Nachbericht zum Inno-Meeting 2024

Trends und Neues aus Experten-Sicht

VR beim 21. Inno-Meeting
Virtual Reality im Einsatz bei Recruiting, Onboarding und Vertrieb.

Innovative Verpackungsmaterialien und Methoden standen im Mittelpunkt des 21. Inno-Meetings. Die rund 160 Teilnehmer informierten sich auf der Fachtagung über Markttrends, Entwicklungen und Best Practices in der Verpackungsbranche.

Unter dem Motto "Alternative Materialien und Methoden" eröffnete Karsten Schröder, Geschäftsführer Innoform Couching und Moderator der Veranstaltung, vor ca. 160 TeilnehmerInnen das 21. Inno-Meeting, das am 21. und 22. Februar in Osnabrück stattfand. Im Programm: aktuelle Themen rund um flexible Verpackungen. Experten sprachen unter anderem über Design für Recycling, sinnvolle Folien-Werkstoffe einschließlich Regenerat, Bewertung und Vergleich nachhaltiger Verpackungen, Alternativen zu Einweg-Flexpack, Recyclingfähigkeit und Entsorgungskosten sowie der Einsatz von KI in der Verpackungsgestaltung.

Hier die Referenten und ihre Themen finden Sie in unserer Übersicht (Quelle: Pack-Consult):

Benedikt Kauertz
Benedikt Kauertz vom Ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg stellte eingangs die Grundannahmen der gemeinsam mit der GVM-Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung erstellten Studie "Kreislaufwirtschaft im Jahr 2045" vor. Der darin prognostizierte Verpackungsverbrauchs bis 2045 soll gegenüber 2021 um 27,2 % sinken. Die Recyclingquote bei Kunststoff wird im selben Zeitraum von 63 % auf 79 % steigen und der Rezyklat Einsatz von 15 % auf 53 % zunehmen. In Summe zeigen Verpackungen aus Kunststoff mehr internes Optimierungspotenzial als die Gesamtheit aller Verpackungen.
Dirk Stolte
Mit "Design for Recycling an modernen flexiblen Verpackungen" präsentierte Dirk Stolte von Ppg ein packendes Thema. Sein Beispiel "am liebsten Papier", einschließlich recyclingfähiger Siegeleigenschaften, war eine teils ernüchternde Reise durch verschiedene Materialkombinationen. Sie endete in einer zufriedenstellenden Verpackungslösung aus einem Mono-PP-Verbund. Doch auch diese Lösung bedarf noch einer Verbesserung, da sie die EU-Vorgaben bis 2030 bezüglich des Rezyklat-Anteils nicht erfüllen wird. Fazit: Nur wenn die Politik die Vorgaben mit Sachverstand, Augenmaß und ideologiefrei angeht, werden sich weiterhin nachhaltige, funktionale Verpackungen entwickeln und in den Markt bringen lassen.
Ansgar Schonlau
Ansgar Schonlau vom Verpackungshersteller Maag ging in seinem Vortrag "Umsetzung von Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit für flexible Verpackungen" darauf ein, wie das Design für Recycling (D4R) von Verpackungen zu gestalten ist. Dafür wurde zusammen mit Industriepartnern wesentliche Voraussetzungen identifiziert, beispielsweise die Verwendung recycelbarer Druckfarben. Bei den Verpackungsmaterialien ist für Maag Polypropylen das Material der Wahl.
Alexander Reiz
Der Vortrag von Alexander Reiz "Kreislaufwirtschaft mit Flexpack: Komplexität gemeinsam bewältigen" drehte sich darum, die Anforderungen an Verpackungen im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit, Machbarkeit, Marketing und Wirtschaftlichkeit zu meistern. Wie es beispielsweise heute schon gelingt, nachhaltige Verpackungen ins Verkaufsregal zu bringen, zeigte er am Beispiel eines rPET-Trays sowie einer hochgradig sortier- und recyclingfähigen Kombinationsverpackung aus Wellpappe und PET.
Matthias Wilhelm
Dr. Matthias Wilhelm von der Lober GmbH präsentierte in "Alternative Wastestreams" eine neue Technologie für das Recycling von Multilayer-Folien und stark verunreinigten Kunststoffabfallströmen aus dem gelben Sack. Das Verfahren nutzt lösemittelbasierte Großanlagen zur Trennung, Reinigung und Regranulierung von Polyolefinen. Das lösemittelbasierte Verfahren erreicht Recyclingquoten bis 80 % und ergänzt andere verbreitete Recyclingverfahren.
Vivian Loftin
In ihrem Vortrag "Europaweit Entsorgungsgebühren rechnen und Verpackungen optimieren" thematisierte Vivian Loftin, Recyda, die komplexe Berechnung der Extended-Producer-Responsibility-Gebühren (ERP) für Verpackungen in Europa. Eine lizenzbasierte Softwarelösung schafft für Inverkehrbringer von Verpackungen die notwendige Transparenz über länderspezifische Recyclingfähigkeit und Gebührenstrukturen. Sie zeigt Potenziale auf, Verpackungen im Sinne der Recyclingfähigkeit zu optimieren und dadurch Kosten zu sparen.
Michel Vanhems
Michel Vanhems, Sun Chemical Group, ging in seinem Vortrag "Siegeln und Schützen von Papier - Zukunftssichere Lösungen" auf die Einsatzbreite von Barrierepapieren, die Vielzahl geeigneter Übertragungsprozesse von Barrierelacken sowie die Wiederverwertbarkeit, Kompostierbarkeit und Konformität der Verpackungen ein. Papiere und Karton können heute mit zahlreichen Beständigkeiten und Barrieren ausgestattet werden, als auch mit Siegeleigenschaften, um sie auf Beutelmaschinen zu verarbeiten.
Franziska Kirpal
Franziska Kirpal von Tesa stellte das Nachhaltigkeitskonzept von Tesa anhand "papierbasierter Prozessbänder für sortenreine Monomaterialverpackungen" vor. Die Produkte, unter anderem ein papierbasierter Aufreißstreifen für Versandtaschen und Kartons, sind in verschiedenen Breiten verfügbar. Beim zweiten Produkt handelt es sich um ein papierbasiertes Verstärkungsklebeband. Sowohl Aufreißstreifen als auch Verstärkungsklebeband lassen sich zusammen mit faserbasierten Verpackungen materialrein recyceln.
Peter Désilets
Peter Désilets von Pacoon Sustainability Concepts skizzierte in seinem Vortrag "KI im Packaging: Vom Design bis End of Life" die Zukunft der Verpackungsgestaltung. KI bietet inspirierende Impulse im Verpackungsdesign, aber Intuition und das Gespür für Details sind weiter verbesserungsfähig. Der KI-Optimierung von Rigid Packaging geht die präzise Eingabe und Analyse von Verpackungsparametern voraus. Beim Einsatz von Rezyklaten kann KI die Qualität und den Verwendungszweck verbessern.
Valeska Haux
Valeska Haux von der Südpack-Holding betonte die Notwendigkeit des chemischen Recyclings für Lebensmittelverpackungen, da aus Recyclaten des mechanischen Recyclings keine neuen Verpackungen für kontaktsensitive Anwendungen hergestellt werden können. Das chemische Recycling ergänzt das mechanische Recycling. Bei Südpack findet der Carboliq-Prozess Anwendung. Er zeichnet sich durch eine hohe Prozesseffizienz aus und wird für Mischkunststoffe und Kunststoffe mit hohem Verschmutzungsgrad eingesetzt.
Andreas Dietrich
Andreas Dietrich ging in "Recyclingfähige Monomaterialien auf Thermoform-Anlagen verarbeiten" auf die Herausforderungen ein, die der Umstieg auf Mono-PP-Folien beim Verpacken auf Thermoform-Anlagen mit sich bringt. Mono-PP-Folien gelten in der Herstellung von Endverbraucherverpackungen als recyclingfreundliche Alternative zu klassischen Verbundfolien aus APET/PE und BOPET/PE. Andreas Dietrich zeigte Lösungen auf, wie die Verarbeitungsschritte auf den geänderten Werkstoff Mono-PP anzupassen sind.
Christian Beinert
Dr. Christian Beinert vom Fraunhofer LBF präsentierte mit "Iqpak - die recyclingfähige Mehrwegverpackungslösung" eine innovative hybride Verpackung mit eingebautem NFC-Chip für Kreislaufwirtschaft. Er ermöglicht eine eindeutige Identifizierung für Pfand, Rückverfolgbarkeit und Recycling. Zielmärkte sind Heiß- und Kaltgetränke, Milchprodukte, Säfte, Lebensmittel, Non-Food und andere Einsatzmöglichkeiten.
Matthias Wolk
In ihrer "Virtual Reality“-Präsentation zeigten Matthias Wolk (im Bild) und Tim Frank von der Vrtual X, wo VR heute bereits konkret Anwendung findet. Ihre Beispiele im Recruiting, Onboarding und Vertrieb verdeutlichten den Mehrwert, den VR heute bietet. Die Teammitglieder können sich dazu über einen internetbasierten Multiplayer von überall in die virtuelle Welt zuschalten. Die Kommunikation dort erfolgt mit Avataren, die Umgebung in der sie sich bewegten wurde als virtueller Zwilling realisiert.

Schröder schloss das Inno-Meeting mit einer kurzen Zusammenfassung aller Vorträge und verdeutlichte noch einmal die vielfältigen Entwicklungen bei Verpackungen, vom KI gestützten Design für Recycling von Verpackungen bis zu geschlossenen Kreisläufen in der Wiederverwertung und Einsatz als Verpackungsrohstoff.