
Der Wohlstand in Indien wächst – und mit ihm auch der Bedarf an Verpackungslösungen. (Bild: OpenAI / Dall-E)
Indien entwickelt sich zunehmend zu einem der vielversprechendsten Märkte für den internationalen Verpackungsmaschinenbau. Mit einer Bevölkerung von über 1,4 Mrd. Menschen und einer stetig wachsenden Mittelschicht steigen die Anforderungen an qualitativ hochwertige und effiziente Verpackungslösungen. Branchen wie Lebensmittel, Getränke, Pharma und E-Commerce erleben ein starkes Wachstum und treiben die Nachfrage nach modernen Verpackungstechnologien an. So soll das indische Bruttoinlandsprodukt bis 2029 im Durchschnitt jährlich um 6 % zulegen.

Für deutsche Maschinenbauer bedeutet dies einerseits enorme Chancen, andererseits auch Herausforderungen, die es bei der Markterschließung zu bewältigen gilt. Denn der indische Markt weist spezifische Rahmenbedingungen auf, die sich in regulatorischen Hürden, Preisdruck und Erwartungen beim Service widerspiegeln.
Spätestens seit dem Jahr 2023 ist klar, dass in dem Markt jede Menge Potential steckt. Damals stiegen die Exporte deutscher Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen nach Indien in der Periode Januar bis Oktober laut VDMA um über 100 % auf 200 Mio. Euro. Damit wurde Indien 2023 zum zweitwichtigsten asiatischen Markt.
Was treibt das Wachstum im indischen Verpackungsmarkt?
Die Verpackungsindustrie in Indien erfährt eine dynamische Entwicklung, die durch mehrere Faktoren begünstigt wird:
- Wachsende Mittelschicht und steigender Konsum: Die Kaufkraft in Indien nimmt kontinuierlich zu. Immer mehr Haushalte legen Wert auf hygienisch verpackte Lebensmittel und Konsumgüter, was die Nachfrage nach modernen Verpackungslösungen ankurbelt.
- Boomender E-Commerce: Online-Plattformen wie Flipkart und Amazon India gewinnen zunehmend Marktanteile. Effiziente und nachhaltige Verpackungslösungen sind notwendig, um den logistischen Herausforderungen gerecht zu werden.
- Lebensmittel- und Pharmasektor als Wachstumstreiber: Indien ist einer der weltweit größten Produzenten von Arzneimitteln und Lebensmitteln. So soll der Pharmamarkt laut Mordor Intelligence bis 2029 jährlich um 10,7 % wachsen, die indische Lebensmittelindustrie laut Statista bis 2030 immerhin um 6,83 %. Die hohen Produktionsvolumina erfordern automatisierte, präzise und effiziente Verpackungslösungen.

- Nachhaltigkeitsinitiativen: Die indische Regierung setzt zunehmend auf Nachhaltigkeit und will seinen CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um mindestens 25 % senken – hierfür braucht es auch umweltfreundliche Verpackungslösungen. Deutsche Maschinenbauer, die nachhaltige Technologien anbieten, haben gute Chancen auf dem Markt.
Wie könnten deutsche Verpackungsmaschinenbauer in Indien Punkten?
Deutsche Maschinen gelten weltweit als technologisch ausgereift, langlebig und effizient. Besonders in folgenden Bereichen können darum deutsche Unternehmen punkten:
- Qualität und Präzision: Indische Unternehmen setzen zunehmend auf moderne Produktionsmethoden, bei denen präzise Verpackungstechnologien gefragt sind.
- Automatisierung und Effizienz: Mit der steigenden Nachfrage nach verpackten Waren wächst auch der Bedarf an Automatisierung. Außerdem herrscht auch in Indien Fachkräftemangel, sodass viele Firmen laut einem Bericht von GTAI Germany Trade & Invest fürchten ihre Wachstumsziele aufgrund von Personalmangel nicht erreichen zu können.
- Nachhaltige Verpackungslösungen: Die Reduktion von Verpackungsmüll sowie der Einsatz recycelbarer Materialien gewinnen aufgrund der bereits erwähnten Nachhaltigkeitsinitiativen auch in Indien an Bedeutung. Und deutsche Maschinenhersteller sind in der Entwicklung ressourcenschonender Technologien Vorreiter.
Welche Herausforderungen stellen sich beim Markteintritt?
Trotz des großen Potenzials stellt der indische Markt deutsche Unternehmen vor einige Herausforderungen:
- Preisbewusstsein indischer Unternehmen: Indische Firmen achten stark auf die Kosten und vergleichen deutsche Maschinen oft mit günstigeren asiatischen Alternativen. Ein rein auf Hochtechnologie basierendes Angebot könnte es daher schwer haben; es droht die „Premiumfalle“, wie sie Matthias Riemann während seines Vortrags auf der Packaging Machinery Conference 2024 beschrieben hatte.
- Lokale Produktion oder Import: Deutsche Maschinenhersteller stehen vor der Entscheidung, ob sie direkt aus Deutschland exportieren oder in Indien produzieren. Eine lokale Fertigung kann Markteintrittsbarrieren senken, erfordert aber erst einmal hohe Investitionen.
- After-Sales-Service und Ersatzteilverfügbarkeit: Indische Kunden erwarten schnelle Wartung und Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Ein lokales Servicenetz kann hier einen entscheidenden Vorteil bieten. So startete beispielsweise auch die Multivac Gruppe ihre Aktivitäten in Indien im Jahr 2009 mit Vertrieb und Service, erst im Jahr 2022 erfolgte der Spatenstich für einen eigenen Produktionsstandort in Ghiloth, 120 km entfernt von Delhi.
Fazit: Indien als Markt mit langfristigem Potenzial
Indien bietet dem deutschen Verpackungsmaschinenbau große Chancen, aber auch Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Die wachsende Nachfrage nach modernen Verpackungslösungen in den Bereichen Lebensmittel, Pharma und E-Commerce, gepaart mit steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit, macht den Markt attraktiv. Gleichzeitig erfordert der Markteintritt eine durchdachte Strategie, um Hürden wie preislich attraktive Angebote zu meistern.
Indien als Thema auf der Packaging Machinery Conference

Aufgrund des großen Potentials, das der indische Markt dem deutschen Verpackungsmaschinenbau bietet, aber auch seinen spezifischen Herausforderungen, betrachten wir das Thema im Block „Globalisierung“ auch auf der Packaging Machinery Conference 2025, die am 4. und 5. Juni in München stattfindet.
Das strategisch wichtige Thema betrachtet Christian Traumann, CEO und Sprecher der Geschäftsführung der Multivac Group (und Fachbeirat der Packaging Machinery Conference) in seinem Vortrag „Indien: Wachstumsmarkt der Zukunft?“.
Alle weiteren Themen der Veranstaltung finden Sie im Kasten unter diesen Zeilen.
Packaging Machinery Conference 2025 – jetzt anmelden

Nach der erfolgreichen Erstausgabe der Packaging Machinery Conference am 11. und 12. Juni 2024 stand schnell fest, dass unsere Veranstaltung für den Verpackungsmaschinenbau in die zweite Runde geht. Und zwar am 04. und 05. Juni 2025 in München.
Auch in diesem Jahr haben wir mit unserem Fachbeirat, bestehend aus Richard Clemens, Geschäftsführer Fachverband Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen des VDMA, Verpackungsexpertin Valeska Haux, Jana Götz, Strategic Business Development Manager bei SEW-Eurodrive, Prof. Dr.-Ing. Matthias Niemeyer, CEO der Uhlmann Group, sowie Christian Traumann, CEO und Sprecher der Geschäftsführung der Multivac Group, spannende Themen und Speaker gefunden, die auf aktuelle Herausforderungen des Verpackungsmaschinenbaus eingehen.
Das Programm mit den Themenblöcken Nachhaltigkeit, Automatisierung/Digitalisierung, Regularien sowie Globalisierung finden Sie auf der unten verlinkten Event-Seite.
Infos zur Veranstaltung, inklusive Rückblick und Anmeldung für 2025 gibt es hier.