) eines Produkts von der Rohstoffbeschaffung über den Produktionsprozess und den Transport bis zum Werkstor („cradle-to-gate“) oder bis hin zur Nutzung und Entsorgung eines Produkts („cradle-to-grave“) so quantifiziert, dass sich ein mit anderen PCF-Werten sinnvoll vergleichbarer Wert ergibt.

Der strategische Nutzen des PCF liegt für Uhlmann Pac-Systeme dabei weniger im ermittelten Wert selbst, sondern in den umfangreichen Daten, die zur Bilanzierung notwendig sind. Sie umfassen unter anderem Werkstoffe, Herstellungsverfahren, Energieverbrauch, Transportwege und den gesamten Lebenszyklus der Maschine – von der Produktion bis zur Nutzung. Sind diese Daten digital und standardisiert verfügbar, können Hotspots verifiziert und somit Potenziale zur Optimierung der Verpackungslösungen erkannt werden. So lassen sich beispielsweise Nachhaltigkeitsschwachstellen in der Lieferkette identifizieren und verbessern.

Die Analyse des Product Carbon Footprint einzelner Bauteile ermöglicht es außerdem, den Energieverbrauch von Maschinen und Anlagen durch eine entsprechende Auslegung der Funktionsbausteine zu reduzieren. Zudem können – beispielsweise unter Berücksichtigung der technischen Anforderungen – bisher genutzte, energieintensive oder verschleißanfällige Werkstoffe und Komponenten durch Alternativen ersetzt werden, möglicherweise sogar durch recycelte Werkstoffe. Ziel ist es, den PCF-Wert beziehungsweise die daraus gewonnenen Erkenntnisse tief im Designprozess für neue Maschinenmodelle und deren Module zu verankern, sodass Kunden ein auch unter CO2-Bilanz-Perspektive optimales Lösungsangebot gemacht werden kann.

Viele Unternehmen beschränken sich auf das regulatorische Mindestniveau

Erste Meilensteine erreicht

Ganz am Ziel ist Uhlmann Pac-Systeme aber noch nicht; schließlich muss das PCF-Team die Daten für rund 30.000 als relevant identifizierte Bauteile und Funktionsbaugruppen beschaffen und bilanzierungsfähig clustern als auch standardisieren. Das erfordert den engen Austausch und Support von Fachabteilungen wie Einkauf oder Grunddatenteam (Standardisierung und Normung), aber auch die Unterstützung durch die Unternehmens-IT, um die entsprechende digitale Infrastruktur aufzubauen.

Wie bei jedem Unternehmen, das mit komplexen Lieferketten arbeitet, liegt auch bei Uhlmann Pac-Systeme nur ein Bruchteil dieser Daten bereits selbst vor. Ein weiterer Teil lässt sich aus etablierten PCF-Datenbanken wie Ecoinvent beziehen. Einen erheblichen Teil muss das PCF-Team aber von den Lieferanten direkt erfragen. Das ist zeitaufwendig und ressourcenintensiv. Uhlmann Pac-Systeme arbeitet dafür mit einem Spezialisten für CO2-Bilanzierung aus der DACH-Region zusammen.

Commitment von Unternehmen und Team

Die Erstellung eines so detaillierten Product Carbon Footprint und des entsprechenden Nachhaltigkeitsberichts erfordert einen erheblichen organisatorischen und fachlichen Aufwand. Viele Unternehmen beschränken sich daher auf das regulatorisch geforderte Mindestniveau oder greifen auf die Expertise externer Dienstleister zurück. Uhlmann Pac-Systeme hat sich bereits frühzeitig dafür entschieden, hier einen anderen Weg zu gehen: So investiert das Unternehmen seit Jahren in den Aufbau eigener Kompetenzen und organisatorischer Strukturen im Bereich Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung.

Dieses Commitment ergibt sich zum einen aus den Werten des Familienunternehmens: Langfristiges Denken und Verantwortungsbereitschaft für die nächsten Generationen führen dazu, Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen nicht ausschließlich über kurzfristige Renditeziele zu bewerten. Uhlmann Pac-Systeme profitiert auch ökonomisch von seiner Nachhaltigkeitsstrategie: So machen beispielsweise der Umbau der Stromversorgung zu Strom aus erneuerbaren Energien sowie ein konsequent umgesetztes Programm zum Stromsparen das Unternehmen resilienter gegen steigende Energiekosten und geopolitische Verwerfungen. Die Selbstverpflichtung zu ambitionierten Umwelt- und Klimazielen macht Uhlmann Pac-Systeme nicht nur durch die Veröffentlichung eines detaillierten Nachhaltigkeitsberichts transparent. Als Teil der Uhlmann Group ist der Verpackungsspezialist auch seit diesem Jahr Mitglied im Klimabündnis BW. Außerdem stellt man sich regelmäßig der strengen Bewertung des Ecovadis-Ratings und ist Mitglied der Science Based Targets Initiative (SBTI).

Fachpack 2025: Halle 1, Stand 216