Schutz, Nachhaltigkeit und Marketing vereint
Optimierung von E-Commerce-Paketen
Bei der Verpackung im Online-Handel liegt der Schwerpunkt inzwischen auf Kosteneffizienz und Verpackungslösungen mit möglichst geringen Umweltauswirkungen.
0nline-Shopping ist zu einem festen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden. Der Sektor ist enorm gewachsen. Im Jahr 2023 wurden allein in Deutschland 4,18 Mrd. Pakete durch die KEP-Branche (Kurier-, Express- und Paketdienste) verschickt.
Zu den bedeutenden Trends in diesem Bereich gehört der Einsatz von Verpackungen, die ihren Zweck erfüllen, das Produkt schützen und gleichzeitig keinen unnötigen Platz verschwenden oder zu viel Verpackungsmaterial verbrauchen. In Zukunft werden darüber hinaus auch personalisierte Verpackungen und ein besseres Ausschöpfen ihres Marketingpotenzials weiter an Bedeutung gewinnen.
Im vergangenen Jahr wurden bereits rund 20 % des weltweiten Einzelhandelsumsatzes online getätigt. Vorreiter im E-Commerce ist China, wo bereits mehr als 45 % des gesamten Einzelhandels online abgewickelt werden. In Westeuropa liegt der Online-Anteil bei annähernd 13 %, in den Vereinigten Staaten bei etwa 15 %. „Das Wachstum des elektronischen Geschäftsverkehrs stieg bereits vor Corona an und erreichte während der Pandemie seinen Höhepunkt. Solche Wachstumsraten werden sich möglicherweise nicht wiederholen“, sagt Anna Keinänen, Market Intelligence Manager bei Metsä Board. „Das Wachstum verlangsamte sich im Jahr 2022, als die Verbraucher in den stationären Handel zurückkehrten. Das war besonders in Europa zu beobachten, wo die hohe Inflation und die wirtschaftliche Unsicherheit die Kaufbereitschaft der Verbraucher verringert haben.“
Der Trend zum Online-Shopping wirkt sich stark auf die Verpackungsindustrie aus. Denn im Vergleich zu Verpackungen in Ladengeschäften haben E-Commerce-Pakete eine längere Lieferkette mit mehr logistischen Berührungspunkten, sodass die Verpackungen wesentlich haltbarer sein müssen.
Das Problem der Überverpackung
Die größte Herausforderung im Online-Handel ist dabei Überverpackung. Sie resultiert aus der Absicht, sicherzustellen, dass das Produkt unversehrt an seinem Bestimmungsort ankommt. Liro Numminen, Verpackungsdesigner bei Metsä Board: „Die handelsüblichen Verpackungen waren nie für den Versand gedacht. Als sich der Online-Handel durchsetzte, mussten sie daher durch eine zusätzliche Verpackung geschützt werden.”
Frühere Verpackungslösungen trugen ebenfalls zu diesem „Overpacking“ bei. Es waren nur Verpackungen in bestimmten Größen verfügbar, aus denen die am besten geeignete Option ausgewählt werden musste – ein individuelles Anpassen war nicht möglich. Dabei bedeutet der Einsatz einer zu großen Verpackung nicht nur zusätzlichen Abfall und Kosten: Der Transport von Leerraum verursacht auch Emissionen, da übergroße Verpackungen anderen Verpackungen in der Logistikkette Platz wegnehmen. Das Problem und die damit einhergehenden Emissionen werden dadurch vervielfacht.
Gestiegener Kostendruck
Für diese Herausforderung der Überverpackung werden aktuell überall auf der Welt verschiedene Lösungen entwickelt. Eine davon kommt von Jomet, einem finnischen Familienunternehmen, das Automatisierungslösungen für Verpackungen anbietet, und eine automatische Verpackungsmaschine als Lösung für das Problem der Überverpackung entwickelt hat. Diese kann die Verpackungsgröße für das zu versendende Produkt anhand der senkrechten und waagerechten Fläche der Verpackung skalieren.
„Früher waren die Unternehmen nicht so kosteneffizient wie heute. Angesichts der Verschärfung des Wettbewerbs in der Verpackungsindustrie und der steigenden Fracht- und Logistikkosten ist es inzwischen notwendig, effizientere Verpackungslösungen zu entwickeln und den Transport von Leerraum zu vermeiden“, sagt Kari Järvinen, Geschäftsführer von Jomet. „Unsere Maschine eignet sich zum Verpacken kleinerer und größerer Pakete, wodurch der Transport unnötiger Luft verringert wird.“
Die Wahl des Materials
Im E-Commerce kommen die Anforderungen an die Verpackung aus mehreren Richtungen. In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt auf dem Verringern von Verpackungsabfällen und Plastik sowie auf Recycling-Lösungen und Materialien mit geringeren Umweltauswirkungen.
„Der Designer muss bereits auf der vorgelagerten Seite tätig werden und Lösungen entwerfen, die sich positiv auf die CO2-Bilanz und den durch das Produkt entstehenden Abfall auswirken. Die Wahl des richtigen Materials spielt dabei eine Schlüsselrolle“, sagt Numminen.
Neben dem Verpackungsmaterial wirken sich auch die Füllmaterialien, das Gewicht der Verpackung sowie verschiedene Verklebungslösungen auf die Gesamtemissionen aus. Metsä Board hat verschiedene faserbasierte Lösungen für Füllmaterialien entwickelt, die Kunststoff ersetzen, leichter zu recyceln sind und einen geringeren CO2-Fußabdruck haben.
Neben der Reduzierung der Umweltauswirkungen ist die wichtigste Aufgabe der Verpackung nach wie vor der Schutz des Produkts. „Die Versandverpackung für den Online-Handel muss so gestaltet sein, dass die Logistiker mit dem Paket Fußball spielen können, ohne das Produkt zu beschädigen“, sagt Numminen schmunzelnd.
Deshalb tragen Designer und Designerinnen eine große Verantwortung, denn ihre Arbeit wirkt sich auf den gesamten Lebenszyklus der Verpackung aus. Neben dem Material müssen sie auch die Funktionen im Zusammenhang mit der Rücksendung der Ware berücksichtigen, ohne dabei zu vergessen, dass die Verpackung den Verbraucher beeindrucken soll und für ihn leicht zu recyceln sein muss sowie eine mühelose Rücksendung des Produkts ermöglicht. „Wenn die Verpackung aus einem einzigen Material besteht, ist sie leichter zu recyceln, als wenn sie mehrere Materialien enthält“, so Keinänen.
Paketwerbung wirkt
Keinänen betont, dass die Minimierung der Umweltauswirkungen von Verpackungen eine entscheidende Rolle spielt und von den Verbrauchern auch eingefordert wird: „Es ist unsere Pflicht, dies zu berücksichtigen.“ Darüber hinaus muss das Paket zudem auch optisch ansprechend sein und beim Empfänger einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
„Im Online-Handel ist die Verpackung das beste Marketinginstrument. Sie ist oft der erste Kontakt des Verbrauchers mit dem Produkt und der Marke“, so Keinänen. „Deshalb kommt es darauf an, dem Verbraucher ein unvergessliches Unboxing-Erlebnis zu bieten. Kunden, die zufrieden sind und ein großartiges Unboxing-Erlebnis hatten, kaufen mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder bei demselben Online-Shop oder empfehlen das Produkt weiter. Manche posten sogar Unboxing-Videos in den sozialen Medien.“
Sie verweist auf eine Kantar-Studie, aus der hervorgeht, dass Werbung von Drittanbietern, die in einem E-Commerce-Paket enthalten ist, 4,1 Mal effektiver ist als traditionelle Medienkampagnen. Dennoch fristet dieser Marketing-Kanal bis heute ein Schattendasein. E-Commerce-Werbung hat ein enormes Potenzial, da von den Online-Kunden viel mehr Daten gesammelt werden können, mit denen wirksamere Marketingmaßnahmen möglich sind.
Die Bedeutung intelligenter Verpackungen nimmt zu. Augmented Reality beispielsweise bietet der Verpackung völlig neue Dimensionen, um das Kundenerlebnis mit digitalen Inhalten wie Videos und interaktiven Spielen zu verbessern.