Kreislauffähige Lösung: rPET statt PP/PS-Verpackungen

Alpla entwickelt recycelbare Becher für Milchprodukte

2023 wurden in Deutschland 1.478.500 t Joghurt produziert. Der Hauptteil wurde in Plastikbechern verpackt.
2023 wurden in Deutschland 1.478.500 t Joghurt produziert. Der Hauptteil wurde in Plastikbechern verpackt.

Alpla entwickelt dünnwandige Becher aus PET-Recyclingmaterial für Molkereiprodukte, die die Anforderungen der neuen PPWR-Verpackungsverordnung erfüllen und hervorragende Barriereeigenschaften bieten.

Molkereiprodukte wie Joghurt, Streichkäse, Pudding, Rahm und Topfen sollen in der EU künftig nachhaltiger verpackt werden. Die PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) gibt die Richtung vor. Ab 2030 müssen Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff einen prozentualen Mindestanteil an Recyclingmaterial enthalten – ansonsten drohen Strafen. Das Problem: Becher für Molkereiprodukte bestehen aus PP (Polypropylen) oder PS (Polystyrol) – und für beide gibt es kein zugelassenes Recyclingmaterial aus dem mechanischen Recyclingverfahren für den Kontakt mit Lebensmitteln. Nur über das weit kosten- und energieintensivere chemische Recycling sind geringe Mengen verfügbar. Zu wenig für die flächen-deckende Verwendung. Alpla hat die Lösung basierend auf dem „Alleskönner“ PET (Polyethylenterephthalat) gefunden. Gemeinsam mit Partnern entwickelte die Spritzguss-Division Alpla Inject erstmals dünnwandige PET-Kunststoff-becher mit Recyclingmaterial. Keine leichte Aufgabe. „Die Herausforderungen waren, den Spritzguss-Prozess hinsichtlich des Druckes – der Temperatur und Werkzeugdimension so zu gestalten, dass die Verpackung im mechanischen Recycling dem Flaschenstrom zurückgeführt werden kann. Dafür haben wir ein Additiv entwickelt und die Prozesse angepasst“, erzählt Thomas Maibohm, Head of Sale and Product Management Thin-wall Packaging bei Alpla.

rPET-Anteil bis zu 100 %

Das einstufige Spritzgussverfahren erlaubt erstmals vollständig kreislauffähige Verpackungen aus 30 bis zu 100 % rPET – je nach Kundenwunsch. So sind die von der PPWR bei PET geforderten 30 % Recyclingmaterialanteil leicht möglich. Produziert wird mit einer Standardspritzgussmaschine. Die standardisierten Durchmesser und Spezifikationen von rePETec sind mit bestehenden Abfülllinien kompatibel, wodurch Umstellungskosten minimiert und die Produktionseffizienz beibehalten werden. „Wir schaffen mit unserem rePETec stabile Verpackungen mit dünnen Wandstärken aus rPET, können diese nach Gebrauch wiederverwerten und auf den bestehenden und etablierten PET-Recyclingstrom zugreifen. All das war bisher nicht machbar. Mit dieser Lösung erfüllen die Hersteller von Molkereiprodukten alle gesetzlichen Anforderungen und stärken gleichzeitig die regionale Kreislaufwirtschaft“, so Maibohm.

Höheres spezifisches Gewicht

Geplant sind vorerst die Standardformate 180 und 300 ml. Weitere Formate sollen sukzessive folgen. Je nach Kundenwunsch kann das Füllvolumen 100 bis 500 ml betragen. Die Wandstärke liegt bei 0,32 mm einschließlich integriertem In-Mould-Labelling (IML). Einschränkungen gibt es lediglich in der Formgebung. Maibohm: „Hier können wir aus heutiger Sicht sagen, dass die Höhe der Verpackung reglementiert ist.“ Und: „Das höhere spezifische Gewicht sorgt dafür, dass wir mit dieser Verpackung in einem höheren Preissegment liegen.“ Konkret bedeutet es einen Gewichtsunterschied von etwa 40 % gegenüber PP. In der Summe werde der Becher preislich daher etwas höher liegen.

Bessere Haltbarkeit der Produkte

Je nach Kundenwunsch beträgt der Anteil recycelten Plastiks zwischen 50 bis 100 %.
Je nach Kundenwunsch beträgt der Anteil recycelten Plastiks zwischen 50 bis 100 %.

Auf der anderen Seite überzeugt rPET mit deutlich besseren Barriereeigenschaften, darunter einer niedrigen Sauerstoffdurchlässigkeitsrate (OTR), die bis zu 20-mal besser als bei PP und 30-mal besser als bei PS ist. Das gewährleistet eine längere Haltbarkeit der Produkte. Zudem eignet sich das Material dank einer niedrigen Wasserdampfdurchlässigkeitsrate (WVTR) ideal für feuchtigkeitsempfindliche Produkte. Maibohm: „Das eröffnet neue Chancen für Molkerei-Produkte und kann Lebensmittelverschwendung vorbeugen.“ Inwieweit der Einsatz von rPET zu Energieeinsparungen oder CO₂-Reduktionen gegenüber Neumaterial führen, lässt sich laut Alpla noch nicht sagen, da es keine produktspezifische Lebenszyklusanalyse gibt. Aber prinzipiell sinkt der CO2-Ausstoß durch einen höheren Anteil von Recyclingmaterial.

Das hochwertige rPET steuert Alpla aus eigenen Recyclingwerken in Europa bei. Mit Blick auf mögliche Engpässe im Markt. betont Maibohm: „Qualität und Verfügbarkeit sind langfristig gesichert“. Nach der Verwendung könnten die PET-Joghurtbecher in den bereits etablierten PET-Flaschenkreislauf aufgenommen werden. Das Etikett aus PP wird zuvor beim mechanischen Recycling von der Verpackung abgelöst. „Die Becher bereichern den ‚Bottle-to-Bottle‘-Kreislauf. Künftig kann aus einer Flasche ein Becher werden und daraus wieder eine Flasche und so weiter. Das spart Ressourcen, vermeidet Müll und ist finanziell unschlagbar“, ist
Thomas Maibohm überzeugt.

Molkeien sind nicht die einzige Zielgruppe

Die Wandstärke liegt bei 0,32 mm einschließlich integriertem In-Mould-Labelling.
Die Wandstärke liegt bei 0,32 mm einschließlich integriertem In-Mould-Labelling.

Allerdings gibt es eine kleine Einschränkung. Bei den bestehenden Flaschenkreisläufen, wie sie heute in Deutschland und Österreich aufgestellt sind, ist keine Rücknahme von Becherverpackungen vorgesehen, räumt der Alpla-Fachmann ein. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass die Bescher in den Kreislauf gelangen, gibt es aus heutiger Sicht nicht. Das ändert nichts daran, dass die Akzeptanz im Markt groß ist und das Material bereits die Lebensmittelzulassung hat. Und wann geht es richtig los? „Eine geplante Markteinführung können wir stand heute nicht genau definieren. Derzeit befinden wir uns noch in der Testphase und schauen für den Start in Richtung 2026“, sagt Maibohm. Molkereien sind übrigens nicht die einzigen potenziellen Abnehmer der rPET-Becher. Auch im Feinkostbereich, bei Süßigkeiten und Non-Food-Anwendungen sieht Alpla Potenzial.

Gemeinschaftsprojekt rePETec

Alpla hat die Verpackungslösung „rePETec“ gemeinsam mit dem Maschinenhersteller Engel, Werkzeugbauer Brink, Labelproduzent iPB Printing und Joint-Venture-Partner Intopack entwickelt. So stellt Engel dem Verpackungsspezialisten für die Zeit der Versuche eine entsprechende Spritzgussmaschine zur Verfügung. Brink unterstützte als Werkzeughersteller massiv bei Anpassungen. iPB entwickelte gemeinsam mit Alpla das passende Label, während Intopack mit Manpower, Erfahrung und Standort als Partner bei der Entwicklung der Prozesse und den Verpackungsanforderungen zur Seite steht.