Holzlöffel mit zwei gefrorenen Erbsen.

Tiefkühlkost steht hoch im Kurs bei den Verbrauchern. (Bild: Quade_stock.adobe.com)

Grafik Pro-Kopf-Verbrauch von Tiefkühlkost
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Tiefkühlkost liegt bei 46,1 kg. (Bild: Deutsches Tiefkühlinstitut, Statista)

Tiefkühlkost erfreut sich auch in Krisenzeiten großer Beliebtheit. Vor dem Hintergrund der steigenden Inflationsrate greifen 42 % der Kunden stärker zu Sonderangeboten. 13 % greifen öfter zu Handelsmarken und 13 % geben an, häufiger Tiefkühlprodukte zu kaufen., meldet das Deutsche Tiefkühlinstitut. Homeoffice, Coronapandemie und der Verzicht auf Restaurantbesuche sind die Treiber der Entwicklung.

Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften spielen für die Tiefkühlbranche seit vielen Jahren eine wichtige Rolle und gewinnen mit dem steigenden Verbrauch von Tiefkühlprodukten und dem wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstsein der Verbraucher noch weiter an Bedeutung. In puncto Ressourcenschonung und Vermeidung von Lebensmittelabfällen spielen Tiefkühlprodukte aufgrund ihrer langen Haltbarkeit und Portionierbarkeit eine sehr wichtige Rolle.

Denn Tiefkühlkost ist so verpackt, dass die Entnahme von Portionen möglich ist und nicht alles auf einmal aufgetaut und zubereitet werden muss. Verluste durch übriggebliebene Essensreste oder Überproduktion können so eingedämmt werden. Auch Lebensmittelabfälle durch Überschreitung der Haltbarkeit sind bei tiefgekühlten Produkten geringer, wie eine Umfrage zeigte: Während knapp 90 % der Konsumenten schon einmal ein frisches Lebensmittel weggeworfen haben, haben dies bei tiefgekühlten Produkten nur knapp 30 % schon einmal getan.

Neben der Vermeidung von Food Waste spielt die Verwendung einer nachhaltigen Verpackung eine entscheidende Rolle. Tiefkühlkostproduzenten und Packmittelhersteller arbeiten gemeinsam daran, den Einsatz von Verpackungsmaterialien zu reduzieren, recyclingfähigere Materialien einzusetzen oder Kunststoffverpackungen sogar vollständig zu ersetzen. Dabei darf nicht aus dem Blick geraten, dass eine Verpackung für Tiefkühlkost robust und durchstoßfest sein muss, um Beschädigungen standzuhalten. Sie muss flexibel sein, da gefrorene Lebensmittel während des Gefriervorgangs an Volumen gewinnen können.

Faserbasierte Verpackungen stehen derzeit hoch in der Gunst des Verbrauchers. Ziel ist, eine faserbasierte Verpackung im Altpapierstrom zu entsorgen und die Papierfaser wieder zu verwenden. Jedoch müssen faserbasierte Folien zusätzlich mit Barrieren und Dichteeigenschaften ausgestattet werden.

Eine andere nachhaltige Möglichkeit, Tiefkühlprodukte zu verpacken, ist der Einsatz von recycelbaren Monomaterialien. Gerade dann, wenn Tiefkühlprodukte scharfe Kanten und Ecken haben, muss die Verpackung durchstoßfest sein. Hier werden Monomaterialien auf Basis von MDO-PE verwendet. MDO (Machine Direction Orientation) ist eine Technologie, die Folieneigenschaften, speziell die Barriereeigenschaften, verbessert und Folien für bestimmte Anwendungen optimiert. Das ist der entscheidende Baustein für die Herstellung von leistungsstarken Monomaterialverbunden aus Polyethylen, die recycelt und in der Kreislaufwirtschaft ohne Materialverlust wiederverwendet werden können.

Frosta war Pionier beim Papierbeutel

Beutel Frosta, italienischer Gemüse-Mix
Frosta wurde für den Einsatz der faserbasierten Verpackung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewürdigt. (Bild: Frosta)

Bei flexiblen Verpackungen für Tiefkühlkost ist entsprechend Bewegung in den Markt gekommen. Den Anfang machte Frosta vor zwei Jahren. Der Hersteller von Tiefkühlkost ließ einen Papierbeutel für tiefgekühlte Gemüsemischungen entwickeln und ersetzte damit eine Kunststoffverpackung. Die Verpackung besteht aus ungebleichtem und ungestrichenem Kraftpapier und kann über den Papiermüll entsorgt werden. Für die Bedruckung werden wasserbasierte Farben verwendet. Der notwendige Produktschutz wird mit diesem Papierbeutel ohne Füllstoffe oder sonst üblichen Kunststoffbeschichtungen ermöglicht. Stattdessen wird das Papier mit einem rein physikalischen Verfahren behandelt. Dafür wurde Frosta mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewürdigt. Die Jury betonte, dass Frosta sich als Lebensmittelhersteller für die Entwicklung nachhaltiger Verpackungsmaterialien einsetzt und in Eigenregie mit Kooperationspartnern eine innovative und nachhaltige Verpackungslösung für Tiefkühlgemüse entwickelt habe.

Allerdings gab es auch Probleme mit dem neuen Papierbeutel, räumt Frosta-Chef Felix Ahlers im Gespräch mit dem Handelsblatt im Januar 2022 ein: „Sojasoße, Rote Beete und sehr ölhaltige Stoffe können leider im Laufe der Monate durch den Beutel suppen. Unser Ziel bleibt es, 40 Millionen Plastikbeutel im Jahr durch kompostierbares Papier zu ersetzen. Vorbild ist der Zementsack. Langfaserige Papierstrukturen halten Feuchtigkeit ab. Vier von 45 Produkten im Plastikbeutel sind umgestellt. Wir testen gerade die nächsten zehn.“

Iceland stellt auf Papierverpackungen um

Iceland gefrorene Hühnchensticks
Iceland setzt nun auch funktionale Barrierepapiere von Mondi für eine Reihe von Produkten ein. Die erste neu verpackte Produktreihe waren gefrorene Hühnchensticks, bei denen der jährliche Kunststoffverbrauch um 80 % reduziert wird. (Bild: Mondi)

Auch in anderen Ländern gibt es entsprechende Entwicklungen zwischen Folienlieferanten und Lebensmittelherstellern und Handelsunternehmen, wie folgende Beispiele zeigen.

Iceland Foods Ltd ist eine britische Supermarktkette. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verkauf von Tiefkühlkost, einschließlich Fertiggerichten und Gemüse. Iceland will der erste britische Supermarkt sein, der kunststoffneutral wird, sich wo immer möglich auf Papierverpackungen umstellt und seinen verbleibenden Kunststoff-Fußabdruck ausgleicht. Dabei greift die Supermarktkette auf verschiedene Verpackungslösungen zurück.

Recycelbare Papierverpackung für Tiefkühlkost.
Der Spezialist für flexible Verpackungslösungen, Parkside, hat in Zusammenarbeit mit Iceland eine recycelbare Papierverpackung für Tiefkühlkost entwickelt. (Bild: Parkside)

So hat der Spezialist für flexible Verpackungslösungen, Parkside, in Zusammenarbeit mit Iceland eine recycelbare Papierverpackung für Tiefkühlkost entwickelt. Die innovative, nachhaltige Lösung wurde für das Northcoast-Sortiment des Supermarktes an tiefgekühlten Meeresfrüchten entwickelt.

Die Northcoast-Produkte von Iceland wurden bisher in einem LDPE-Beutel verpackt, doch nach dem Projekt mit Parkside werden sie nun in einem speziell entwickelten, recycelbaren Papierbeutel mit Fett- und Ölbeständigkeit verpackt. Die heißsiegelfähige Papierlösung wurde so konzipiert, dass sie den Einflüssen von Frost und Feuchtigkeit in einer Gefrierschrankumgebung über einen längeren Zeitraum hinweg standhält. Erreicht wurde dies durch eine Reihe von Beschichtungen auf Wasserbasis mit hoher Barrierewirkung, die so konzipiert sind, dass sie sich bei der Wiederverwertung im Papierrecyclingprozess auflösen.

Auch mit dem Verpackungs- und Papierunternehmen Mondi ist der Tiefkühleinzelhändler eine Partnerschaft eingegangen und setzt nun funktionale Barrierepapiere für eine Reihe von Produkten ein. Die erste neu verpackte Produktreihe waren gefrorene Hühnchensticks, bei denen der jährliche Kunststoffverbrauch um 80 % reduziert wird.

Das funktionale Barrierepapier wird aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, wobei Mondi die Papierproduktion und -beschichtung im eigenen Haus durchführt und somit eine vollständig integrierte Lösung bietet. Das funktionale Barrierepapier von Mondi soll einen vollständigen Produktschutz bieten und sicherstellen, dass das Produkt dieselbe Haltbarkeit wie mit dessen vorheriger Verpackung hat. Dank der hohen Steifigkeit des Papiers ist die Verpackung durchstoßfest und sorgt für einen effizienten Abfüllprozess, der auf den bereits bestehenden Anlagen abläuft. Das funktionale Barrierepapier verwendet eine hauchdünne Beschichtung, die alle notwendigen Barrieren bietet, um Lebensmittel frisch zu halten, und dennoch recycelt werden kann.

Lidl Schweden setzt Post-Consumer-Recycling-Kunststofffolie ein

Tiefkühlkostverpackung mit Zimt- und Kardamombrötchen.
Gemeinsam mit dem Handelsunternehmen hat der Hersteller von Folienverpackungen, Trioworld, die erste Post-Consumer-Recycling-Kunststofffolie entwickelt, die für Tiefkühlkostverpackungen zugelassen ist. Lidl Schweden bringt Zimt- und Kardamombrötchen in der neuen Verpackung auf den Markt. (Bild: Trioworld)

Einen anderen Weg geht Lidl in Schweden. Gemeinsam mit dem Handelsunternehmen hat der Hersteller von Folienverpackungen, Trioworld, die erste Post-Consumer-Recycling-Kunststofffolie entwickelt, die für Tiefkühlkostverpackungen zugelassen ist. Lidl Schweden bringt Zimt- und Kardamombrötchen in der neuen Verpackung auf den Markt.

„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir der erste Einzelhändler sind, der eine Lebensmittelverpackung auf den Markt bringt, die recycelten Kunststoff enthält“, so Gabriella Goldman, Brand, CSR & Communications Director, Lidl Schweden.

Die Lösung von Trioworld basiert auf einem Fünf-Lagen-Konzept, das alle erforderlichen Tests und Simulationen gemäß den europäischen Vorschriften für Materialien mit Lebensmittelkontakt erfüllt. Die Verpackung besteht zu 30 % aus recyceltem PCR und ist zu 100 % recycelbar.

Neuheiten von der Fachpack 2022

Flachbeutel
Vollständig recycelbar: Folienbasiertes Material für Flachbeutel, das aus konterbedruckter MDO-Folie besteht und lösungsmittelfrei mit niedrig siegelndem LDPE kaschiert ist. (Bild: Walki)

Auch auf der Fachpack in Nürnberg spielten die neuen Materialien eine Rolle: Walki führt ein breites Portfolio verschiedener Materialien ein, im Speziellen auch bedruckte Verpackungslösungen, um den Bedürfnissen des Tiefkühlkostmarktes gerecht zu werden, sowie dem Ziel, die Verpackungen vollständig im Papierstrom recycelbar zu machen. Das Unternehmen zeigte recycelbare Verpackungen auf Papierbasis, die speziell für Flachbeutel zum Verpacken von Tiefkühlkost gedacht sind. Eine Version verfügt über eine Dispersionsbeschichtung als Barriere gegen Wasserdampf und Fett, während eine andere eine optimierte PE-Extrusionsbeschichtung hat.

„Die Dispersionsbeschichtung macht die Folie ohne zusätzliche Trennverfahren im Altpapierstrom recycelbar, während die minimierte PE-Beschichtung das Recycling mit akzeptabler Faserausbeute ermöglicht“, sagt Andreas Rothschink, Leiter der Produktentwicklung bei Walki. Beide sind für alle Arten von Tiefkühlkost geeignet: Gemüse, Meeresfrüchte und Backwaren, um nur einige zu nennen.

Weiter zeigte Walki ein folienbasiertes Material für Flachbeutel, das aus konterbedruckter MDO-Folie besteht und lösungsmittelfrei mit niedrig siegelndem LDPE kaschiert ist. Dank der MDO-Technologie kann die Foliendicke minimiert und die Leistung maximiert werden, da andere Materialien wie PP- oder PET-Folien ersetzt werden können.

„Diese Kombination aus zwei PE-Folien macht die Verpackung vollständig im Kunststoffstrom recycelbar. Die gereckte Folie hat eine bessere Optik bei hoher Steifigkeit und besseren mechanischen Eigenschaften als Standard-PE. Die Folie kann auch transparent sein, sodass der Verbraucher das Füllgut sehen kann“, sagt Rothschink.

Sie möchten gerne weiterlesen?