Indien ist auf Wachstumskurs – und darum auch ein spannender Markt für den Verpackungsmaschinenbau.(Bild: OpenAI)
Am zweiten Tag der Packaging Machinery Conference 2025 hielt Shatrughna Sinha, Generalkonsul Indiens in München, einen Vortrag über die wirtschaftliche Entwicklung Indiens und die daraus resultierenden Chancen für deutsche Verpackungsmaschinenbauer.
Anzeige
Der Beitrag des indischen Generalkonsuls zeichnete ein umfassendes Bild von Indien als wachstumsstarkem Markt, attraktivem Produktionsstandort und verlässlichem Partner für die deutsche Industrie.
Der indische Generalkonsul Shatrughna Sinha spach über Möglichkeiten für den deutschen Maschinenbau in seinem Heimatland.(Bild: Packaging Machinery Conference)
Makroökonomische Stärke und Infrastrukturentwicklung
Anzeige
Sinha begann mit einem Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung Indiens. In den letzten zehn Jahren hat sich das Land von der zehntgrößten zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt entwickelt – und wird in Kürze Deutschland überholen. Mit einem stabilen jährlichen Wirtschaftswachstum zwischen 6 und 8 %, kontrollierter Inflation (unter 5 %) und einer moderaten Staatsverschuldung (57 % des BIP) bietet Indien ein solides makroökonomisches Umfeld.
Ein zentraler Wachstumstreiber ist der massive Ausbau der Infrastruktur:
130 Mrd. Euro wurden allein im letzten Jahr in Straßen, Flughäfen und Eisenbahn investiert.
In zehn Jahren entstanden 60.000 km Nationalstraßen, 84 neue Flughäfen und 31.000 km neue Bahnstrecken.
Anzeige
Auch die digitale Infrastruktur ist bemerkenswert: Mit 1,2 Mrd. Mobilfunknutzern, davon 600 Mio. mit Smartphones, und günstigen Datentarifen ist Indien führend im Bereich digitaler öffentlicher Infrastruktur. Das Zahlungssystem UPI übertrifft inzwischen die Transaktionszahlen von Visa.
40 Mio. Häuser wurden gebaut, 100 Mio. Haushalte mit kostenlosem Kochgas versorgt.
Im Bildungsbereich wurden die Kapazitäten technischer und medizinischer Hochschulen verdoppelt. Die renommierten IITs und IIMs liefern hochqualifizierte Fachkräfte für die Industrie.
Indien als Produktionsstandort
Die indische Regierung fördert gezielt die industrielle Fertigung:
Anzeige
Programme wie „Make in India“ und produktionsgebundene Anreize (Production Linked Incentive, PLI) unterstützen Unternehmen, die in Indien für den Weltmarkt produzieren.
Besonders im Fokus stehen Hightech-Branchen wie Halbleiterfertigung, für die bis zu 70 % der Investitionskosten übernommen werden.
Indien will sich als verlässliche Alternative zu China präsentieren: mit einer jungen Bevölkerung (Durchschnittsalter unter 30), demokratischen Strukturen, Rechtsstaatlichkeit und einer unternehmensfreundlichen Politik.
Verpackungsindustrie: Ein Wachstumsmarkt
Anzeige
Die indische Verpackungsindustrie ist derzeit rund 85 Mrd. US-Dollar schwer und wächst mit 11 % jährlich – bis 2029 würde so ein Marktvolumen von 143 Mrd. US-Dollar erreicht.
Treiber dieses Wachstums sind:
Steigende Einkommen und wachsende Mittelschicht (400 Mio. Menschen)
Boomender E-Commerce (Marktwert: 330 Mrd. Euro)
Nachhaltigkeitstrends: 42 % der Marken setzen bereits auf umweltfreundlichere Verpackungen
Technologische Innovationen wie Rückverfolgbarkeit und biologisch abbaubare Materialien
Anzeige
Trotz hoher Preissensibilität bietet Indien bis zu 40 % Kostenvorteile gegenüber Europa – durch günstige Energie, qualifizierte Arbeitskräfte und niedrige Produktionskosten.
Indien als Produktionsstandort für Verpackungsmaschinen
Sinha rief deutsche Unternehmen dazu auf, Indien nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Produktionsstandort zu betrachten, schließlich könnten von dort aus auch Märkte in
Afrika und Südostasien bedient werden. Die Regierung biete umfassende Unterstützung, darunter:
Plug-and-Play-Industrieparks
Schnelle Genehmigungsverfahren
Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften
Regionale Empfehlungen und Kooperationsmodelle
Auf Nachfrage empfahl Sinha je nach Zielbranche unterschiedliche Regionen:
Nordindien: Lebensmittelverarbeitung
Hyderabad: Pharmaindustrie
Westindien: Automobilindustrie
Chennai: Maschinenbau und Verteidigung
Kooperationsmodelle reichen von Vertriebsbüros über Joint Ventures bis hin zu Akquisitionen. Die Agentur Invest India unterstützt deutsche Unternehmen bei der Standortwahl und Projektumsetzung.
Diese deutschen Verpackungsmaschinenbauer sind bereits in Indien aktiv
Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG / Hauptsitz: Laupheim, Baden-Württemberg / Indien-Präsenz: Uhlmann India Pvt. Ltd. / Fokus: Blister- und Kartoniermaschinen für die Pharmaindustrie(Bild: Uhlmann Pac-Systeme)
Syntegon Technology GmbH (ehemals Bosch Packaging) / Hauptsitz: Waiblingen, Baden-Württemberg / Indien-Präsenz: Werk in Verna (Goa), Vertriebs- und Servicenetz / Fokus: Pharma- und Lebensmittelverpackung(Bild: Syntegon)
Theegarten-Pactec GmbH & Co. KG / Hauptsitz: Dresden / Indien-Präsenz: Über lokale Partner und Vertretungen aktiv / Fokus: Verpackungsmaschinen für Süßwaren und kleine Produkte(Bild: Theegarten)
Optima Packaging Group GmbH / Hauptsitz: Schwäbisch Hall / Indien-Präsenz: Optima India Pvt. Ltd. / Fokus: Pharma, Konsumgüter, Lebensmittel(Bild: Optima Group)
Multivac Sepp Haggenmüller SE & Co. KG / Hauptsitz: Wolfertschwenden, Bayern / Indien-Präsenz: Multivac India Packaging Solutions Pvt. Ltd., u. a. in Mumbai / Fokus: Verpackungslösungen für Lebensmittel, Medizinprodukte, Industrie(Bild: Multivac)
Krones AG / Hauptsitz: Neutraubling, Bayern / Indien-Präsenz: Krones India Pvt. Ltd. mit Produktions- und Servicestandorten, z. B. in Pune / Fokus: Abfüll- und Verpackungstechnik für Getränke, Lebensmittel, Pharma(Bild: Krones)
Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH / Hauptsitz: Allmersbach im Tal / Indien-Präsenz: Über Partnernetzwerke aktiv / Fokus: Pharma, Medizintechnik, Consumer Goods(Bild: Harro Höfliger)
Gerhard Schubert GmbH / Hauptsitz: Crailsheim, Baden-Württemberg / Indien-Präsenz: Vertriebs- und Servicepartner in Indien / Fokus: Toploading-Verpackungssysteme, modulare Maschinen(Bild: Schubert)
Rovema GmbH / Hauptsitz: Fernwald, Hessen / Indien-Präsenz: Über Partnerunternehmen und Servicevertretungen / Fokus: Vertikale Verpackungsmaschinen, insbesondere für Lebensmittel(Bild: Rovema)
IMA Dairy & Food (Teil der IMA Group, mit deutschen Tochterfirmen) / Indien-Präsenz: IMA Dairy & Food India Pvt. Ltd. / Fokus: Verpackung von Molkereiprodukten, Lebensmittel, Pharma(Bild: IMA Group)
Ein Teilnehmer der Packaging Machinery Conference sprach die Unsicherheit rund um neue BIS-Zertifizierungsstandards für schwere Maschinen an. Sinha betonte in seiner Antwort, dass diese Qualitätskontrollen notwendig seien, versprach aber Unterstützung bei Verzögerungen durch das Generalkonsulat.
Was versteht man unter BIS-Zertifizierungsstandards?
BIS-Zertifizierungsstandards beziehen sich auf die Normen und Vorschriften, die vom Bureau of Indian Standards (BIS) für die Zertifizierung von Produkten und Dienstleistungen in Indien festgelegt werden. Diese Standards sollen die Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit von Produkten gewährleisten, die in Indien hergestellt oder importiert werden.
Auch das Thema Recycling wurde in der Fragerunde am Ende des Vortrags angesprochen. Sinha bestätigte, dass Indien hier noch Nachholbedarf habe, aber bereits Programme zur Förderung von Recyclingtechnologien aufgelegt habe. Er lud deutsche Unternehmen ein, sich in diesem Bereich zu engagieren.