Internationalisierung im Verpackungsmaschinenbau

So baut die Optima Group ihren globalen Footprint aus

Symbolbild Optima in Indien
Indien ist längst nicht mehr nur eine verlängerte Werkbank.

Wie gelingt nachhaltiges Wachstum im globalen Maschinenbau? Dr. Christoph Müller, Managing Director Optima International, zeigte auf der Packaging Machinery Conference, wie das Unternehmen mit seiner Indien-Strategie Engineering-Kapazitäten ausbaut und neue Märkte erschließt.

Die Optima Group, gegründet 1922 und bis heute eigentümergeführt, hat sich in über 100 Jahren von einem Maschinenbauer für Brotverpackungen zu einem globalen Spezialisten für komplexe Verpackungs- und Produktionsanlagen entwickelt. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Schwäbisch Hall beschäftigt heute rund 3.500 Mitarbeitende weltweit und erwirtschaftet mit vier Business Units – Consumer, Pharma, Life Science und New Energy – einen Jahresumsatz von rund 800 Mio. Euro.

Mit über 23.000 installierten Maschinen und mehr als 7.000 Kunden weltweit nimmt auch das After-Sales-Geschäft eine wachsende Rolle ein. Der zunehmende Bedarf an lokalen Dienstleistungen, qualifizierten Fachkräften und standortnaher Entwicklung führt bei Optima zu einer Neuausrichtung: Internationalisierung ist heute kein reaktiver Prozess mehr, sondern eine strategisch getriebene Initiative.

Indien als Zielmarkt und Ressourcenpool

Bereits seit 15 Jahren ist Optima in Indien aktiv – bislang vor allem mit einer Vertriebs- und Serviceniederlassung in Bangalore. Doch die Entwicklung des Marktes sowie zunehmende globale Engpässe bei Fachkräften machten deutlich: Indien bietet deutlich mehr Potenzial – sowohl als Absatzmarkt als auch als Kompetenzstandort.

Dr. Christoph Müller, Geschäftsführer Optima International
Dr. Christoph Müller, Geschäftsführer Optima International, skizzierte auf der PMC, welchen Stellenwert Indien für den Maschinenbauer hat.

2020 entschied sich Optima daher zu einem neuen Ansatz: Der Aufbau eines zusätzlichen Engineering-Standorts in Indien sollte helfen, Ressourcenengpässe in Deutschland abzufedern, internationale Kunden besser zu bedienen und mittelfristig ein eigenes Kompetenzzentrum zu etablieren. Besonders im Pharmabereich besteht ein hoher Personalbedarf, den der deutsche Arbeitsmarkt, nicht zuletzt aufgrund demografischer Entwicklungen, künftig kaum allein decken kann.

Aufbau mit Partner: Die Kooperation mit Eckstein Engineering

Zur Umsetzung dieses Vorhabens ging Optima eine Kooperation mit dem indisch-deutschen Unternehmen Eckstein Engineering ein. Der Fokus: der Aufbau eines spezialisierten Engineering-Teams mit Kompetenzen in Automatisierung, Mechanik und Softwareentwicklung. Das Ziel: sowohl lokale Installationen betreuen als auch global Engineering-Projekte unterstützen.

Was die Zusammenarbeit besonders machte: Eckstein verstand sich nicht als verlängerte Werkbank, sondern als Partner für vollwertige Arbeitspakete mit wachsender Verantwortung. In enger Abstimmung mit dem deutschen Headquarter wurde so über mehrere Jahre ein Team aufgebaut, das 2024 vollständig in die indische Optima-Gesellschaft integriert wurde. Seither ist Optima India mit rund 40 Ingenieurinnen und Ingenieuren an den Standorten Bangalore und Pune vertreten.

Integration und Wachstum: Erfolgsfaktoren und Hürden

Der Integrationsprozess verlief zügig: Vom Board-Approval im Oktober 2023 bis zum Go-Live am 1. April 2024 vergingen nur wenige Monate. Dennoch war der Weg nicht frei von Herausforderungen. Besonders intern war Überzeugungsarbeit nötig: Während Vertriebs- und Serviceaktivitäten im Ausland gut nachvollziehbar sind, stieß das Thema Engineering zunächst auf Vorbehalte. Erst durch sichtbare Erfolge, eine kritische Teamgröße sowie gezielte Maßnahmen zur Integration – etwa regelmäßige Onboardings in Deutschland und lokale Ansprechpartner – wuchs das Vertrauen.

Optima Büroeinweihung Indien
Das Büro in Pune wurde mit einer traditionellen indischen Zeremonie eingeweiht.

Auch technische Hürden mussten genommen werden: Nach einer Cyberattacke 2020 waren externe Zugriffe auf IT-Systeme stark eingeschränkt, was die Zusammenarbeit mit dem Partner zunächst erschwerte. Mit der Integration des Teams wurden viele dieser Restriktionen aufgehoben, wodurch sich die Zusammenarbeit künftig effizienter gestalten lässt.

Ein weiterer Erfolgsfaktor: die Bereitschaft, auch die eigene Organisation weiterzuentwickeln. So mussten etwa Einarbeitungsunterlagen überarbeitet, interne Prozesse auf Englisch übertragen und neue Koordinationsstrukturen geschaffen werden.

Perspektive: Engineering-Kompetenz aus Indien – lokal und global

Aktuell liegt der Fokus auf dem Ausbau der Zusammenarbeit, vor allem im Software- und Automatisierungsbereich. Erste Projekte werden bereits gemeinsam mit Teams in Deutschland, Italien und Brasilien umgesetzt. Auch im Bereich Service entstehen neue Potenziale, etwa bei Umbauten oder Conversions.

Langfristig verfolgt Optima das Ziel, rund 20 % seiner Engineering-Kapazitäten in Indien anzusiedeln. Dabei geht es nicht um Kostensenkung allein, sondern um Skalierbarkeit, Flexibilität und Zugang zu Talenten. Das sei angesichts des stagnierenden Arbeitskräfteangebots in Deutschland unverzichtbar, so Müller.

In Indien selbst will Optima zudem stärker mit dem Markt wachsen. Bislang bedient das Unternehmen vor allem den exportorientierten High-End-Bereich, etwa in der Pharmatechnik. Doch mittelfristig ist auch ein lokal entwickeltes und produziertes Maschinenportfolio denkbar – ähnlich wie in China, wo gerade ein R&D-Projekt im Bereich Femcare realisiert wird.

Wissensschutz und Nachhaltigkeit: Herausforderungen bleiben

Auf die Frage nach Know-how-Schutz zeigt sich Optima pragmatisch. Die Erfahrungen in China, wo das Unternehmen seit fast 20 Jahren aktiv ist, sind überwiegend positiv. Durch stabile Teams, geringe Fluktuation und partnerschaftliche Einbindung sei ein verantwortungsvoller Umgang mit Knowhow möglich. Das gleiche gelte auch für Indien.

Beim Thema Kreislauffähigkeit sieht Müller derzeit allerdings noch wenig Entwicklung im indischen Markt – hier fehle es vielerorts noch an politischem und wirtschaftlichem Druck. Entsprechend konzentriert sich das lokale Geschäft derzeit auf Märkte mit höheren Qualitäts- und Exportanforderungen.

Indien wird für Optima dabei nicht nur zu einem zusätzlichen Standort – sondern zu einem aktiven Bestandteil des globalen Wertschöpfungsnetzwerks. Damit schafft das Unternehmen neue Kapazitäten und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.