Keynote zur PPWR von Eric Lambert auf der ALSC Europe 2025

PPWR: Die Automotive-Logistik im Umbruch

Eric Lambert, Managing Director Galia und Chairman Odette, eröffnete mit seiner Keynote zur PPWR den Packaging-Teil der Veranstaltung.
Eric Lambert, Managing Director Galia und Chairman Odette, eröffnete mit seiner Keynote zur PPWR den Packaging-Teil der Veranstaltung.

Mit einem Appell zur frühzeitigen Vorbereitung auf die anstehenden Anforderungen eröffnete Eric Lambert, Managing Director von Galia und Chairman von Odette, seine Keynote zur EU-Verpackungsverordnung PPWR auf der Automotive Logistics & Supply Chain 2025 in Bonn. Die Verordnung werde das industrielle Verpackungssystem tiefgreifend verändern.

Mit der PPWR werde aus einer EU-Richtlinie von 1994 nun eine direkt geltende Verordnung. „Was geschrieben ist, ist was wir zu tun haben. Da gibt es keinen Spielraum für Interpretationen“, betonte Lambert. Zwei Gründe hätten die Reform notwendig gemacht: Die bisherigen Regelungen seien ökologisch nicht ambitioniert genug gewesen – und sie seien schlicht nicht eingehalten worden, da sie in jedem Mitgliedsstaat unterschiedlich interpretiert wurden.

Neu sei vor allem der umfassende Lebenszyklusansatz der PPWR, bei der er fünf zentrale Elemente sieht:

  1. Vermeidung von unnötigem Verpackungseinsatz
  2. Förderung der Wiederverwendung
  3. Recyclingfähigkeit und -quoten
  4. Pflichten zur Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit
  5. Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR)

Konkrete Anforderungen und Deadlines

Spätestens 2030 dürfen nur noch Verpackungen in den Markt gebracht werden, die vollständig recyclingfähig sind. Das betreffe insbesondere Lösungen, die aus mehreren, schwer trennbaren Materialien bestehen. Lambert: „Sie dürfen nichts mehr auf den Markt bringen, was sich nicht recyceln lässt.“

Darüber hinaus dürfen Verpackungen künftig höchstens 50 % Leerraum enthalten – wobei noch unklar sei, wie dies genau gemessen werden soll. Außerdem müssten künftig 40 % aller verwendeter Paletten wiederverwendbar sein; Paletten, die innerhalb eines Mitgliedsstaates oder Unternehmens im Einsatz sind, sogar 100 %.

Ökodesign, Reportingpflichten, EPR

Die neue Verordnung bringe viele administrative Anforderungen mit sich, so Lambert. Dazu zählen:

  • einheitliche Labels statt nationaler Kennzeichnungen
  • Registrierungs- und Meldepflichten (zum Beispiel eingesetzte Tonnagen, Wiederverwendungsquoten)
  • Konformitätserklärungen beim Inverkehrbringen
  • Datenweitergabe zwischen Unternehmen

Besonders wichtig: die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR), die auch für industrielle Verpackungen gilt. Sie verpflichtet den Inverkehrbringer, bereits beim Verkauf für die spätere Entsorgung oder das Recycling zu zahlen. In vielen Ländern sei das für Industrieverpackungen neu. Lambert: „Es gibt also finanzielle Auswirkungen, die Sie sehr schnell treffen können.“

Am ersten Tag gab es auch einen Workshop zur PPWR, moderiert durch Maurice Hahn von Antalis und Chefredakteur neue verpackung.
Am ersten Tag gab es auch einen Workshop zur PPWR, moderiert durch Maurice Hahn von Antalis und Philip Bittermann, Chefredakteur neue verpackung.

Empfehlung: Nicht auf endgültige Regeln warten

Auch wenn aktuell noch nicht alle Details geklärt seien, empfiehlt Lambert, jetzt mit der Umsetzung zu beginnen. „Es gibt keinen Grund, nicht bereits anzufangen, denn Sie werden mit Sicherheit in die Pflicht genommen werden. Je früher Sie also starten, desto besser.“

Schon heute könnten Unternehmen Maßnahmen zur Optimierung ihrer Verpackungen ergreifen: Weniger Hohlräume, weniger nicht recycelbare Materialien, mehr Wiederverwendbarkeit. „Fünf Jahre mag erst einmal nach einer langen Zeit klingen. Aber wenn Sie heute beginnen ein Teil für ein neues geplantes Modell zusammen mit einer passenden Verpackung zu entwickeln, dann sollten Sie hier bereits die PPWR berücksichtigen – denn bis das Fahrzeug vom Band rollt, gelten die Regeln.“

Zur Unterstützung arbeiten Galia, Odette und deren Partnerorganisationen an Handlungsempfehlungen und Leitfäden. Ein europäischer Leitfaden werde im Mai oder Juni 2025 veröffentlicht.

Digitalisierung der Verpackungsdaten notwendig

Ein weiterer Fokus liege auf der Digitalisierung und Nachverfolgbarkeit. Lambert kündigte an, dass Odette an digitalen Standards arbeite. Unternehmen sollten bereits jetzt ihre IT-Systeme darauf vorbereiten, Daten wie Verpackungstonnagen und Wiederverwendungszahlen zu erfassen.

Seine Keynote endete Lambert mit einem klaren Appell: „Es gibt keine Zeit zu verlieren.“

Über Galia

Galia (Groupement pour l'Amélioration des Liaisons dans l'Industrie Automobile) ist ein französischer Verband der Automobilindustrie. Die 1984 gegründete Organisation unterstützt die Standardisierung und Optimierung von Informations- und Logistikprozessen zwischen Herstellern und Zulieferern. Galia arbeitet eng mit dem europäischen Partnerverband Odette zusammen und ist in internationalen Normungsgremien aktiv. Zu den Schwerpunkten zählen unter anderem EDI-Standards, Verpackungsrichtlinien, Rückverfolgbarkeit sowie die digitale Transformation in der Lieferkette.

Über Odette

Odette International ist ein europäisches Netzwerk für die Standardisierung und Optimierung von Geschäftsprozessen in der Automobilindustrie. Die Organisation mit Sitz in London entwickelt gemeinsam mit nationalen Partnern wie Galia (Frankreich) oder VDA (Deutschland) branchenweite Standards für Datenaustausch, Logistik, Verpackung und Cybersicherheit. Ziel ist es, die Effizienz und Transparenz in der automobilen Lieferkette zu steigern. Odette organisiert zudem regelmäßig Konferenzen, um den internationalen Austausch zwischen OEMs, Zulieferern und IT-Dienstleistern zu fördern.