neue vepackung: Herr Firmbach, wie kann man sich die Zusammenarbeit mit FPS Flexpack vorstellen? Wie eng sind Ihre beiden Unternehmen miteinander verzahnt?
Bernd Firmbach: Ein erfolgreiches Produkt oder Service besteht immer aus mehreren Faktoren. Nur wenn diese optimal zusammenwirken, ist auch ein Erfolg garantiert. So ist es auch bei der Zusammenarbeit zwischen Flexpack und Seaman Paper. Flexpack bietet die Logistik und die Transportverpackung, wir kümmern uns darum, dass das Produkt innen geschützt und optisch ansprechend verpackt ist.
Ursprünglich kommen wir aus dem Bereich der leichtgewichtigen Papiere. Diese verarbeiten wir zu Seidenpapieren, Krepppapieren und vielen weiteren Produkten. Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie. Von Anfang an waren Herr Kärst und sein Team in einigen Bereichen der Entwicklung dabei. Flexpack hat das fachliche Know-how und hat somit immer wieder zu Produktweiterentwicklungen beigetragen. Natürlich spielen hier der persönliche Kontakt und die räumliche Nähe unter anderem eine Rolle. Seaman Paper und Flexpack sind nur einen Steinwurf voneinander entfernt.
neue verpackung: Da diese durchaus verkaufsfördernd wirken können, sind nachhaltige Verpackungen vor allem bei POS-Lösungen in aller Munde. Können Sie dies bestätigen, Herr Kärst?
Tobias Kärst: Flexpack ist als Teil der Packservice Unternehmensgruppe ganz nah dran an Markenherstellern sämtlicher Branchen. Nachhaltige Lösungen sind hier besonders gefragt, insbesondere die Umstellung von Kunststoffverpackungen auf Papier- beziehungsweise Kartonverpackungen. Wir stellen jedoch fest, dass viele Kunden noch nicht genau einordnen können, was wirklich nachhaltig ist. Als Spezialist für Verpackungen aus Wellpappe klären wir immer wieder auf, dass unsere zertifizierten Produkte ein Teil des Recyclingkreislaufs sind und daher besonders ökologisch.
neue verpackung: Wie hat sich hier die Situation bei Verpackungen entwickelt, die der Endkunde nie zu Gesicht bekommt, beispielsweise Transport- oder Gefahrgutverpackungen?
Firmbach: Man darf die Verantwortung nicht nur dem Endkunden überlassen, der die verpackten Produkte im Handel kauft und recycelt. Hersteller und Industrie müssen zukünftig noch enger zusammenarbeiten, um wirklich einen entscheidenden Beitrag zu leisten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist nicht nur das reine Ersetzen von Kunststoffverpackungen durch Papier, es ist viel entscheidender, smarte Verpackungslösungen zu entwickeln, die insgesamt eine Reduzierung des Verpackungsmülls zur Folge haben. Nur so kann wirklich eine CO2-Reduzierung beim Transport und in der Logistik erreicht werden.
Trotz aller Umweltbemühungen spielt der Kostenfaktor natürlich eine Rolle. Dafür bedarf es neuer Konzepte, zum Beispiel beim Thema Mehrwegsysteme oder alternative Verpackungslösungen. So haben wir beispielweise Produkte entwickelt, die die Rücksendequoten im Onlinehandel reduzieren.
neue verpackung: Als eine Neuheit, die aus der Kooperation mit Seaman entstand, bietet Flexpack nun eine papierbasiert Einstretch-Lösung für die Transportsicherung an. Was können Sie uns hierüber erzählen?
Kärst: Seastretch ist ein komplett neues Produkt, das ähnlich verwendet werden kann wie eine Handstretchfolie. Es ist eine papierbasierte Lösung zum Umwickeln und sichern von Produkten auf Paletten. Darüber hinaus sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig, zum Beispiel nutzen Kunden die recycelbare Folienalternative zum Oberflächenschutz, oder um Produkte vor UV-Strahlungen zu schützen. Derzeit gibt es aus unserer Sicht keine marktfähige und vor allem lieferbare Alternative. Seaman Paper hat damit eine einmalige Verpackungslösung am Markt, die es so in dieser Form noch nicht gibt.
neue verpackung: Soll diese die bisher von Flexpack angebotene Stretchfolie aus LLDPE ersetzen, oder gibt es hier Einschränkungen in den Einsatzmöglichkeiten?
Kärst: Wir sind uns darüber bewusst, dass Seastretch nicht von heute auf morgen klassische Folien ersetzen kann. Aber es ist der erste sinnvolle Schritt in die richtige Richtung. Unsere Einschätzung ist, dass es für den Bereich A- und B-Load für zahlreiche Güter einsetzbar ist, die eingelagert oder per LKW transportiert werden. Das Produkt wurde in externen Laboren geprüft und durchläuft aktuell in unserem Haus einige Tests, um es weiter zu optimieren. Hier kommen zwei Experten zusammen. Ein Hersteller von Papier- und Papierlösungen und der Anwender mit jahrelanger Logistikerfahrung.
neue verpackung: Neben dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt die Branche vor allem der allgemeine Rohstoffmangel bei allen wichtigen Packmitteln. Wie sieht die Strategie von Seaman hier in Sachen Versorgungssicherheit aus?
Firmbach: Hier zahlt sich eine über viele Jahre aufgebaute Partnerschaft mit Zulieferern aus. Zudem ist eine zu zögerliche Einkaufsstrategie in derartigen Zeiten wenig hilfreich. Auch wenn diese Phase schwierig zu managen scheint, ein Verharren in Schockstarre ist kontraproduktiv. Zuerst muss ich meine Prioritäten und Strategie festlegen. Danach ist es wichtig, diese zielstrebig zu verfolgen. Liebgewonnenes und Gewohnheiten gehören auf den Prüfstand, besondere Zeiten wie diese benötigen auch kreative Lösungen.
Die Fragen stellte Philip Bittermann, Chefredakteur neue verpackung