
Seit 2021 werden auch Schrumpffolien eingesetzt, die aus 50% Rezyklat bestehen. (Bild: Nestlé)
Verpackungen sind unsere alltäglichen Begleiter. Sei es der knusprige Schokoriegel, den wir zwischendurch versnacken, der duftende Kaffee am Morgen oder die Zahnpasta bei unserem Morgenritual. Verpackungen, die die Produkte umhüllen, tragen dazu bei, dass diese geschützt werden.
Doch während Verpackungen uns das Leben erleichtern, können sie auch eine Herausforderung darstellen: Wie können wir sicherstellen, dass diese Materialien nicht zur Belastung von Natur, Umwelt und Klima werden? Die Antwort ist, dass wir Verpackungsmaterialien im Kreislauf führen und halten müssen. Eine funktionierende und ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft ruht auf fünf entscheidenden Säulen: optimierter Materialeinsatz, Mehrweglösungen wo sinnvoll, innovative Verpackungslösungen hinsichtlich Recyclingfähigkeit, effiziente Recycling-Infrastrukturen und gut informierte Verbraucher. Denn selbst die besten Verpackungslösungen können ihre Kreislauffähigkeit nicht entfalten, wenn sie nicht richtig entsorgt werden.
Das ist auch unsere Vision bei Nestlé: Keine unserer Verpackungen soll auf Deponien oder in der Umwelt landen. Das ist unser übergreifendes Ziel weltweit. Wir wollen dafür sorgen, dass unsere Verpackungen recycelt und wiederverwendet werden und eine effiziente Infrastruktur dafür besteht. Wir setzen auf innovative Lösungen, die nicht nur den gesetzlichen Anforderungen gerecht werden, sondern auch den Bedürfnissen unserer Verbraucher.

Fünf Ansätze für weniger Plastik
Nestlé hat seine Verpackungsstrategie auf fünf Säulen aufgebaut. Wir wollen einerseits weniger Verpackungsmaterial einsetzen und insbesondere den Einsatz von Neukunststoffen verringern. Unser weltweit gesetztes Ziel bis 2025 sieht eine Reduktion von einem Drittel Neukunststoff im Vergleich zu unserem Verbrauch 2018 vor. Wir sind hier auch auf einem guten Weg mit einer Materialeinsparung von 21,3 % global per Ende 2024. Wir konzentrieren uns auch auf Konzepte zur Wiederverwendung und Nachfüllung. In den vergangenen Jahren haben wir weltweit etwa 20 verschiedene Mehrwegansätze getestet, darunter auch Kaffee-Spender in Hotels und Nachfüllbeutel.
Wir arbeiten auch an der Neugestaltung von Verpackungen, also am Design for Recycling. Unser Ziel ist es, bis 2025 mindestens 95 % unserer Kunststoffverpackungen so zu gestalten, dass sie recyclinggerecht sind. Derzeit liegen wir weltweit bei 89,5 %. Eine klare Kommunikation auf den Verpackungen und über andere Kanäle ist darüber hinaus auch wichtig, um die Verbraucher über das richtige Entsorgen der Schokoriegelfolien oder leeren Kaffeekapseln zu informieren.
Ohne eine gute Recyclinginfrastruktur gibt es keine nachhaltigen Verpackungslösungen. Um die Kreisläufe der Verpackungen vollständig zu schließen, benötigen wir funktionierende und ausreichende Sammel-, Sortier- und Recyclingkapazitäten. Zusätzlich sind gesetzliche Rahmenbedingungen mit Lenkungswirkung, unter anderem auch für das chemische Recycling von schwer zu sortierenden und schwer recyclebaren Verpackungen wie zum Beispiel flexiblen Verpackungen erforderlich. Hierbei arbeitet Nestlé mit anderen Unternehmen und der Politik zusammen, um die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Die Flexible Packaging Initiative, ein Zusammenschluss von namhaften Unternehmen wie Ferrero, Mars und Unilever, zielt darauf ab, die Recyclingfähigkeit flexibler Verpackungen zu verbessern und die Infrastruktur für diese Materialien weiterzuentwickeln.
Herausforderungen bei flexiblen Verpackungen
Nestlé verwendet viele verschiedene Verpackungen. Flexible Verpackungen machen einen großen Teil aus. Sie kommen zum Beispiel für Produkte wie Suppen, Soßen, Fix-Würzmischungen oder bei Tierfutter zum Einsatz. Lebensmittel und Tierfutter sind empfindliche Produkte. Traditionelle Verbundmaterialien für solche Produkte im Beutel bestehen normalerweise aus mindestens drei Hauptschichten aus verschiedenen Materialien, die fest miteinander verbunden sind. Jedes Material hat eine spezielle Funktion, wie zum Beispiel Siegelfähigkeit, Bedruckbarkeit, Steifigkeit oder Barrierefunktion. In den letzten Jahrzehnten hat die Verpackungsindustrie diese Materialkombinationen ständig verbessert. Die Schichten wurden dünner und somit konnte der Materialeinsatz deutlich reduziert werden.
Diese Beutelverpackungen haben sich in der Indus-trie als Standard etabliert, und sie sind in guter Qualität weit verbreitet. Die zentrale Herausforderung dieser Materialkombinationen ist, dass die unterschiedlichen Schichten sich nicht effizient voneinander trennen lassen. Dadurch können sie nicht dem werkstofflichen Recycling zugeführt werden. Die Lösung bieten Beutelverpackungen, bei denen die Hauptschichten aus dem gleichen Material oder der gleichen Materialgruppe bestehen. Damit können die sortierten Verpackungen als einheitliches Material dem Recycling zugeführt werden.
Die technischen und ökonomischen Auswirkungen der Umstellung auf recycelbare flexible Verpackungen dürfen jedoch nicht unterschätzt werden. Zum Beispiel bringen diese neuen Materialkombinationen einige Herausforderungen mit sich. Dazu zählen eine geringere Steifigkeit, die die Maschinenfähigkeit beeinträchtigen kann, sowie ein deutlich verkleinertes Siegelfenster. Da die äußere und die innere Siegelschicht aus dem gleichen Material bestehen, haben sie ähnliche Schmelzpunkte. Das bedeutet, dass wir die innere Schicht für das Siegeln schmelzen müssen, während die äußere Schicht ihre Festigkeit bis zu einem gewissen Grad behalten muss. Dies erfordert oft präzisere Siegeltechnologien und Maschinen, was zusätzliche Investitionen in die Anlagen nötig macht. Zudem sind diese neuen Materialien noch kein Industriestandard, was die Beschaffung der Grundmaterialien in ausreichender Qualität erschwert.

„Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Regierungen und Verbrauchern ist der Schlüssel zum Erfolg"
Die Effizienz hängt vom Verbraucher ab
Darüber hinaus muss das neue Material mit den bestehenden Produktionslinien kompatibel sein. Große Markenhersteller, wie zum Beispiel die Marke Maggi, verfügen über einen bestehenden Maschinenpark. Jede Verpackungslinie muss individuell angepasst werden, um die erforderlichen Mengen an Beuteln mit neuem Gewand abfüllen zu können. Die Produktionsgeschwindigkeit und Effizienz muss dabei gleich bleiben: Neue Materialien dürfen keine zusätzlichen Produktionsstopps verursachen, weil sie sich im Verpackungsprozess anders verhalten als die altbewährten Versionen. Es gibt keine Herstellung ohne Menschen: Auch die Werks-teams müssen geschult werden, um die neue Linienkonfiguration bedienen zu können. Die Effizienz des Recyclingprozesses hängt unter anderem von den Verbrauchern ab. Flexible Verpackungen sollten im gelben Sack landen. Die Sortieranlagen müssen dann in der Lage sein, diese spezifischen Kunststoffe zu erkennen und zu sortieren, um sie ins Recycling zu bringen. Hier sind die Sortierer und Recycler gefordert. Flexible Monomaterialien haben ein geringes Gewicht. So sind sie schwer zu verarbeiten. Es gibt schon Fortschritte beim Ausbau der Infrastruktur, ohne weitere Skalierung geht es aber nicht. Hier spielt auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle: Wenn nicht genug Materialien in den Recyclingstrom kommen, ist es schwierig, eine wirtschaftlich sinnvolle Skalierung umzusetzen.
Hinzu kommt, dass mechanisch recyceltes Material für flexible Beutelverpackungen aufgrund der Qualitätsanforderungen für den direkten Lebensmittelkontakt nicht zulässig ist. Bei PET-Getränkeflaschen sind wir deutlich weiter. Dank der Pfandsysteme sind die Materialkreisläufe geschlossen und das garantiert die Sicherheit des Recyclingmaterials für die neue Verwendung. Bei sonstigen Lebensmitteln gibt es aktuell nur eine Zwischenlösung. Hersteller können beispielsweise mechanisch recycelten Polyethylen aus dem gelben Sack in nicht lebensmittelberührenden Materialien, wie beispielsweise Transportverpackungen verwenden.
Bei Nestlé kommen Schrumpf- und Stretchfolien sowie Dehnhauben mit recyceltem Material für die Sicherung der Verpackungen auf Tray oder Palette zum Einsatz. So setzen wir bei Stretchfolien bereits 30 % Rezyklat ein. Wir haben es zusammen mit „Der Grüne Punkt - Duales System Deutschland“ und Papier Mettler geschafft, Schrumpffolien mit 50 % Recyclinganteil zu entwickeln. 20 % des Rezyklats bei den Schrumpffolien ist „gelber Sack“-Material. Die Dehnhauben bestehen ebenfalls zu 30 % aus Rezyklat wovon mindestens 13% aus dem Gelben Sack stammt.
Innovationen bei Purina und Maggi
Nestlé setzt die Umstellung von Verbundmaterialien auf Monomaterialien schrittweise um. Wir haben in den letzten Jahren die ersten Projekte abgeschlossen. Die vollständige Umstellung des Portfolios mit flexiblen Verpackungen soll bis Ende 2026 erfolgen. Nestlé arbeitet beim Umstellungsprozess eng mit Folienverarbeitern, Folienproduzenten und Maschinenherstellern zusammen. Besonders die Nestlé-Marken Purina und Maggi haben bereits viel erreicht.
Die Tierfuttermarke Purina hat zusammen mit ihrem Hauptlieferanten neues Monomaterial für Beutel entwickelt. Das Nestlé-Team hat hier auf die Expertise des
eigenen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks zugreifen können. Die Herausforderung bestand unter anderem darin, mit dem neuen Portionsbeutel die gleiche Haltbarkeit garantieren zu können, da einige Beutel autoklaviert werden. Purina führt diese Beutel bei verschiedenen Tierfuttermarken in Europa ein.
Nestlé verzichtet darüber hinaus auf Verbundfolien bei Suppen, die unter den „Maggi Für Genießer“- und „Maggi Guten Appetit“-Produktlinien laufen. Gleiches gilt für Saucenprodukte im Sortiment „Maggi Für Genießer“. Die neuen Tüten bestehen aus einem Monomaterial, was sie mit einer Wiederverwertbarkeit von mehr als 90 % über die gelbe Tonne recyclingfähig macht. Zusätzlich spart die Foodmarke 20 t Verpackungsmaterial ein, da die recyclingfähige Folie insgesamt leichter ist als die Vorgängerversion. Gleichzeitig bieten sie einen hohen Schutz gegenüber Wasserdampf, Sauerstoff, Mineralöl und weiteren mechanischen Einflüssen wie zum Beispiel die Durchstoßfestigkeit. Als nächstes sind jetzt die „Maggi Fix“-Beutel dran.
Mit Blick auf die Zukunft sehen wir die neue europäische Verpackungsverordnung PPWR als Chance, ein-heitliche Regeln und Rahmenbedingungen mit Lenkungswirkung zu schaffen, die alle Akteure zum Handeln bewegen und für gleiche Wettbewerbsbedingungen sorgen wird. Denn eines ist sicher: Den Weg in Richtung funktionierende und effektive Kreislaufwirtschaft können wir nur gemeinsam bestreiten. Wir sind überzeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Regierungen und Verbrauchern der Schlüssel zum Erfolg ist.