
Los geht's mit der PMC 2025 in München. Die vier Themenblöcke: Wettbewerbsfähigkeit in Zeiten der Globalisierung; Regularien; Digitalisierung / KI / Automatisierung sowie Nachhaltigkeit / ESG. (Bild: neue verpackung)
Nach zwei intensiven Tagen ging die Packaging Machinery Conference 2025 am Nachmittag des 5. Juni zu Ende.
Für alle die nicht dabei sein konnten, haben wir hier einmal eine kleine Bildergalerie sowie eine Live-Ticker zusammengestellt.
++ PMC 2025: Chefredakteur Philip Bittermann begrüßt die Teilnehmer und gibt den Startschuss ++

++ Keynote Richard Clemens, Geschäftsführer Fachverband Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen VDMA: „Wir verpacken es an…“ ++

9.10 Uhr „Uns geht es eigentlich gut“, konstatiert Richard Clemens die Situation mit Blick auf die vielen anderen Branchen, die der VDMA abdeckt. Er gibt einen umfassenden Überblick zur aktuellen Lage der Branche, ihren Herausforderungen und Zukunftsperspektiven.
Der deutsche Maschinenbau befindet sich in schwierigem Fahrwasser: Für 2024 wird ein Produktionsrückgang von 7 % erwartet, für 2025 nochmals -2 %. Auch die Exporte gehen zurück (2024: -5 %, Q1 2025: -4 %). Im Vergleich zu anderen Teilbranchen zeigt sich die Verpackungsmaschinenindustrie jedoch robust. Zwar wird die Geschäftslage mehrheitlich als lediglich „befriedigend“ eingeschätzt (50,8 %), jedoch sind die Werte für „schlecht“ oder „sehr schlecht“ mit insgesamt 1,9 % sehr niedrig. Das Geschäftspotenzial wird weiterhin als gut bewertet – insbesondere aufgrund des wachsenden globalen Bedarfs an verpackten Nahrungsmitteln.
Laut Prognosen wird der Markt für Verpackungsmaschinen weltweit bis 2027 jährlich um rund 5 % wachsen – von 45,9 Mrd. auf 56 Mrd. USD. Das größte Mengenwachstum bei verpackten Lebensmitteln wird bis 2028 in Asien (+16 %), Afrika (+17 %) und dem Mittleren Osten (+24 %) prognostiziert.
Allerding steht die Branche vor einem Paradigmenwechsel: Der Fokus verlagert sich vom reinen Maschinenbau hin zu umfassenden Lösungsangeboten. Neben technologischem Know-how treten Themen wie Applikationsverständnis, Servicekompetenz und Digitalisierung in den Vordergrund.
++ Prof. Dr. Marek Hauptmann, Abteilungsleiter Verpackungs- und Verarbeitungstechnologien, IVV Dresden: "Maschinengängigkeit von alternativen Materialien – wie erreichen wir das?"

Themenblock Nachhaltigkeit / ESG
9.50 Uhr „Ich freue mich sehr, heute vor so vielen Verpackungsmaschinenbauer sprechen zu können“, begrüßt Marek Hauptmann das Auditorium. Verpackungsmaterialien wie Papier oder Monomaterialien stellen neue Anforderungen an Verpackungsmaschinen, insbesondere unter dem Aspekt der Recyclingfähigkeit. Typische Problemzonen sind Siegelnähte, Falten und Materialübergänge, die durch Inhomogenitäten – etwa bei Rezyklateinsatz – zusätzlich erschwert werden.
Für eine bessere Maschinengängigkeit ist detailliertes Prozesswissen unerlässlich, sagt Hauptmann. Untersuchungen zeigten erhebliche Unterschiede im thermischen Verhalten alternativer Materialien beispielsweise in Siegelprozessen. Auch das Reibverhalten zwischen Papier und Werkzeugoberflächen müsse je nach Temperatur berücksichtigt werden.
Gefragt sind technologische Ansätze zur Verbesserung. Beispiele: Flexible Siegelbacken, die sich an unterschiedliche Materialien besser anpassen. Oder Induktionssiegeln. Sie ermöglichen punktgenaue Erwärmung bei geringem Energieeinsatz. Hilfreich sind datenbasierte Modelle, etwa für das Thermoformen mit PCR-Materialien. Sie erlauben die gezielte Anpassung von Prozessfenstern. So lassen sich beispielsweise Heizprofile und Materialverhalten besser abstimmen. Kurz: Maschinengängigkeit entsteht durch die enge Verzahnung von Materialentwicklung, Prozessverständnis und Maschinentechnologie.
++ Manfred Weidlich, Senior Sustainability Manager, GEA Group: "Wie lässt sich eine LCA für ein Abfüllsystem erstellen?" ++

11.00 Uhr Die GEA Group gehört zu den weltweit führenden Systemanbietern für die Nahrungsmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie: mit über 18.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 5,4 Mrd. Euro. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, bis 2040 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Manfred Weidlich zeigt, wie das Unternehmen durch den Einsatz von Life Cycle Assessments (LCA) konkrete Umweltauswirkungen seiner Abfüllsysteme analysiert und transparent macht. Die LCA berücksichtigt alle Phasen eines Produkts – von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung – und analysiert Wirkungen in acht Umweltkategorien, darunter Treibhauspotenzial (CO₂), Versauerung, Eutrophierung und Wasserverbrauch.
Analysen zeigen: In sieben von acht Kategorien hat die Nutzungsphase den größten Einfluss auf die Umweltbilanz. Besonders elektrische Energie, Druckluft und Prozessdampf stellen zentrale operative Einflussgrößen dar. Daraus ergibt sich eine klare Stoßrichtung für nachhaltige Produktentwicklung: den Energie- und Ressourcenverbrauch in der Anwendung zu senken.
Ein Beispiel dafür ist das aseptische Füllsystem ABF 2.0 von GEA. Es wurde im Rahmen eines umfassenden LCAs untersucht und erzielt signifikante Einsparungen. Durch Rückgewinnung von Druckluft lässt sich beispielsweise der Energieverbrauch um bis zu 30 % senken. Zudem spart die neue Generation der aseptischen Abfüllung bis zu 91 % Wasser bei Neuanlagen und bis zu 83 % bei Upgrades.
Mit dem Umweltlabel „ADD BETTER“ kennzeichnet GEA-Produkte, die nachweislich ressourcenschonender sind als ihre Vorgänger. GEA hat über 20 weitere Produktlösungen im Portfolio, die mithilfe dieser Methodik quantifizierbare Verbesserungen nachweisen – etwa 91 % weniger Wasserverbrauch bei neuen aseptischen Abfüllanlagen oder bis zu 62 % Wasserersparnis bei Formmaschinen.
++ Dr. Christoph Müller, Managing Director, Optima International: „Optima engineering in India“ ++

11.40 Uhr Die Optima Group treibt ihre Internationalisierung gezielt voran. Ein Fokus liegt dabei auf Indien, wobei es eben nicht darum geht, lediglich eine „verlängerte Werkbank“ aufzubauen, sagt Dr. Christoph Müller.
Im Zentrum stehen zwei Standorte: Bangalore für Vertrieb und Service sowie Pune als technisches Zentrum. Dort werden Engineering-, Automatisierungs- und SCADA-Leistungen sowohl für den indischen Markt als auch zur Unterstützung der deutschen Standorte erbracht. Bereits 2024 waren 40 Personen in Indien für Optima tätig.
Während es in Deutschland immer schwieriger wird, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, bietet Indien kontinuierlich Zugang zu jungen, gut ausgebildeten Talenten. Gleichzeitig wächst der indische Maschinenpark von Optima, was eine stärkere lokale Präsenz erfordert. Auch der hohe Preisdruck im Markt spricht für ein stabiles lokales Setup.
Um die Expansion strukturiert umzusetzen, entschied sich Optima für das BOT-Modell (Build – Operate – Transfer) und kooperiert mit dem erfahrenen Partner Eckstein Engineering Business Solutions. Der Aufbau eines dedizierten Teams in Pune startete im Frühjahr 2025, die Integration in die neue Gesellschaft Optima India ist erfolgt.
Die operative Phase beinhaltet schrittweise IT-Integration, Einhaltung von HR-Standards und die sukzessive Erweiterung des Aufgabenportfolios. Ziel ist eine erhöhte Effizienz, eine Entlastung der deutschen Standorte und die Nutzung von Kostenvorteilen. Zusätzlich entstehen neue Spielräume für Geschäftsentwicklung.
Langfristig strebt Optima an, bis zu 20 % der Engineering-Tätigkeiten gruppenweit in Indien zu erbringen. Für den Erfolg sind laut Optima fünf Faktoren entscheidend: klare Führung, definierte Ansprechpartner, strukturiertes Onboarding, aktives Teambuilding und ein partnerschaftliches Miteinander.
Mittagspause / Networking / Kaffee / Ausstellung

++ Ralf Schubert, geschäftsführender Gesellschafter, Gerhard Schubert: "KI im Maschinenbau" ++

Themenblock 2: Digitalisierung, Automatisierung, Innovationen
14.00 Uhr Künstliche Intelligenz (KI) wird die industrielle Produktion grundlegend verändern. Davon ist Ralf Schubert überzeugt. Laut aktuellen Studien setzen inzwischen 12 % der deutschen Unternehmen KI ein – mehr als der europäische Durchschnitt, jedoch noch mit Luft nach oben. Das Potenzial ist enorm: KI kann Effizienz steigern, Produkte verbessern, neue Geschäftsmodelle ermöglichen und ganze Wertschöpfungsketten transformieren.
Besonders in der Konstruktion bieten sich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Schätzungen zufolge könnten 40 % der Konstruktionsprozesse künftig vollständig automatisiert werden. Schon heute lassen sich durch KI-basierte Simulationen bis zu 80 % der Konstruktionsfehler vermeiden und rund 70 % der Materialverschwendung reduzieren. Zudem beschleunigt KI die Produktentwicklung, vereinfacht die Variantenkonstruktion und verbessert das Wissensmanagement – etwa durch digitale Assistenten oder Systeme wie „Schuugle“.
Auch direkt in Maschinen kommt KI zum Einsatz – etwa bei der Anomalieerkennung, der Bildverarbeitung oder der Bewegungsplanung von Robotern. Beispiele aus der Praxis sind unter anderem Erkennung von Überlastsituationen in Antrieben, Detektion von Vakuumfehlern bei Pick-and-Place-Robotern oder Humanoide Roboter im Produktionsumfeld.
Ein konkreter Anwendungsfall ist das System „Schubert Motion“, bei dem durch KI-gestützte Bahnplanung eine um 20 % höhere Leistung, geringere Vibrationen und ein niedrigerer Energieverbrauch erzielt werden – ganz ohne klassische Programmierung.
Künstliche Intelligenz ist keine Option mehr, sondern ein strategischer Imperativ – auch und gerade im Maschinenbau. Wer sie gezielt einsetzt, kann signifikante Wettbewerbsvorteile erzielen. Entscheidend ist, frühzeitig konkrete Use Cases zu identifizieren, passende Dateninfrastrukturen aufzubauen und Kompetenzen im Umgang mit KI aufzubauen.
++ Steffen Winkler, CSO Business Unit Automation, Bosch Rexroth und Ingo Hamel, CTO Rovema: „Zukunftssichere Automatisierung im Maschinenbau“ ++

14.40 Uhr „Maschinenbau ist heute die Software“ sagt Steffen Winkler. Bosch Rexroth hat mit ctrlX OS eine „echte Alternative zu den proprietären Systemen im Markt“ entwickelt, so Winkler. ctrlX OS ist ein industrietaugliches Linux-basiertes Betriebssystem mit Echtzeiterweiterung und App-Technologie. Es ist hardwareunabhängig, auf verschiedensten Geräten lauffähig und unterstützt alle gängigen Programmiersprachen – von C++ über Python bis IEC 61131.
Die Plattform bietet Offenheit über standardisierte Schnittstellen, einen modularen Aufbau über Apps und Zugriff auf den ctrlX OS Store. Damit können Unternehmen eigene Anwendungen entwickeln oder auf Lösungen aus dem Partnernetzwerk zurückgreifen. Aktuell erweitern in der ctrlX WORLD über 100 zertifizierte Partner aus 13 Technologiedomänen – etwa IoT, Vision, AI, Safety – den ctrlX-Baukasten um mehr als 150 kompatible Soft- und Hardwarelösungen. Co-Creation ist dabei ausdrücklich erwünscht: Entwickler können eigene Apps erstellen, im Store anbieten und direkt in ctrlX OS integrieren.
Mit Blick auf zunehmende Cyberrisiken und regulatorische Anforderungen – wie den Cyber Resilience Act der EU – wurde ctrlX OS nach dem Prinzip „Security by Design“ entwickelt. Datenübertragungen sind verschlüsselt, Updates erfolgen über das Device Portal, und Zugriffe lassen sich differenziert verwalten. Die Plattform ist auf eine zukünftige CRA-Konformität vorbereitet.
Das ctrlX-System umfasst Module für Steuerung (PLC), Motion, Antriebe, HMI, I/O, Safety und Transportsysteme. Es unterstützt verschiedene Engineering-Ansätze – von klassischer Programmierung über grafische Konfiguration bis zu Low-Code-Anwendungen. Eine webbasierte Engineering-Umgebung ermöglicht ortsunabhängiges Arbeiten.
Praxisbeispiel Rovema
Bereits seit 2009 verfolgt Rovema einen eigenständigen Weg bei der Maschinensteuerung, basiert auf einem eigenen HMI, einer eigenentwickelten Motion-Software sowie Tools zur Daten- und Textverwaltung. Ziel war und ist es, bei einer Umstellung Knowhow im eigenen Haus zu halten, bewährte Werkzeuge zu sichern und Legacy-Support für bestehende Kundenanlagen zu gewährleisten.
Für die zukünftige Steuerung setzt Rovema auf die Bosch Rexroth Plattform-ctrlX. „Warum ctrlX? Unter anderem wegen der skalierbaren Architektur“, sagt Ingo Hamel. Auch erfülle ctrlX die Anforderungen des Cyber Resilience Act und bringet IT-Sicherheit auf Industriestandard. Dank der ctrlX-Architektur ist Rovema in der Lage, neue Technologien wie Vision-Systeme, Robotik, Sensorik oder VPN-Anbindungen flexibel einzubinden. Kunden profitieren von langfristiger Komponentensicherheit (20 Jahre Verfügbarkeit) und einfacher Updatefähigkeit: Selbst Maschinen, die vor bis zu 15 Jahren geliefert wurden, lassen sich auf den neuen Steuerungsstandard umstellen.
++ Kilian Glas, wissenschaftlicher Mitarbeiter, TU München: „Cybersecurity für die Industrie – Strategien und Lösungen“ ++

15.40 Uhr „KI bringt nicht nur neue Chanen, sieh bedeutet auch größere Sicherheitsgefahren“, sagt Kilian Glas. Dank der KI können es Angreifer leichter haben, eventuelle Schwachstellen zu erkennen und auszunutzen.
Der Einsatz von TEEs (Trusted Execution Environments) können einen gewissen Schutz bieten. Die Technologie wird von den meisten Herstellern wie Intel oder auch Nvidia bereitgestellt. Dabei wird in der Hardware, im Hauptspeicher, ein besonderer Bereich für verschlüsselte Daten bereitgestellt.
Was garantiert TEE? Vertraulichkeit, keiner kann die Daten lesen. Auch Integrität: Wenn der Code einmal geladen wurde, kann er nicht verändert werden. Zudem bietet TEE noch stärkerer Isolation. Mithilfe der TEE lässt sich beweisen, dass ein Code nicht nur geladen wurde, sondern auch ausgeführt. TEEs unterstützen zudem Remote Attestation: Auch als Dritter kann ich überprüfen, dass alles richtig in der Cloud läuft und nicht kompromittiert wurde.
All das macht TEE relevant für den Cyber Resilience Act (CRA). Die Verordnung der Europäischen Union ist ein rechtlicher Rahmen, der die Cybersicherheitsanforderungen für Hardware- und Softwareprodukte mit digitalen Elementen beschreibt und vereinheitlicht, die in der Europäischen Union (EU) in Verkehr gebracht werden. Sie soll ein Mindestmaß an Cybersecurity für alle vernetzten Produkte, die auf dem EU-Markt erhältlich sind, festlegen – mit dem Ziel, die Cybersecurity innerhalb der EU zu erhöhen. Die Verordnung ist am 10. Dezember 2024 in Kraft getreten und gilt ab dem 11. Dezember 2027.
Teil zwei der Präsentation betrifft PPML (Private Preserve Machine Learning). PPML bezieht sich auf Methoden, bei denen Machine-Learning-Modelle trainiert und angewendet werden, ohne dabei personenbezogene oder vertrauliche Daten offenzulegen. Das Ziel ist es, Datenschutz und Vertraulichkeit während des gesamten ML-Lebenszyklus zu gewährleisten.
++ Milan Licina, Program Market Manager, SEW: „Software-Defined Machines – Making Machines Connected and Software-Defined“ ++

16.20 Uhr „Es gibt vier Megatrends“, sagt Milan Licina: Globalisierung, demographischer Wandel, Carbonization und Digitalisierung, Beim letzten Punkt müssen wir China und Amerika einholen.“
Dabei werden Software Defined Machines eine großee Rolle spielen. Sie werden durch Software gesteuert und verwaltet, anstatt dies traditionell durch die Hardware selbst erfolgt.
SEW-Eurodrive bietet mit seiner Software Defined Factory ein umfassendes Konzept zur Digitalisierung und Flexibilisierung industrieller Produktionsprozesse. Im Zentrum steht die webbasierte Plattform Drive Operations. Die wichtigsten Komponenten:
Cloudbasierte Softwareverteilung: Drive Operations ermöglicht die zentrale Orchestrierung und Verteilung von Software für Steuerungen und Geräte unterschiedlicher Hersteller. Die notwendigen Tools laufen direkt in der Cloud, wodurch lokale Installationen entfallen und der Vor-Ort-Service reduziert wird.
Sicherer Fernzugriff: Produktionsverantwortliche erhalten jederzeit Transparenz über den Status aller Steuerungen. Backups und Systemanpassungen können sicher aus der Ferne durchgeführt werden. Bei temporärem Ausfall der Cloud-Verbindung ist eine Wiederherstellung aus lokal gespeicherten Backups möglich.
Herstellerunabhängige Integration: Das System ermöglicht die Integration von Steuerungen und Komponenten verschiedener Hersteller, was die Flexibilität und Skalierbarkeit der Produktionsanlagen erhöht.
Dazu kommen diverse Sicherheitsaspekte wie reduzierter Vor-Ort-Service oder transparente Systemüberwachung.
++ PMC 2025: Tag 2 - Begrüßung Philip Bittermann ++

++ Dr. Torsten Schmid, Seniorberater, osb international Consulting AG: "Transformationskompetenz: Eine Future Skill im Maschinenbau" ++

9.10 Uhr Blickt man auf die Entwicklung der Wirtschaftskraft von Ländern und Regionen, so wird klar, dass es Veränderungen braucht, so die Ausgangsthese von Dr. Torsten Schmid. Ein Ansatz: Transformation. Doch worum geht es letztlich? Es geht um Strategie, Aufstellung und auch um Führung und Führungskultur. Der präsentierte Case „Reckhaus GmbH“ macht deutlich, wie umfassend das Thema ist. Reckhaus ist Hersteller von Bioziden – seit vielen Jahrzehnten. Im Rahmen des Transformationsprozess entwickelte sich das Unternehmen vom „Gegner“ zum „Retter“ und „Beschützer“ von Insekten und schuf ein neues umfassendes und erfolgreiches Geschäftsmodell.
Grundsätzlich gilt es den richtigen Zeitpunkt für den Start eines Transformationsprozesses zu finden. Dann muss der Gesamtrahmen herausgearbeitet werden, in dem sich das Unternehmen bewegt. Kein Bereich darf isoliert betrachtet oder „bearbeitet“ werden. Denn ob Strategie, Organisation und Kultur/Führung sind komplementäre Elemente. Transformation braucht daher eine Gesamtsteuerung. Als Beispiel skizziert Torsten Schmid den Case Bühler AG. Der Schweizer Maschinenbauer hat sich innerhalb von sieben Jahren zu einem Lösungsanbieter transformiert.
++ Dr. Annette Icks, Projektleiterin, Institut für Mittelstandsforschung Bonn: "Vorstellung der aktualisierten Studie zur Bürokratie von VDMA und IFM Bonn"

Themenblock 3: Regularien
9.40 Uhr Nein, die Aufwendungen für Bürokratie sind nicht generell gesunken, sagt Dr. Annette Icks. Das belegen die Ergebnisse der Neuauflage der Studie des Instituts für Mittelstandsforschung gegenüber den Ergebnissen, die auf der Packaging Machine Conference 2024 präsentiert wurden. Die Studie widmet sich insbesondere den bürokratischen Pflichten, deren Erfüllung auf gesetzlicher Grundlage notwendig ist, und analysiert deren Auswirkungen auf die betrieblichen Abläufe und Kostenstrukturen.
Dabei wurden drei Unternehmen verschiedener Größe aus dem Anlagen. und Maschinenbau untersucht. Die Aufwendungen für die verschiedenen Bereiche fielen durchaus unterschiedlich hoch aus:
Unternehmen A verzeichnete besonders hohe Bürokratiekosten in den Bereichen Arbeits- und Umweltschutz sowie Produktsicherheit. Ein beachtlicher Teil der Kosten entfiel auf die regelmäßige Dokumentation und Berichterstattung.
Unternehmen B zeigte eine ähnliche Belastungsstruktur, wobei hier insbesondere Vorgaben zur technischen Dokumentation und regulatorischen Produktanforderungen ins Gewicht fielen.
Unternehmen C wies die größte Bandbreite an Bürokratiepflichten auf, darunter besonders aufwändige Genehmigungsprozesse sowie internationale regulatorische Anforderungen.
In allen drei Unternehmen wurde der Digitalisierungsgrad der Erfüllungsprozesse erfasst. Trotz vorhandener digitaler Tools blieb der Gesamtaufwand hoch, da viele Vorgaben strukturell komplex oder mit wiederkehrenden manuellen Prüfschritten verbunden waren.
Neben den direkt erfassbaren Bürokratiekosten wurden auch indirekte Auswirkungen thematisiert. Dazu gehören psychologische Belastungen wie Ohnmacht oder Frustration, Transaktionskosten durch das Identifizieren und Verstehen neuer Vorgaben, sowie Opportunitätskosten in Form gebundener Ressourcen. Diese verdeckten Kosten führten in mehreren Fällen zu einer geringeren Investitionsneigung und einem Verlust an unternehmerischer Motivation.
Die Studie zeigt, dass Bürokratiekosten nicht nur ein Thema der Effizienz, sondern auch der strategischen Ausrichtung und Unternehmenskultur sind. Eine differenzierte Betrachtung der Vorgaben – sowohl hinsichtlich ihres Zwecks als auch ihrer Umsetzung – ist notwendig, um eine sachgerechte Entlastung und Modernisierung zu ermöglichen. Digitalisierung kann hierbei unterstützen, jedoch ersetzt sie nicht die Notwendigkeit einer strukturellen und politischen Vereinfachung.
Tabea Hosak, Sustainability & Decarbonization Specialist, Tanso: "CSRD: Wie lässt sich in Zeiten regulatorischer Unsicherheit ein strategischer Mehrwert generieren?"

10.30 Uhr Es ist alles andere als einfach für Unternehmen. Genau genommen müsste die CSRD bereits umgesetzt werden. Defacto ist das für Deutschland und andere europäische Länder noch nicht der Fall. Hinzu kommen etliche Unsicherheiten. Denn die EU hat vor einigen Wochen den Omnibus-Vorschlag gemacht, der zum Ziel hat, den bürokratischen Aufwand für Unternehmen zu reduzieren. Je nach Größenordnung um 25 oder 35 %. Ein wichtiges Thema ist hierbei „Nachhaltigkeit“. Zudem werden auch inhaltlich Änderungen diskutiert und Grenzwerte neu gefasst. Eine Folge kann sein, dass von den rund 50.000 Unternehmen, die aktuell unter die CSDR-Regelung fallen, vier Fünftel wieder rausgenommen werden. Voraussichtlich Ende 2054, glaubt Tabea Hosak, könnte es ein neues CSDR-Gesetz auf Europa-Ebene geben.
Wie daher weiter verfahren? Eine Möglichkeit ist es, die „alten“ CSDR-Richtlinien umzusetzen. Der aufwand ist groß, allerdings hat das Unternehmen am Ende den umfassendsten Standard und andere Ratingverfahren sind vergleichsweise einfach zu meistern.
Denkbar auch, sich als Unternehmen nur auf einen oder zwei der insgesamt 10 Themen zu fokussieren. Oder nur den freiwilligen FSME-Standard zu erfüllen, um eventuell den Datenanfragen von Kunden genügen zu können. Last but not least: Unternehmen verzichten erst mal auf das Erstellen eines Nachhaltigkeitsberichts.
Die Frage lautet daher Was will ich als Unternehmen? Wann entsprechen die Kosten bzw. der Aufwand nicht möglichem finanziellen Mehrwert? Will ich Lieferkettenrisiken bewusst abdecken? Will ich besser den Anfragen und Erwartungen der Stakeholder genügen? Den Zugang zu Finanzmitteln klären und ermöglichen und anderes mehr.
++ Matthias Giebel, Partner + Prokurist, Berndt+Partner Consultants: "Die Rolle des Verpackungsmaschinenbaus als 'Enabler' der Circular Economy" ++

11.40 Uhr Wer Produkte in den Markt bringt, muss auch die Verantwortung dafür übernehmen. Dieser Ansatz wird mehr und mehr global gültig, sagt Matthias Giebel. Viele Länder orientieren sich dabei an der PPWR. Die Packaging and Packaging Waste Regulation als Bestandteil des EU Green Deal stellt die Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt. Mit dem „Clean Industrial Deal“ verfolgt die EU nun das Ziel, Klimaschutz mit wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden. Die PPWR liefert hierzu einen detaillierten Fahrplan mit gestaffelten Anforderungen: von Mindest-Rezyklatanteilen und Design-for-Recycling-Vorgaben bis hin zu Vorgaben für Mehrwegquoten und Verpackungsminimierung.
Ein zentraler Meilenstein ist der 1. Januar 2030, ab dem nur noch Verpackungen mit mindestens Recyclingklasse B in Verkehr gebracht werden dürfen. Darüber hinaus sind für bestimmte Verpackungsformate – etwa gruppierte Einweg-Kunststoffverpackungen – klare Verbote vorgesehen. Auch die Reduktion von Leerraum in E-Commerce-Verpackungen oder Anforderungen an die Wiederverwendbarkeit in der Gastronomie sind Teil des strikten neuen Ordnungsrahmens.
Während Europa mit der PPWR vorangeht, ziehen andere Regionen nach. In den USA haben einzelne Bundesstaaten wie Kalifornien oder New York eigene Verpackungsgesetze und EPR-Systeme (Extended Producer Responsibility) eingeführt. Kanada folgt mit umfassenden Produzentenverantwortungssystemen. Auch in Asien entstehen striktere Vorgaben, etwa in China, wo Verpackungsgrößen reguliert werden, oder in Indien mit neuen Rezyklatquoten. Japan, Südkorea und Australien gehen mit ambitionierten Programmen zur Abfallvermeidung voran.
Für Markenartikler und Verpacker bedeutet die neue Regulatorik: Abwarten ist keine Option. Großkonzerne wie Nestlé orientieren sich bereits an den „Golden Rules“ für nachhaltige Verpackungen – darunter Vorgaben zur Recyclingfähigkeit, Vermeidung unnötiger Verpackungsschichten und Reduktion von Kunststoffanteilen.
Der Verpackungsmaschinenbau ist in diesem Kontext nicht bloß Umsetzer, sondern aktiver Ermöglicher der Circular Economy. Nur mit entsprechend ausgerüsteten Maschinen lassen sich die neuen Verpackungslösungen effizient und konform umsetzen. Technologien zur Verarbeitung von Monomaterialien, zur Anpassung von Formaten an neue Materialeigenschaften und zur Umsetzung modularer Verpackungsdesigns werden entscheidend.
++ Matt Sieverding, CEO, Kiefel GmbH: "Wie steht es um die USA als Absatzmarkt für den Verpackungsmaschinenbau?"

4. Themenblock: Globalisierung
14.00 Uhr Matt Sieverding: "Die USA sind ein wachsender Markt mit einer konsumierenden Bevölkerung und daher für uns sehr attraktiv. Wir haben dort stark investiert in den vergangenen Monaten. Wenn man den Markt ernst nimmt, dann gibt es immer wieder neue Opportunites, die man vorher nicht wahrgenommen hat." Im Jahr 2022 erzielte Kiefel dort einen Umsatz von rund 235,2 Mio. Euro, im Jahr 2023 waren es noch 204 Mio. Euro – trotz dieses Rückgangs bleibt der US-Markt einer der wichtigsten Auslandsumsatzträger. Kiefel investiert massiv in die Präsenz vor Ort und betreibt ein eigenes US-Headquarter, um Kundennähe, Servicequalität und Reaktionsgeschwindigkeit weiter auszubauen.
Was alle aktuell umtreibt, sind die Zölle bzw. die US-Handelspolitik. DAs größte Problem ist dabei die Unzuverlässigkeit. Denn die Tarife wirken sich aus Sicht von Kiefel nicht spürbar auf die Kundenentscheidungen aus – technische Leistungsfähigkeit, Lieferfähigkeit und Service seien weit relevantere Kriterien. Relevanter auf der Kostenseite sind in der Regel Materialkosten. Bei 20 % höheren Steuern auf Maschinen schlägt sich das mit einem Plus bei den Verpackungskosten um ein bis zwei %. "Das ist also nicht unser Hauptproblem", so Sieverding. Ich glaube prinzipiell an das Land. Es ist generell sehr investmentfreudig.
++ Shatrughna Sinha, Generalkonsul, indisches Generalkonsulat: "Indien: Wachstumsmarkt der Zukunft" ++

14.40 Uhr „Wir haben das Fähigkeiten und die Rahmenbedingungen, der größte Manufacturer der Welt zu werden.“ Shatrughna Sinha zeichnete ein aktuelles und umfassendes Bild vom Subkontinent als attraktiver Absatz- wie Investitionsstandort und Produktionsbasis mit regionalem Exportpotenzial.
Der indische Verpackungsmarkt boomt, ist zuletzt um 11 % gewachsen. Die Nachfrage nach leistungsfähiger, effizienter und nachhaltiger Verpackungstechnologie ist groß. Aktuell ist Indien die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und mit über 1,4 Mrd. Menschen der größte Binnenmarkt der Welt. Bis 2030 wird der private Konsum in Indien voraussichtlich um über 80 % auf fast 6 Billionen US-Dollar steigen. Allein der Markt für verpackte Lebensmittel wächst laut IBEF derzeit mit über 8 % jährlich, der Pharmamarkt um 6–7 %. Der E-Commerce-Sektor wächst ebenfalls stark.
Gleichzeitig hat Indien beim Automatisierungsgrad in der Verpackungsindustrie noch deutlichen Nachholbedarf. Mehr als die Hälfte der Anlagen sind manuell oder teilautomatisiert. Verpackte Güter aus Indien gehen vermehrt in angrenzende Märkte wie Bangladesch, Sri Lanka, Südostasien und den Nahen Osten. Programme wie „Make in India“ oder die Production Linked Incentives
++ Cristian Reiter, CTO & Managing Director, Uhlmann Pac-System: "Risikomanagement bei Lieferketten" ++

15.20 Uhr Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie fragil globale Lieferketten sein können. Krisen wie die Corona-Pandemie, Engpässe bei Halbleitern und geopolitische Spannungen haben Schwachstellen offengelegt. Cristian Reiter zeigte, wie Uhlmann Pac-Systeme diese Herausforderungen durch ein umfassendes Supply Chain Risk Management adressiert. Herzstück des heutigen Lieferkettenmanagements ist eine strukturierte Risikoanalyse anhand neun definierter Merkmale. Diese umfassen unter anderem:
- Bonität der Lieferanten auf Basis des Creditreform-Scores.
- Bewertung nach den QDC-Kriterien (Qualität, Lieferung, Kosten),
- Analyse externer Lieferrisiken in der jeweiligen Region
- Machtverhältnisse zwischen Lieferantem und Uhlmann
- Umsatzabhängigkeit von einzelnen Zulieferern
Neben der Risikoanalyse setzt Uhlmann auf klar definierte Spielregeln für die Zusammenarbeit zwischen Konstruktion und strategischem Einkauf. Neuteilvergaben erfolgen nur an geprüfte Vorzugslieferanten. Abweichungen bedürfen der Zustimmung. Konstruktionsteams werden angehalten, Spezifikationen möglichst herstellerneutral zu formulieren. Zudem unterstützt eine KI-basierte Lieferantensuche die Integration neuer Anbieter. So wird sichergestellt, dass sowohl funktionale Anforderungen als auch Resilienz-Kriterien bereits in der Konstruktionsphase berücksichtigt werden.
Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine neue Krise kommt.
